Gegensätze ziehen sich an. Sagt der Volksmund. Der Regisseur aus Bonn ist überzeugt: "Gemeinsamkeiten schweißen zusammen, aber Gegensätze noch viel mehr."Eine der bekanntesten Liebesgeschichten, die auf die Gegensätzlichkeit ihrer beiden Hauptfiguren bereits im Titel aufmerksam macht, ist „Die Schöne und das Biest".
Ob Bildende Kunst, Literatur, Theater, Musik und Film: Verschiedene künstlerische Gattungen haben sich des Stoffs, der auf einem französischen Volksmärchen aus dem 18. Jahrhundert basiert, schon angenommen. Prägend für viele Kinder der Neunziger dürfte sicherlich der Zeichentrickfilm von Disney gewesen sein. 2017 schob der US-amerikanische Konzern noch eine Realverfilmung nach.
„Dass es um das Biest im Menschen geht, ist ein interessantes Thema für alle, die das adaptiert haben", ist Jens Kerbel überzeugt. Und ganz aktuell wird die Geschichte für den vielseitigen Theatermann dort, wo sie die Frage nach dem Aussehen und dessen Bewertung verhandelt. ,,Das ist etwas, das uns gegenwärtig sehr beschäftigt, wenn wir uns beispielsweise ablichten für Instagram-Fotos."
Für die Freilichtspiele Schwäbisch Hall hat Jens Kerbel „Die Schöne und das Biest" nun als Kinder- und Familienstück in szeniert. Es ist in dieser Saison die erste von zwei Neuproduktionen im Neuen Globe, bereits am 8. Mai ist die Premiere gewesen.
Verantwortung übernehmen
Und darum geht es: Weil er sie abweist, wird ein schöner Prinz von einer eifersüchtigen Fee in ein Ungeheuer verwandelt. Der Fluch kann nur aufgehoben werden, wenn sich eine Frau trotz seines Aussehens in ihn verliebt. Jahre später will ein armer Kaufmann für seine Tochter Belle von einer Reise eine Rose mitbringen, versehentlich landet er im Schloss je nes verwunschenen Prinzen. Dieser ertappt den Kaufmann beim Entwenden einer Rose und verlangt von ihm als Strafe, dass er ihm seine Tochter überlässt. Belle fügt sich und ahnt, dass mehr hinter dem hässlichen Gesicht des Monsters steckt als zunächst angenommen: Wenn sie das Biest lieben kann, wird es vielleicht erlöst.
Wobei: „Die Erlösung des Prinzen spielt für uns gar nicht so eine große Rolle", sagt Jens Kerbel. Was damit zusammenhängt, dass Belles Blick unverstellt ist. „Sie hebt nicht darauf . ab, dass das Biest äußerlich deformiert ist, sondern erkennt dessen verborgenen Kern."
Die verkitschte Vorstellung von Liebe hält der 1975 geborene Rheinländer für ein Problem unserer Zeit. ,,Wir versuchen das dahin zu bringen, dass sich einfach zwei Menschen begegnen.“ Ein besonderes Augen. merk lenkt die Inszenierung zudem auf die Frage, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen für das, was man tut. Die Textvorlage der modernen Fassung stammt von der britischen Regisseurin Katie Mitchell und der englischen Dramatikerin Lucy Kirkwood.
Sprechende Kerzenständer, Uhren und Zuckerdöschen, wie man das von Disney kennt, haben die Autorinnen weggelassen und stattdessen zwei Figuren eingeführt, die die Zuschauer durch die Geschichte lotsen: Mr. Pink aus England und Cécile aus Frankreich. So können verschiedene Zeitsprünge erzählt werden", erklärt Jens Kerbel. Auch Verweise auf die englische und französische (Literatur-) Geschichte kommen so hinein.
Während Film- und Musicaladaptionen durch ihre opulente Ausstattung auffallen, sieht es auf der Bühne des Neuen Globes reduzierter aus. ,,Unser Ansatz ist die Entstehung des Theaters: der Thespiskarren, der ausgeklappt wird und auf dem alles spielt", sagt der Regisseur. Ein kleiner Holzbau wird zum Schloss oder zur Hütte, und mithilfe eines eingebauten Schnürbodens, der sichtbar bedient wird, erlebt das kleine und große Publikum laut Jens Kerbel, „wie Theater Illusionen erschafft".
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Die Schöne und das Biest
Wiedersehen mit den Nonnen
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