Architektur und Action

In der Freizeit gibt es viel zu erleben, zu entdecken und auszuprobieren

Das Renaissanceschlossin Lehrensteinsfeld wurde Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Familie von Gemmingen auf noch aus dem Mittelalter stammenden Burgfundamenten erbaut. Foto: Archiv/ Ohlschläger

Der Reiz einer Region lässt sich an vielen Dingen festmachen - an der Landschaft, am Freizeitund Kulturangebot sowie am Arbeitsleben. Das Weinsberger Tal und die Löwensteiner Berge haben viel zu bieten. Und oft sind es die vermeintlich kleinen, auch eher unbekannten Dinge, die man manchmal erst auf den zweiten Blick für sich entdeckt.

Aber ganz egal, aus welcher Richtung der Besucher in die Weinbaugemeinde Eberstadt kommt, er wird vom weit sichtbaren Turm der Ullrichskirche begrüßt. Dieses Wahrzeichen markiert den Ortsmittelpunkt. Durch die landschaftlich reizvolle Lage im Eberbachtal ist die Gemeinde ganzjährig ein idealer Ausgangspunkt für ausgedehnte Radund Wandertouren.

In Weinsberg steht das Haus des Dichterarztes Justinus Kerner - im 19. Jahrhundert Treffpunkt der schwäbischen Romantik. Foto: Archiv/Maurhoff

Das Renaissanceschloss von Lehrensteinsfeld wurde Mitte des 16. Jahrthunderts durch die Familie von Gemmingen auf noch aus dem Mittelalter stammenden Burgfundamenten erbaut. Das älteste erhaltende Denkmal ist der Turm der alten Laurentiuskirche, errichtet im Jahr 1466. Durch Einsturzgefahr bedroht, wurde der Wehrturm 1998 abgetragen und 2006 mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins Wiederaufbau Wehrturm wieder aufgebaut.

Weinsberg ist nicht nur berühmt für die Burgruine Weibertreu. Hier steht auch das Haus des Dichterarztes Justinus Kerner - im 19. Jahrhundert Treffpunkt der schwäbischen Romantik und Begegnungsstätte bedeutender Persönlichkeiten aus aller Welt. Neben Therapiegeräten aus der damaligen Zeit und einer wertvollen Kunstsammlung erlebt der Gast in den ehemaligen Wohnräumen einen Hauch Kernerscher Atmosphäre. Justinus Kerner gab auch dem Kerner wein seinen Namen. Die Kernerrebe wurde in der ältesten Weinbauschule Deutschlands, dem Staatsweingut Weinsberg, gezüchtet. Die Vinothek, Wengerter und Besenwirtschaften bieten Erlebnisse rund um Wein und seine Kultur an.

800 Jahre Geschichte prägen das Bild der imposanten Stauferkirche, von wo aus es nicht weit ist bis zum Weibertreu-Museum mit seiner umfangreichen Sammlung von Darstellungen zur Weiber treubegebenheit. Wer mehr Zeit mitbringt, sollte eine Stippvisite in der typisch römischen Badeanlage machen.

Wer sich mal wieder austoben und seinen Körper spüren will, kann sich im Waldkletterpark Weinsberg mehr als einen Adrenalin-Kick holen. Neun Parcours von leicht bis schwer wollen erklettert werden. Ein Höhepunkt ist beispielsweise der Tarzan Fox, bei dem Kletterer in zwölf Metern Höhe an einem Stahlseil gesichert in ein Netz schwingen. Zwei Sprungtürme, 13 und 15 Meter hoch, vermitteln echtes Freifallgefühl.

In Wüstenrot gibt es ein wohl einmaliges Museum, das Bauspar-Museum. Hier wird die Geschichte des Bausparens erzählt, die der Ehrenbürger Georg Kropp in Wüstenrot begann. Die gleichnamige BauSparkasse ist die älteste in Deutschland, sie half mit dabei, den schwäbischen Traum von den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.


Geldgier, große Liebe und tierische Rache

GESCHICHTEN Ein an Sagen und Legenden reicher Landstrich

Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth

So wie fast jede Ortschaft ihren eigenen Spitznamen besitzt, so gibt es auch landauf, landab Sagen und Geschichten, die von Generation zu Generation weitergetragen werden. Auch die im Weinsberger Tal und den Löwensteiner Bergen gelegenen Städte und Gemeinden besitzen etliche dieser Überlieferungen. Mal listig, mal lustig und mal gruselig.

getragen werden. Auch die im Weinsberger Tal und den Löwensteiner Bergen gelegenen Städte und Gemeinden besitzen etliche dieser Überliefe

Löwensteins Burgfräulein Ein halbes Jahrtausend ist es her, als am 15. Januar 1512 der 19-jährige Graf Wolfgang von Löwenstein und die schwer in ihn verliebte 13-jährige Elisabeth, Tochter des Grafen von Hohenlohe, vor den Traualtar traten. Der glücklichste Tag ihres Lebens wurde zum Fiasko, denn während des Festes brach in der Burg Löwenstein ein Brand aus, vermutlich ausgelöst durch die vielen Hochzeitsfackeln. Der Graf trug zuerst seine frischgebackene Ehefrau ins Freie, half dann bei den Löscharbeiten und wurde schließlich durch vom Turm herabfallendes Gebälk erschlagen. Die Burg brannte nieder. Elisabeth, so will es die Sage, konnte den Tod ihres Gatten nie verwinden. Selbst nach ihrem Tod soll die trauernde Witwe immer wieder an den Mauerresten des Bergfrieds aufgetaucht sein. Über die Jahrhunderte hinweg wollen dort viele Löwensteiner deren Geist auf weißen Nebeln schweben gesehen haben.

