Eine Art ästhetische Verführung: Ausstellung mit Werken von Edita Kadiric im Museum Würth Künzelsau

Edita Kadiric: "Cocoon" - Werke aus der Sammlung Carmen Würth und Leihgaben im Museum Würth

Edita Kadiric: "The Gatekeeper", 2016. Acryl auf Leinwand. Foto: Volker Naumann

Ab Juli zeigt das Museum Würth eine Werkschau mit Arbeiten von Edita Kadiric, einer Künstlerin, die Carmen Würth für das Haus entdeckt hat. Wie erträumt – im atmosphärischen Zauber des Wortes – erscheinen die zarten, schmalgliedrigen Wesen in Kadirics Bildern. 

Doch auch wenn man sich an ikonische Heiligenbilder erinnert fühlt, ist ihre Malerei doch ganz zeitgenössisch. Dabei ist der Resonanzboden, der bei ihren Bildern immer mitschwingt, die Kunstgeschichte von der Gotik über die auratische Ikonentradition ihrer slawischen Heimat bis hin zu Jugendstil, Symbolismus und Surrealismus, woraus Edita Kadiric einen eigenen Stil entwickelt hat.

1976 in Banja Luka, (Bosnien-Herzegowina) geboren, blickt Kadiric auf eine sozialistische Kindheit und eine Jugend voller Krieg, Unsicherheit und Gewalt zurück. Ihren Magister der Bildenden Künste macht sie während des Jugoslawienkrieges in Belgrad. Heute lebt und arbeitet sie in Frankreich, Spanien und Serbien. Kadiric hat über mehrere Jahre eine Werkserie entwickelt, die sich um das Thema Kindheit dreht, ein Zyklus, den sie mit dem Begriff „Cocoon“ umschreibt – symbolisch für eine schützende Blase.

Kadiric nutzt ihre Farbpalette und setzt die Anmut ihrer Protagonistinnen zu unserer ästhetischen Verführung ein. Ihre Bilder faszinieren – und wecken doch widersprüchliche Gefühle, wenn sie das Unbehagen der Betrachtenden provozieren. Dass das, was wir anschauen, eine sinnliche Erfahrung bleibt, ist bedacht: Fasziniert von der Vielfalt an Ausdrucksformen, die die Kunstgeschichte kennt, ist dieses Erbe in Kadirics Werk greifbar. Die Zeichnung ist dabei das Medium, aus dem alles hervorgeht, so auch die in den letzten Jahren entstandenen Objekte und Animationsarbeiten, die die Ausstellung ergänzen. cid

Information

Ausstellungsdauer 

16. Juli bis 13. November


Ein Haus für Alte Meister

Johanniterkirche Hall

Als Ausstellungsort für die Alten Meister der Sammlung Würth fungiert seit 2008 die Johanniterkirche in der Altstadt von Schwäbisch Hall. Das berühmteste Exponat, die Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren, fand 2012 im ehemaligen Chor des säkularisierten Kirchengebäudes seine Heimstatt.

Die Johanniterkirche aus dem 12. Jahrhundert zählt zu den herausragenden Kulturdenkmalen in Hall. Neben Meisterwerken des ausgehenden Mittelalters – etwa von Lucas Cranach dem Älteren, Tilman Riemenschneider oder dem Meister von Messkirch – hängt hier auch ein Werk von Hans Holbein dem Älteren. Der Kernbestand der Kollektion Alte Meister, die sich der Kunst des deutschen Südwestens einschließlich des Bodenseeraumes und der Nordschweiz vom ausgehenden Mittelalter bis zur beginnenden Neuzeit widmet, bildet der von Reinhold Würth 2003 erworbene ehemals Fürstlich Fürstenbergische Bilderschatz Donaueschingen. cid