Hotels und Gastronomie: Gäste bleiben weg, Pleiten rücken näher
Keine Erholung für Betriebe im Gastgewerbe: Viele der Befragten aus der Branche sehen bei einer Dehoga-Umfrage ihre Existenz gefährdet. Es droht eine Pleitewelle.

Die Gäste und Kunden, sie bleiben weg. Ob Restaurants, Hotels oder Caterer - die Lage in den Betrieben des baden-württembergischen Gastgewerbes hat sich zu Jahresbeginn erneut verschärft. Fast jeder dritte Betrieb im Land fürchtet laut dem Branchenverband Dehoga um seine Existenz, sollten sich die seit zwei Jahren anhaltenden coronabedingten Umsatzeinbrüche fortsetzen.
Bislang ist die große Pleitewelle unter den Betrieben zwar ausgeblieben - aber nur dank massiver Unterstützung des Staates mit Soforthilfe, Überbrückungsgeldern und Kurzarbeit. Den Verlust von zwei Jahren Pandemie allerdings machen auch die guten Umsätze des Sommers nirgends wett. Und die Hilfen drohen nun auszulaufen.
Hotels und Gastronomie: Zwei Drittel bangen um wirtschaftliche Existenz
Das geht aus der neuesten Umfrage des Dehoga Baden-Württemberg hervor, an der sich landesweit rund 1800 gastgewerbliche Betriebe beteiligt haben. Knapp zwei Drittel (60,5 Prozent) der Betriebe sehen ihren Betrieb demnach aktuell in seiner wirtschaftlichen Existenz gefährdet, wie der Dehoga mitteilte.
Und fast die Hälfte ist von staatlicher Unterstützung abhängig, um die Mitarbeiter überhaupt zu halten: 48 Prozent der Betriebe gaben an, im Januar erneut Kurzarbeitergeld für Beschäftigte beantragt zu haben.
Doch die maximale gesetzliche Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld beträgt aktuell 24 Monate. Wer seit März 2020 durchgängig in Kurzarbeit ist, für den läuft der Anspruch Ende Februar aus. Betriebe und Mitarbeiter wissen nicht, wie es ab März weitergeht. Hier ist für den Verband der Bund gefordert - ebenso wie beim Hilfsanspruch bei "freiwilliger Schließung". Wer aufgrund der Rahmenbedingungen aktuell nicht kostendeckend arbeiten könne und daher den Betrieb geschlossen halte, droht bereits Ende Januar den Anspruch auf staatliche Überbrückungshilfe zu verlieren.
"Die Ergebnisse der Umfrage sind alarmierend und zeigen, dass der wirtschaftliche Druck auf die Betriebe immer größer wird. Der drastische Umsatzrückgang, von dem die Unternehmen berichten, ist nicht bloß eine Momentaufnahme, sondern hat sich bereits im wichtigen Herbst- und Vorweihnachtsgeschäft abgezeichnet", bewertet Fritz Engelhardt, Landesvorsitzender des Dehoga, die Entwicklung.
Umsatz weit unter Vor-Corona-Niveau
Die Umsatzentwicklung blieb zu Jahresbeginn 2022 und trotz einer hohen Akzeptanz der geltenden 2G-plus-Regel in der Bevölkerung noch weit unterhalb der Vor-Corona-Normalität: Durchschnittlich meldeten die Hotels und Gastronomiebetriebe im Zeitraum vom 1. bis 16. Januar 2022 ein Umsatzminus von 54 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorkrisenjahr 2019. "Der Schluss, dass doch nur die Nicht-Geimpften wegbleiben, ist falsch", sagt Dehoga-Pressesprecher Daniel Ohl.
Auch Gruppen bleiben weg, in denen Einzelne nicht geimpft oder besonders gefährdet seien, Veranstaltungen würden abgesagt, die allgemeine Verunsicherung sei hoch. "Dazu kommt, dass viele einfach nicht mehr wissen, was jetzt eigentlich gilt", sagt Ohl.
Nun schwappe auch noch eine beunruhigende Welle der Wut und der Resignation über fehlende Perspektiven durch das Gastgewerbe, so Ohl: "Die Akzeptanz und der Rückhalt für die Corona-Maßnahmen brechen weg."