Oma und Opa wohnen weit weg

Was zum Gelingen von Fernbeziehungen beitragen kann

Trotz der räumlichen Distanz kann man sich nah sein: Mit Hilfe eines Videocalls sehen sich Großeltern und Enkel zumindest zeitweise.Fotos: Christin Klose/dpa

Webcam als Hilfsmittel Und so eine Fernbeziehung ist nicht immer einfach. „Die größte Herausforderung ist, die Nähe zu behalten - oder sie überhaupt erst herzustellen", sagt Silke Geercken. Die Journalistin und Buchautorin („Wir werden Großeltern") spricht aus eigener Erfahrung. Als ihre Enkelin neun Monate alt war, zog ihr Sohn mit ihr für drei Jahre in die USA. Die Lösung der Familie: Regelmäßige Videoanrufe. „Wir hatten einen festen Termin jeden Sonntag um 18 Uhr", sagt Geercken. „Ich habe mich mit einem Teddy und anderen Sachen ausgestattet und ein bisschen versucht, mich bemerkbar zu machen und sie anzusprechen." Das gelang gut: Als Silke Geercken zu Sohn und Enkelin in die USA reiste, war das Eis schnell gebrochen.

Begegnungen Stichwort: Reisen. Ganz ohne den persönlichen Kontakt geht es nicht - auch wenn das Fahrerei oder sogar Fliegerei bedeutet. „,,Beziehungen wachsen dadurch, dass wir uns face to face sehen. Dass Großeltern ihre Enkelkinder auf den Arm nehmen können, gerade bei kleinen Kindern", sagt Brigitte Zwenger-Balink aus München. Die Pädagogin und Familientherapeutin hat für ihr Buch „Zum Glück gibt's Oma und Opa" auch mit Großeltern gesprochen, die weit entfernt von ihren Enkeln leben.

Wenn Kinder beim Besuch von Oma oder Opa anfangs fremdeln, helfen Bilderbücher dabei, das Eis zu brechen. Fotos: Christin Klose/dpa

Vorlesen Am Ende macht's die Mischung: Auf der einen Seite die regelmäßigen Besuche, bei denen Enkel und Großeltern vom Frühstück am Morgen bis zum Vorlesen am Abend gemeinsame Zeit auskosten können. Und auf der anderen Seite der Kontakt, wenn man sich gerade nicht vor Ort sehen kann - am Telefon, per Sprachnachricht oder im Videocall.

Päckchen Doch auch Großmütter und Großväter, die nicht so sehr in der digitalen Welt zu Hause sind, müssen sich nicht schlecht fühlen. Denn Postkarten, Briefe oder Päckchen eignen sich ebenfalls, um Kontakt zu halten. „Dann haben die Kleinen haptisch etwas in der Hand und das ist ganz real wertvoll für die Enkelkinder", sagt Zwenger-Balink. Ganz generell gilt: „Das alles sind Punkte, die die Großeltern leisten müssen", so die Familientherapeutin. „Sie haben die Federführung. Die kleinen Kinder können das nicht."

Eigeninitiative Ergreifen die Großeltern selbst die Initiative, gibt ihnen das zudem das gute Gefühl, etwas zu tun - und der Entfernung nicht einfach ausgeliefert zu sein. Voraussetzung ist natürlich, dass die Generation dazwischen mitzieht und den Kontakt zwischen Großeltern und Enkeln nicht blockiert. „Je schwieriger das Verhältnis zu den erwachsenen Kindern ist, desto schwieriger ist auch das Kontakthalten zu den Enkelkindern“, fasst Zwenger-Balink zusammen. dpa / Von Ricarda Dieckmann