Leonas Sels aus Untergruppenbach: Besonderer Einsatz abseits des Spielfelds

In seinen jungen Jahren hat der D-Jugendspieler schon viel erlebt, ein Highlight: In den Faschingsferien wird er für mehr als eine Woche nach Ghana reisen und dort in einem Hilfsprojekt mitarbeiten.

VfB-Nachwuchsspieler Leonas Sels (Mitte) verkauft in Untergruppenbach mit Freunden an einem Nachmittag frische Waffeln für den guten Zweck. Foto: Andrea Eisenmann

Ein Leben ohne Fußball? Für Leonas Sels aus Untergruppenbach ist dieser Gedanke nur schwer vorstellbar. Von Kindesbeinen an ist das runde Leder ein ständiger Begleiter des Elfjährigen. Zunächst kickte er viele Jahre beim TSV Untergruppenbach, später beim VfR Heilbronn. Seit mehr als einem Jahr gehört er dem Nachwuchskader des VfB Stuttgart an. Vier Mal Training in der Woche, Spiele am Wochenende, oft auch die Fahrt in weiter entfernte Städte. Und Schule natürlich. Leonas Sels besucht die siebte Klasse des Justinus-Kerner-Gymnasiums (JKG) in Heilbronn-Sontheim.

In seinen jungen Jahren hat der D-Jugend-Spieler dadurch bereits viel erlebt, doch ein Highlight hat er noch vor sich: In den Faschingsferien 2025 wird er für mehr als eine Woche nach Ghana reisen und dort in einem Hilfsprojekt mitarbeiten. Mit diesem Vorhaben verfolgt die Nachwuchsabteilung des VfB ein klares Ziel: nicht nur das fußballerische Talent der Kinder, sondern auch deren Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

„Kokrobite ist eine Kommune im Westen von Accra, die vor allem vom Fischfang lebt“, erzählt der Gymnasiast. Allerdings hätten sich die Arbeitsmöglichkeiten dort in den vergangenen Jahrzehnten so sehr verschlechtert, dass die Fischerei den Familien kaum noch ein ausreichendes Einkommen garantiert. Die Folge: Viele können sich den Schulbesuch ihrer Kinder, verbunden mit den Kosten für Essen, Uniform, Bücher und Schuhe nicht leisten. Was erschwerend hinzu kommt: Viele Eltern können selbst nicht lesen und schreiben.

Aufgaben Mit seinen Teamkollegen wird der Elfjährige aber nicht nur die Lehrer in Ghana beim Unterrichten - zum Beispiel im Fach Matheunterstützen, die Hauptaufgabe der jungen Spieler wird sein, sich um den Bau sogenannter Aquaponic-Tanks zu kümmern. Dahinter verbergen sich Becken, die nicht nur zum Lebensmittelanbau als Wasserspeicher für Hochbeete, sondern auch für die Fischzucht eingesetzt werden. „Dafür müssen wir alte, nicht entsorgte Plastikflaschen mit Sand füllen. Diese werden dann wie „Ziegel“ in einem großen Kreis gestapelt und betoniert“, berichtet Leonas Sels. