Mit Kretschmann und Co. unterwegs: Kritik an Auftritt von Max Herre in den USA
Max Herre trat bei der US-Delegationsreise von Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann im Rahmen einer Jugendkultur-Veranstaltung auf. Den Abend und ein Projekt zu einem Hip-Hop-Austausch bezuschusst das Land mit 27.000 Euro. Die Opposition übt Kritik.

Max Herre greift zum Mikrofon und stimmt die ersten Takte von "Esperanto" an, einem der größten Hits seiner Karriere. Es ist Donnerstagabend in der ersten Oktoberwoche in Los Angeles. Der Rapper tritt im Goethe-Institut auf, das sich in der Gegend MacArthur Park/Westlake befindet. Mehr als 100 Zuschauer wippen mit und freuen sich über das Privatkonzert.
Doch das ist nicht irgendein Publikum, sondern die Teilnehmer gehören überwiegend zur Delegation rund um Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), die für eine Woche durch die Vereinigten Staaten reist - nach Pittsburgh und Sacramento ist Los Angeles die letzte Station.
Debatte über 27.000-Euro-Zuschuss
Herre tritt am Abschlussabend der Delegationsreise, bei der es neben politischen Themen vor allem um die künstliche Intelligenz im Mobilitäts- und Gesundheitsbereich geht, gemeinsam mit seinem Sohn und amerikanischen Künstlern auf. Es geht um den kulturellen Austausch junger Menschen. Kretschmann hält eine kurze Rede, danach findet eine Talkrunde statt. Veranstaltet wird das Ganze vom Deutsch-Amerikanischen Zentrum (DAZ).
Nach Angaben des Stuttgarter Staatsministeriums hat Baden-Württemberg den Abend sowie weitere DAZ-Projekte mit 27.000 Euro bezuschusst. Herre, so heißt es, habe keine Gage bekommen. Lediglich der Flug aus Deutschland und die Übernachtung für ihn und seinen Sohn seien bezahlt worden. Und: Der Zuschuss des Landes sei nicht nur für den Abend, sondern auch für einen Workshop am selben Tag gedacht gewesen, an dem Herre teilgenommen hatte.
Wurden Steuermittel leichtfertig ausgegeben?
Ist es gerechtfertigt, Steuermittel für den Herre-Auftritt zu verwenden? Oder wurden hier leichtfertig Geld ausgegeben? Diese Frage will die SPD-Fraktion am Mittwoch im Stuttgarter Landtag geklärt wissen.
"Sie laufen Gefahr, solche Delegationsreisen in Verruf zu bringen", kritisiert Sascha Binder, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion. Er halte zwar generell die Reise mit Blick auf Erkenntnisse in den Bereichen Wirtschaft und Forschung für richtig, könne aber nicht nachvollziehen, warum Herre eingeflogen worden sei. Zudem: Sei es um den Austausch junger Menschen gegangen, stelle er sich die Frage, ob diese bei der Abendveranstaltung des Landes überhaupt gewesen seien. "Welche Zielgruppe hatte dieses Projekt?", stellt Binder in den Raum.
Olschowski: Bezuschusst wird eine Reihe von Veranstaltungen
Im Parlament steht dann Baden-Württembergs neue Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) Rede und Antwort. Sie erklärt, neben dem Austausch über Politik, Wirtschaft und Forschung sei es bei der Reise auch um Fragen des Jugendaustausches gegangen. Der Hip-Hop-Workshop, der am selben Tag wie die Abendveranstaltung gewesen sei, bilde zudem den Auftakt einer Reihe von Projekten, an denen deutsche und amerikanische Jugendliche beteiligt seien. Auch diese würden mit dem Zuschuss gefördert.
Opposition will weiter nachfragen
"Herr Herre war intrinsisch motiviert", sagt Olschowski weiter - und spielt damit darauf an, dass dem heute in Berlin lebenden Musikstar lediglich die Reise- und Übernachtungskosten finanziert worden seien. Bei der Reise dabei gewesen ist FDP-Wirtschaftspolitiker Erik Schweickert. "Ich dachte, Max Herre lebt in LA oder war während des Zeitraums der Reise in der Stadt. Wie andere war auch ich verdutzt, also ich hörte, er sei extra angereist", so Schweickert am Mittwoch im Landtag.
Er und Binder sind mit den Antworten Olschowskis unzufrieden - und kündigen an, mit einer parlamentarischen Anfrage an dem Thema dranzubleiben.