IG Metall-Chefin bei Audi: "Baden-Württemberg ist Autoland und muss es auch bleiben"
Überkapazitäten, Stellenabbau, Sparprogramme: Die Autobranche steckt tief in der Krise. Das war beherrschendes Thema beim Besuch der IG Metall-Chefin an den Audi-Standorten Neckarsulm und Heilbronn.
Massive Stellenstreichungen und Arbeitszeitverkürzungen: Das kündigte zuletzt Bosch an. Auch der Standort Abstatt ist betroffen. Bei VW sollen ganze Werke in Deutschland geschlossen werden. Tausende von Jobs stehen auf dem Spiel. Nahezu täglich gibt es neue Schreckensmeldungen aus der Automobilindustrie. Über den Zustand der Branche tauschte sich am Mittwoch Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg, mit Vertretern des Betriebsrat und der Unternehmensführung an den Audi-Standorten Neckarsulm und Heilbronn aus.
Audi: Hoffnung auf zweites Modell in Heilbronn
Besondere Bedeutung hatte bei Reschs Besuch die gemeinsame Besichtigung des Standorts Böllinger Höfe in Heilbronn: „In den Böllinger Höfen können wir Komplexität, beherrschen Klein- und Großserie und sammeln Erfahrungen mit unserem Reallabor. Dieses Können müssen wir unbedingt mit einem Nachfolgefahrzeug für den ausgelaufenen Audi R8 erhalten, um so auch die Auslastung zu sichern“, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Alexander Reinhart.

Aktuell wird das Elektroauto E-tron GT nur noch in einer Schicht mit etwas mehr als zehn Fahrzeugen täglich gefertigt. Bei Audi befindet sich aktuell ein vollelektrischer Sportwagen in der Entwicklung. Die Entscheidung darüber, wo der Zweisitzer mit dem internen Projektenamen C-Sport gefertigt wird, steht aber nach wie vor aus und soll nun aber im ersten Quartal 2025 fallen. Heilbronn gilt als aussichtsreicher Kandidat, zumal in rund zwei Jahren dort eine Batteriefertigung angesiedelt wird.
Audi Neckarsulm: Hohe Auslastung durch A5 und A7 erwartet
Betriebsratschef Rainer Schirmer, Reinhart und Resch tauschten sich in einem Hintergrundgespräch auch mit Neckarsulms Werkleiter Fred Schulze und Personalleiter Thomas Hasenbank aus. Dabei ging es insbesondere um die Transformation der Beschäftigten, die Sicherung der Arbeitsplätze und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).
Nicht Digitalisierung oder der Einsatz von KI sind das Risiko, sondern deren Verschleppung“, betonte Barbara Resch. „Baden-Württemberg ist Autoland und das muss es auch bleiben. Investitionen und Innovationen sind der Schlüssel dazu.“ Werkleiter Fred Schulze: „Unser Werk ist durch die Anläufe innerhalb der A5-Familie und durch den bevorstehenden Produktionsstart der neuen A7-Familie die kommenden Jahre gut ausgelastet." Schulze und Schirmer erwarten ab 2025 mehr als 200.000 gefertigte Fahrzeuge jährlich in Neckarsulm.
Audi AG einer der "beliebtesten Arbeitgeber in der Region"
In einer Sondersitzung bedankte sich Resch bei der IG Metall-Fraktion für die Unterstützung in der vergangenen Tarifrunde. Jonas Berhe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall der Region Heilbronn-Neckarsulm, betonte bei dem Treffen die Attraktivität von Audi als Arbeitgeber: „Die Audi AG ist in der Region einer der beliebtesten Arbeitgeber, unter anderem aufgrund der starken Tarifverträge der IG Metall. Diesen Vorsprung haben wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen mit einer hohen Beteiligung an den Aktionen und Warnstreiks in der Tarifrunde 2024 ausgebaut.“
Zuletzt hohe Investitionen getätigt
Audi hat in Neckarsulm zuletzt rund eine halbe Milliarde Euro in neue Gebäude und Produktionsanlagen investiert. Mit der Erneuerung der Lackiererei – mit geschätzten 150 Millionen Euro die größte Einzelinvestition - setzt Audi energie- und ressourcensparende Technologien ein. Bei der Fertigstellung im neuen Jahr soll die Lackiererei zu den modernsten und umweltfreundlichsten Anlagen in der gesamten Automobilbranche zählen.
"Durch Modernisierungen in der Lackiererei und weiteren Gewerken sind wir auch für die Zukunft gut aufgestellt“, sagte Werkleiter Fred Schulze. So ist etwa die neue Montagehalle bereits auf eine Mischfertigung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und E-Autos ausgelegt. 2027 startet in Neckarsulm die Fertigung von zwei Luxusstromern als Nachfolger des heutigen A8. Zu Beginn des nächsten Jahrzehnts kommt die zweite Generation des A6 E-Tron nach Neckarsulm.

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