Marsch auf Heilbronn am 18. April 1975 – als die Region Geschichte schrieb
50 Jahre nach dem historischen Marsch auf Heilbronn versammeln sich rund 240 Gäste im Audi-Forum Neckarsulm, um an den mutigen Protest von 7000 Audi-Beschäftigten gegen die drohende Werksschließung zu erinnern.
Am 18. April 1975 wurde regionale Geschichte geschrieben. Darüber sind sich alle einig an diesem besonderen Festabend im Audi-Forum Neckarsulm. Rund 240 Gäste sind gekommen, um den 50. Jahrestag des Marsches auf Heilbronn zu feiern. Jenem spontanen Marsch von rund 7000 Audi-Beschäftigten, die damit erfolgreich gegen die bereits beschlossene Schließung des Neckarsulmer Werks protestiert hatten.
Auch einige der damaligen Teilnehmer sind am Donnerstagabend nach Neckarsulm gekommen, allen voran Klaus Zwickel, der als damalige Unterländer IG-Metall-Chef den Protest organisiert hatte, und der damalige baden-württembergische Bezirksleiter der IG Metall Franz Steinkühler.

Marsch auf Heilbronn: Klaus Zwickel und die Macht der 10.000
Mit Grußworten, Talkrunden und kurzen Filmeinspielern wird an diese Tage erinnert, die im April 1975 die gesamte Region bewegten. Und es wird deutlich, warum dieser scheinbar aussichtslose Kampf erfolgreich war. Immer wieder ist von Mut und Solidarität die Rede. Und von Selbstermächtigung der Region. „Wer will etwas gegen 10.000 machen?“, fragt Klaus Zwickel im Einspieler. Für ihn war damals schnell klar. „Wir müssen es selbst machen.“
Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig ist der Marsch auf Heilbronn ein „Zeichen für den Zusammenhalt einer ganzen Region“ und ein Wendepunkt für das Audi-Werk und die Stadt Neckarsulm. Wie sein Heilbronner Amtskollege Harry Mergel erinnert Hertwig an die entscheidende Rolle, die der damalige Neckarsulmer Oberbürgermeister Erhard Klotz im Kampf gegen die Werksschließung spielte.
Harry Mergel zu 50 Jahre Marsch auf Heilbronn: Das Schicksal der Region stand auf des Messers Schneide
„Das Schicksal unserer Region stand auf des Messers Schneide“, sagt Mergel. Die Schließung des Standorts wäre eine Katastrophe für die Region gewesen. Oder, wie Audi-Betriebsratschef Rainer Schirmer es ausdrückt: „Es ging um Sein oder Nichtsein.“ Schirmer war als Sohn des damaligen Audi-Betriebsratsvorsitzenden Theo Schirmer beim Marsch auf Heilbronn dabei und sagt: „Die Ängste waren zu spüren. Das möchte ich nicht wieder erleben.“
50 Jahre Marsch auf Heilbronn: Heute geht es un die Zukunft der gesamten Autoindustrie
Herausforderungen Barbara Resch und Nadine Boguslawski von der IG Metall machen deutlich, dass es heute nicht nur um den Erhalt einzelner Werke geht, sondern um die Zukunft der gesamte Automobilindustrie. Trotz der enormen Herausforderungen sind sich die Gäste einige, dass die deutsche Autobranche eine gute Zukunftsperspektive hat.
Strobl: Gemeinsam kann man Großes erreichen
„Gemeinsam und kollektiv kann man Großes bewirken“, beschwört der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl den Geist vom April 1975. Die Fähigkeit zur Kooperation zeichne Deutschland aus, sagt der Heilbronner. Strobl wünscht sich ein klares Bekenntnis zum Automobil und zum Industriestandort Deutschland. Das sei Voraussetzung dafür, dass Baden-Württemberg auch in 50 Jahren die besten Autos der Welt bauen werde.