Im Jahr 1242 gründete Gräfin Luitgard von Weinsberg das Zisterzienserinnenkloster Lichtenstern zum Dank für ihr wiedergeschenktes Sehvermögen. So sagt es zumindest die Überlieferung. Die Klosterkirche wurde etwa 1280 vollendet und bildet damit den ältesten noch erhaltenen Teil der Anlage im Wald bei Löwenstein.
Wechselvoll
Danach gab es allerdings eine wechselvolle Geschichte. Im Jahr 1554 wurde das Kloster als religiöse Institution aufgelöst, stattdessen verwaltete ein Klostervogt“ im Auftrag des Hauses Württemberg die Liegenschaften. Als auch diese Herrschaft 1806 zu Ende ging, zerfiel die Anlage zunächst. Durch den Aufbau einer so genannten „Kinderrettungsanstalt" 1836 ging die Geschichte jedoch weiter. Während des NS-Regimes waren unter anderem ein Arbeitsdienstlager und eine Stabsstelle der Infanterieurtergebracht. Nach dem Krieg dienten die Gebäude sogar als Notunterkunft für Löwensteiner Bürger und später als Bildungsanstalt für Lehrerinnen.
Miteinander
Der letzte grundlegende Wandel erfolgte 1963 mit der Gründung der Evangelischen Stiftung Lichtenstern. Von Anfang an standdabei das Wohl von Menschen mit einfacher oder Mehrfachbehinderung im Mittelpunkt. Es entstanden neue Wohngebäude sowie im Laufe der Zeit ein Wirtschaftsgebäude, Werkstätten und eine eigene Schule. Der Ausbau erfolgte aber nicht nur auf dem Gelände der Stiftung, auch Dezentralisierung hieß seit 1991 das Motto. Dabei wurden Wohn gruppen in der Region Heilbronn und Öhringen gegründet, dazu Arbeitsmöglichkeiten für die dortigen Bewohner aber auch für die ..Lichtensterner" geschaffen.
Bei allem steht stets der diakonische Auftrag, die Würde des Menschen und das Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten im Vordergrund. Oder wie es die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Sybille Leiß formuliert: „Wir verstehen unsere Arbeit als Ausdruck christlicher Nächstenliebe und Solidarität." Um das Wohl der anvertrauten Menschen kümmern sich momentan über 800 Mitarbeiter an den verschiedenen Standorten.
Zu diesen Außenstellen zählen beispielsweise auch das Café Samocca, das zur Gartenschau im Heilbronner Neckarbogen entstand und auch danach viel Lob einheimste für gelungene Integration. Eine andere Besonderheit ist der Pferdehof in Obersulm, wo Reittherapie, aber auch Tierpflege eine gelungene Brücke bilden. Wirtschaftlich tätig wird die Stiftung Lichtenstern beispielsweise im Willsbacher Radladen oder in der Sternboutique in Weiler. Angebote in der Altenhilfe sowie eine inklusive Grundschule in Gellmersbach runden die Palette ab.
Klosterkirche
Bei all den Neuerungen darf aber die Tradition nicht vergessen werden. Und die heißt vor allem: Erhalt der historischen Klosterkirche. Ein Spendenprojekt aus dem Jahr 2017 sammelte 230000 Euro ein, die in wichtige Arbeiten wie Sanierung des Fußbodens und der Wände investiert werden konnten. Immerhin steht die Kirche auf feuchtem Untergrund. Deshalb erfolgt die Lichtensterner Wasserversorgung über drei eigene Quellen. anz