Prälat im Silberrausch Bettelarm waren die Wüstenroter nach dem 30jährigen Krieg. Wie in ganz Württemberg zogen marodierende Banden durch den Ort, die plünderten und brandschatzten. Doch 1772 gab es für Wüstenrot einen Hoffnungsschimmer: Eines Tages erhielt derin Murrhardt lebende, naturwissenschaftlich interessierte Prälat Oettinger einige Erzproben von der Wüstenroter Pfaffenklinge. Überbracht vom sächsischen "Bergrat Riedel“, der behauptete, dass die Proben einen hohen Silbergehalt aufweisen. Riedel überzeugte den Prälaten so sehr, dass dessen Fürsprache schließlich zur Genehmigung des Bergwerks "Unverhofftes Glück" in Wüstenrot führte. Finanziert wurde es durch den Verkauf von "Kuxen“, also Anteilen an einer bergrechtlichen Kapitalgesellschaft. Für Bergrat" Riedel Anspom genug, Offiziere und Soldaten aus Ludwigsburg, darunter auch den Vater des Dichters Friedrich Schiller, zur Finanzierung eines zweiten Stollens namens ,Soldatenglück“ zu gewinnen. Auch in Erlach und Neulautern entstanden Bergwerke. Doch so sehr man auch schürfte, es fand sich kein Silber. So wuchsen trotz einer Predigt, in der Oettinger am 25. Juli 1773 die Bergleute zum Durchhalten ermahnte, die Zweifel an Riedel und dessen Expertise. Das Ende des Silberrauschs: Der sächsische Experte wurdein Löwenstein verhaftet, der Bergwerksbetrieb eingestellt, das Inventar verkauft und die Wüstenroter blieben arm.

Die ruhelose Sau vom See Wer glaubt, dass Legenden aus grauer Vorzeit stammen, der irrt, wie das Ungeheuer im Breitenauer See beweist: Als der zwischen 1975 und 1980 ausgehoben wurde, mussten viele Bauern ihr Land opfern. Darunter auch einer, der auf dem geplanten Seegelände seinen Saupferch stehen hatte. Das Projekt bedeutete das Aus - fürihn und sein Borstenvieh. Er gab auf, schlachtete die Tiere und schwor Rache. So vergrub er die Knochen seiner besten Sau genau an der Stelle, an dem ihm das Tier immer freudig entgegen gegrunzt hatte. Doch offenbar war nicht nur der Bauer, sondern auch die Sau voller Wut. Ihre ewige Ruhe fand sie nicht. Stattdessen sahen Augenzeugen von Zeit zu Zeit das Schwein wild durchs Wasser pflügen und dabei so schrecklich wüten, dass gefährliche Strudel entstanden. Immer undimmer wieder. Um dem bösen Treiben ein Ende zu bereiten, wurde schließlich der Vorschlag eines in der Schweinezucht erfahrenen Landwirts in die Tat umgesetzt: Seit in jedem Frühsommer ein paar Zentner Kartoffeln - die Leibspeise von Schweinen - ins Wasser gekippt werden, scheint das Ungeheuer vom See tatsächlich milde gestimmt zu sein. Jedenfalls hat es seither keine Badegäste, Schwimmer oder Surfer mehr in Gefahr gebracht.

Kerners dunkle Seite

Nach seinem Medizinstudium in Tübingen trat der berühmteste Sohn der Stadt Weinsberg, Justinus Kerner, 1819 dort die Stelle als Amtsarzt an. Eigentlich eher der Literatur zugeneigt, wurde er in seiner Funktion mit den dunklen Seiten der Natur konfrontiert, als er 1826 die Seherin von Prevorst bei sich aufnimmt, um deren Sonambulismus zu behandeln. Doch eine gewöhnliche Schlafwandlerin war Friederike Hauffe nicht. Heute wäre sie ein Medium, denn sie nahm Stimmen- und Lichterscheinungen wahr. Doch bis zu ihrem Tod im Jahr 1829 behandelt Kerner sie mit Magnetismus. Zum Einsatz kam ein eigens zu diesem Zweck von ihm entworfener Nervenstimmer, der noch heute im Kerner-Museum zu sehen ist. Die Therapie erfolgte nach Anweisung Hauffes, die wiederum den Ratschlägen ihres Schutzgeistes (es war die verstorbene Oma) Folge leistete. Interessanterweise hat sich die Seherin von Prevorst während dieser Jahre auch selbst als Heilerin betätigt: Sie „erfühlte“ bei Kranken bestimmte Heilmittel, die Kerner dann seinen Patienten verordnete.  

HEILBRONNER STIMME - Impressum

12 Monate - 12 Regionen: Weinsberger Tal & Löwensteiner Berge

Sonderveröffentlichung der Heilbronner Stimme. Hohenloher Zeitung, Kraichgau Stimme

Redaktion Alexander Schnell (verantw.), Alexander Rülke, Ulrike Kübelwirth, Karin Freudenberger
Titelseite HSt-Cross Media 
Anzeigen Martin Küfner (verantw.)
Verlag und technische Herstellung Heilbronner Stimme GmbH & Co. KG Allee 2.74072 Heilbronn
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