
Bei Weinfesten, im Besen, am Tresen, bei der Lese: Wengerter werden nicht müde, Verbraucher für die Schieflage im Weinbau zu sensibilisieren. Die Bottwartaler Winzer machen dieser Tage gar mit einer Banneraktion darauf aufmerksam: „Beste Wahl: Trink regional!
Hier wächst bald nichts mehr, es sei denn, du trinkst mit!“ So heißt es auf einem 3,50 auf 1,75 Meter großen Bauzaunbanner auf Sichtweite von Burg Lichtenberg: eines von drei unterschiedlichen Motiven, wie sie von Beilstein bis Steinheim an 16 Standorten am Straßenrand im gesamten Bottwartal stehen, für Autofahrer, Radler, Spaziergänger unübersehbar.
Die Idee dazu hatte Immanuel Gröninger (37), der Vorstandvorsitzende der Bottwartaler Winzer. „Wir wollen damit vor allem aufs Flächensterben aufmerksam machen, ohne zu jammern, eher als Gedankenanstoß,“ erklärt er. So fordere die Genossenschaft keineswegs zum übermäßigen Trinken auf, sondern zu bewusster Kaufentscheidung, nach dem Motto: Wer weniger, aber dafür umso mehr regional genießt, unterstützt Landschaft, Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft vor Ort.
„Jeder Schluck von hier ist ein Stück Landschaftspflege und ein Versprechen an unsere Heimat“, appelliert auch Gröningers Kollege Rainer Siegerle aus Beilstein an die Weintrinker der Region. Gehe der Absatz von Württemberger weiter zurück, drohe der Verlust der typischen Weinlandschaft. Nach der Traubenlese dürften weitere Flächen aufgegeben werden. Ganz einfach, weil sich der Weinbau wegen steigender Betriebskosten, sinkendem Weinabsatz und stagnierender Preise für viele Weingärtner nicht mehr oder kaum noch rentiert.
Viele Rebflächen seien wegen der Böden und Topografie ausschließlich für den Weinbau geeignet, weiß Gröninger. „Werden sie aufgegeben, verwandeln sie sich innerhalb kurzer Zeit in Brachland, überwuchert von Brombeerhecken und Gestrüpp.“ Damit gehe nicht nur das typische Landschaftsbild verloren, sondern auch ein Stück regionaler Identität. kra