Ha, des isch doch d' Dings, wie heißt der noch amol?“ „Des isch d'Karl, den kenn'i au no.“Ähnliche Dialoge hört Josef Kruck (81) immer wieder, wenn Besucher im Pfedelbacher Heimatmuseum vor einer der Stellwände ins Gespräch kommen, sich an gemeinsame Geschichte und Geschichten erinnern oder wenn sie jünger sind etwas über die Geschichte (n) ihrer Eltern, Großeltern und Gemeinde erfahren. Seit 1987 leitet der leidenschaftliche Sammler und Heimatforscher das von ihm ins Leben gerufene Museum im ehemaligen Marstallgebäude. Dreimal im Jahr öffnet es seine Türen beim Schlossfest, Frühlings- und Weihnachtsmarkt, sonst lediglich auf Anfrage.
Erinnerungskultur Weil Heimatforschung für ihn eine „Lebensaufgabe“ ist, hat er in mehr als 40 Jahren mit viel Einsatz, Beharrlichkeit und Fleiß eine beeindruckende Sammlung von gut 25000 Fotografien, 100 Ordnern mit zig tausend schriftlichen Dokumenten und je 500 Plakaten und Gegenständen aufgespürt, zusammengetragen und so vor Verfall, Vernichtung und Vergessen bewahrt. Viele davon haben im Heimatmuseum als einem Ort heimatlicher Erinnerungskultur ihren festen Platz gefunden.
Beim Gang durchs 140 Quadratmeter große Museum offenbart sich ein breites Spektrum Pfedelbacher Heimatgeschichte (n), das Kruck „immer wieder mal ändert“ und auffrischt. Allein auf acht Stellwänden wird die Geschichte von „125 Jahre evangelische Peter-und-Paul-Kirche“ dokumentiert, aber auch Pfedelbacher „Gasthäuser, Bäcker und Metzger“ seit „vor 1900“ oder die Geschichte der Pfedelbacher Jenischen“, deren eigene Sprache noch heute im Namen der Pfedelbacher Festhalle Nobelgusch („edles Haus“) weiterlebt. Da findet sich als „Neuzugang“ neben einer Sammlung von 600 Pfedelbacher Mundartbegriffen eine Liste von 60 Ausdrücken aus dem ungarischen Budaörs, dem Ort, aus dem Josef Kruck 1946 als Kind nach Pfedelbach gekommen ist. Und da findet sich neben zig Veranstaltungsplakaten auch ein Sammelsurium heimatgeschichtlicher Alltagsgegenstände. Ob Spinnrad, Steinkrug oder Schützenscheibe, ob alte Schulbank, Schusterwerkzeuge, Mehlsäcke oder Firmenschilder.

Beginn Die Keimzelle von Josef Krucks Leidenschaft liegt im Jahr 1978, als er beim Öhringer Antiquitätenhändler Hans Köhler ein Foto des Pfedelbacher Gesangvereins Concordia von 1912 entdeckt, das ihn nicht mehr losgelassen hat“. Er macht Hermann Weber ausfindig, „den einzigen noch lebenden Sänger“ und nimmt sich vor, „in jedem Ortsteil Leute aufzusuchen“, um über sie an heimatgeschichtlich interessante Informationen und Fotos zukommen. Zwei Jahre später hat Kruck so viel Material, dass er im evangelischen Gemeindehaus seine erste Ausstellung mit „1000 Fotos aus Pfedelbach“ eröffnen kann. „So was gab es vorher nie, das hat die Leute richtig ins Gespräch gebracht.“ Für ihn Motivation genug, um weiter zu sammeln und zu forschen: In privaten Unterlagen, Vereins- und Kirchenchroniken, Gemeinderatsprotokollen, Zeitungen und in Archiven.

Kontaktpflege Vor allem aber im direkten Kontakt. So führt er einen Briefwechsel mit „Nachkommen ausgewanderter Pfedelbacher in der ganzen Welt, außer Afrika“, verfügt über ein Netzwerk von „fast 3000 Adressen“ und pflegt seine Kontakte mit jährlich „rund 200 handgeschriebenen Briefen“. Wenige Jahre nach seiner ersten Ausstellung erscheint auf seine Initiative 1987 das Heimatbuch „Pfedelbach 1037 bis 1987“.
Im selben Jahr eröffnet Josef Kruck mit der Ausstellung „,950 Jahre Pfedelbach“ das Heimatmuseum. Nicht zuletzt gibt er „leidenschaftlich gerne“ sechs Mal pro Jahr die „Heimatgeschichtlichen Blätter der Gemeinde Pfedelbach“ heraus. Er schätzt, dass er unterm Strich in Pfedelbach, aber auch in anderen Orten, „mindestens 150 Ausstellungen“ zusammengetragen hat.
Begeisterung Was Josef Kruck an der Heimatgeschichte fasziniert, ist die „Vielfältigkeit“ und „dass ich immer wieder neue Überraschungen entdecke“, aber auch die „vielen Kontakte, die man sonst nicht hätte“. Deshalb will er „auf jeden Fall weitermachen, so lange es noch geht“. Für die Zeit danach wünscht er sich, „dass es mit dem Heimatmuseum trotzdem irgendwie weitergeht“.
Juergen Koch
Ältestes Exponat
Als ältestes Exponat im Pfedelbacher Heimatmuseum gilt eine wohl über tausend Jahre alte Steinkugel, die einst zur Verteidigung diente, ein Taufkessel von 1862 aus der Schlosskapelle, ein Harmonium aus der evangelischen Kirche oder alte Uhrzeiger aus der katholischen. Nicht zuletzt Zeitgeschichtliches wie „Pixi“-Büchle oder Werbepostkarten, die „sonst jeder wegschmeißẞt“. ko