Audi-Werk droht Schließung: So steht es um den Standort in Brüssel
Der Autobauer Audi informiert am Freitag die 3000 Mitarbeiter im Brüsseler Werk über die schwierige Lage am Standort. Die Schließung steht weiter im Raum, eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.
Was die Heilbronner Stimme bereits Anfang Juli berichtete, scheint sich nun zu konkretisieren. Das Audi-Werk in Brüssel steht vor der Schließung. Am Freitag informierte das Unternehmen die Belegschaft des E-Auto-Werks im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über die massiven Probleme des Standortes. Bei einer Schließung des Werks würden rund 3000 Beschäftigte ihre Jobs verlieren.
Die Nachfrage nach dem Audi Q8 E-Tron ist eingebrochen
„Es gibt keine finale Entscheidung", betonte Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker. Allerdings sind die Chancen auf eine Zukunftsperspektive für das Brüsseler Werk gering. Am Standort wird lediglich der große Elektro-SUV Q8 E-Tron gefertigt, dessen Nachfrage massiv eingebrochen ist. So hat Audi 2023 in Brüssel exakt 53.555 Q8 E-Tron produziert – das Werk ist aber für eine Produktion von 150.0000 Fahrzeugen pro Jahr ausgelegt. Aufgrund der hohen Produktionskosten – Brüssel gilt als einer der teuersten Standorte im VW-Konzern – soll der Nachfolger des Q8 E-Tron dem Vernehmen nach in Mexiko gebaut werden.
Das Audi-Werk in Brüssel gilt als eines der teuersten im ganzen VW-Konzern
Audi-Manager Thomas Kretz wies darauf hin, dass das Brüsseler Werk kein eigenes Presswerk habe, was die Kosten deutlich erhöht. Zudem sei die Lage zwischen einem Wohngebiet, Bahngleisen und Autobahn ungünstig, Erweiterungen sind kaum möglich. Auch seien die Logistikkosten deutlich höher als an anderen Standorten, weil kaum Zulieferer vor Ort seien.
Belgische Medien berichten über angeblich geplante Entlassungen

Vor diesem Hintergrund ist eine Schließung des Werks wahrscheinlich, es wäre das erste Mal, dass Audi einen Standort aufgibt. Belgische Medien hatten berichtet, dass im Oktober 1500 Mitarbeiter entlassen werden könnten und im Mai 2025 weitere 1100 Beschäftigte. Für die Mitarbeiter in Brüssel gibt es anders als in Deutschland keine Beschäftigungssicherung.
Diese Berichte kommentierte Audi am Freitag nicht. Das Unternehmen verwies darauf, dass der nach belgischem Recht vorgeschriebene Informations- und Konsultationsprozess mit den Sozialpartnern laufe. Es würden konstruktive Lösungen gesucht, hieß es von Audi. Wie diese aussehen könnten, ist aber völlig unklar.
Bei einer Schließung des Audi-Werks drohen heftige Proteste in Brüssel
Klar ist, dass eine Schließung des Werks für heftige Proteste der Mitarbeiter und Gewerkschaft sorgen dürfte. Die Belgier sind streiklustig, nirgends sonst in Europa gibt es so viele Streiktage wie hier. Im Juli hatten die Betriebsräte am Audi-Standort Neckarsulm den Kollegen in Brüssel ihre Solidarität zugesichert. "Gemeinsam mit ihnen hoffen wir auf eine zukunftsfähige Lösung für den Standort", hatte Betriebsratschef Rainer Schirmer gesagt.