Der Begriff „Superzelle“ wurde laut der Webseite des Deutschen Wetterdienstes zum ersten Male im Jahre 1962 von Browning geprägt. Dieser beschrieb damit den quasi-stationären Zustand des „Wokingham-Unwetters“ im Juli 1959 in Süd-Ost-England. Fast vier Stunden lang hatte das Unwetter Hagelkörner mit einem maximalen Durchmesser von 2,5 Zentimeter in einer Spur von fast 200 Kilometern produziert.
Superzelle über Baden-Württemberg: Experte erklärt Entstehung von Wetterphänomen
Über Baden-Württemberg ist am Mittwochabend ein schweres Unwetter gezogen – mit erheblichen Schäden. Doch wie entsteht eine sogenannte Superzelle eigentlich? Ein Experte erklärt das „Kochrezept“.
Teils heftige Unwetter haben am Mittwoch schwere Schäden in Baden-Württemberg hinterlassen. Über Ulm hatte sich eine Superzelle gebildet – großkörniger Hagel, Starkregen und kräftige Windböen inklusive. Mancherorts fielen diese sogar so stark aus, dass Bäume abgerissen und Dächer abgedeckt wurden. Superzellen gelten als die größten, langlebigsten und schwersten Gewitter – doch wie entstehen sie überhaupt?
Superzelle hinterlässt Schäden in Baden-Württemberg: Wie ist sie entstanden?
Dass eine Superzelle derart heftig wütet, ist keine Seltenheit. Laut Sebastian Schappert, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, können aus einer Superzelle sogar Tornados entstehen. Doch dafür braucht es die richtigen Zutaten im „Wetter-Kochtopf“, wie Schappert es nennt.
„Zum einen müssen bestimmte atmosphärische Bedingungen herrschen“ – wie die ansteigende Feuchtigkeit und aufgeheizte Luft, die vom Boden nach oben in die kälteren Luftmassen steigt. „Das Luftpaket erwärmt sich, steigt in kältere Regionen auf und erhält somit noch mehr Auftrieb“, erklärt der Meteorologe. Dadurch entstehe eine starke Labilität der Luftmassen – ein weiterer Faktor für die Bildung von Superzellen.
Tornados als Produkt einer Superzelle: Bestimmte Faktoren zur Entstehung nötig
Noch dazu braucht es eine starke Windscherung. Soll heißen: „Die Geschwindigkeiten und Richtungen der Winde ändern sich mit der Höhe“. Das erhitzte Luftpaket steigt zwar auf, muss jedoch anderswo auch wieder herunter. Es kommt zu Auf- und Abwinden, die sich voneinander trennen und sich auch teilweise verdrehen.
Die sogenannten Fallböen oder Fallwinde sind dann auf der Erdoberfläche zu spüren – und können erheblichen Schaden anrichten. Nicht immer handelt es sich jedoch gleich um Tornados, erklärt Schappert. Diese treten nur dann auf, wenn eine Rotation am Boden vorliegt.
Letztendlich könne im Nachhinein nur durch den entstandenen Schaden nachgeprüft werden, ob es sich um einen Tornado oder um heftige Fallböen handelte. Durch die Wirbelstruktur seien die Schäden in unterschiedliche Richtungen verteilt, erklärt der Wetterexperte.
Von Blitz bis Hagel: Superzellen können erhebliche Schäden hinterlassen
Aber das sind nicht die einzigen Begleiterscheinungen von Superzellen. Heftiger Starkregen, große Hagelkörner und Blitzschläge treten ebenfalls auf. Überschwemmungen und Brände können die Folgen sein. Der Deutsche Wetterdienst weist deshalb auf seiner Webseite darauf hin: „Superzellen […] bedeuten somit für die Öffentlichkeit und die Luftfahrt eine hohe Gefahr.“ Zu spüren bekamen dies auch die Passagiere eines Ryanair-Fliegers, die am Mittwoch aufgrund von starken Turbulenzen in Memmingen notlanden mussten.
Ob Superzellen aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger auftreten können, dazu konnte der Wetterexperte keine Angaben machen. Er gibt jedoch den Hinweis, dass von einmaligen Wetterphänomenen nicht gleich auf das gesamte Klima geschlossen werden könne.