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Erneut gegen Covid impfen lassen oder nicht?

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Die Fallzahlen steigen seit Wochen, doch die Empfehlung zur Auffrischungsimpfung gilt bislang nur für einen eingeschränkten Personenkreis. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Die Corona-Herbstwelle rollt und die Verunsicherung ist bei manchen Menschen groß: Sollte man den eigenen Impfschutz lieber noch einmal auffrischen lassen, auch wenn die Empfehlung der deutschen Ständigen Impfkommission (Stiko) das nicht vorsieht? Ein Überblick:


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Für wen gilt die Empfehlung der Stiko zu einer zweiten Auffrischimpfung?

Dazu heißt es bei der Stiko: „Personen ab dem Alter von 60 Jahren sowie Personen im Alter ab fünf Jahren mit einer Grunderkrankung gemäß bestehender Stiko-Empfehlung sollen eine weitere Auffrischimpfung erhalten, wenn sie bislang drei immunologische Ereignisse hatten.“ Als „immunologisches Ereignis“ wird demnach eine Covid-19-Impfung oder eine Sars-Cov-2-Infektion gewertet.

 

Werden auch Menschen geimpft, für die diese Empfehlung nicht gilt?

Dazu sagt der Heilbronner Ärztesprecher und Hausarzt Martin Uellner: „Ich lehne niemanden ab 18 Jahre ab, der gegen die neue Omikron-Variante geimpft werden möchte.“ Er gehe davon aus, dass die meisten seiner Kollegen das nach Aufklärung ebenso handhabten, auch im Heilbronner Impfpunkt. Allerdings sei es ratsam, dass die letzte Impfung oder Infektion schon eine ganze Zeit zurückliege. Viele Experten raten zu einem Abstand von mindestens sechs Monaten.

Uellner sagt, es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass eine weitere Impfung der Gruppe der Jüngeren schade, „die Frage ist, wie ausgeprägt der Vorteil ist“. Bei der Abwägung des Für und Wider einer zweiten Auffrischung ist seiner Meinung nach auch der „psychologische Nutzen“ mit einzubeziehen. Wenn Menschen sich zum Beispiel aus Angst vor einer Infektion isolierten, sei das auch ein Grund, der für die zweite Auffrischung spreche, so Uellner.

 

Welche Empfehlungen gibt es andernorts?

Die US-Behörde CDC empfiehlt pauschal für alle ab zwölf Jahre die bivalenten, also auf die neuen Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe. Mindestabstand zur letzten Impfung: zwei Monate. Auch die Frage, ob man eine Impfung braucht, wenn man kürzlich infiziert war, wird proaktiver beantwortet. Das CDC schreibt dazu „you may consider delaying your vaccine if“ – zu Deutsch heißt das, man könne darüber nachdenken, mit der Impfung zu warten, wenn man erst kürzlich infiziert war. Der Rat in diesem Fall: Eine Wartezeit von drei Monaten ab Auftreten der ersten Symptome oder des positiven Testergebnisses. Das CDC schreibt auch: Eine hohe Inzidenz sei einer der Gründe, sich lieber früher als später erneut impfen zu lassen, auch wenn es nicht häufig vorkomme, dass man sich kurz nach einer Infektion wieder anstecke.

 

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Warum ist die Stiko so zögerlich?

Das ist ein Phänomen, das schon häufiger im Verlauf der Pandemie zu beobachten war. In Israel, den USA, Großbritannien oder anderen europäischen Ländern galten längst einschlägige Empfehlungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel Kinder, die deutsche Stiko zog erst Wochen später nach. „Die Stiko sammelt immer ganz viele Daten und lässt sich ganz viel Zeit“, das habe er schon häufiger bemängelt, sagt Martin Uellner. Bisweilen seien die herangezogenen Daten veraltet, bis endlich eine Stiko-Entscheidung vorliege.

„Das liegt an der Konstruktion der Stiko“, sagt der Schwaigerner Impfexperte Ulrich Enzel. Zum einen ist das Gremium zusammengesetzt aus Ehrenamtlichen und handelt unabhängig, zum anderen sind die Standards, die der Entscheidung zugrunde liegen, besonders hoch, vor allem, was mögliche Nebenwirkungen angeht. „Das liegt an der deutschen Impfschadenregelung“, sagt Enzel. Deshalb benötige die Stiko „eine ganz andere Studiendichte“ als zum Beispiel die US-Behörde CDC oder die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Dadurch ergäben sich Probleme, findet auch Enzel: „Das Verfahren hat die Impfkampagne in Deutschland immer wieder ganz wesentlich beeinflusst und Menschen verunsichert.“

 

Was also tun?

Enzel sagt, angesichts der zunehmenden Inzidenzen rate er dazu, sich die zweite Auffrischungsimpfung zu holen. Nach vorliegenden Daten beeinflusse sie den Erkrankungsverlauf zwar nicht wesentlich, wenn man tatsächlich erkranke. Allerdings werde dadurch das Risiko, sich anzustecken und zu erkranken deutlich gesenkt. Er selbst werde seine Impfungen sechs Monate nach seiner Covid-Infektion ebenfalls mit dem bivalenten Impfstoff auffrischen lassen.

 

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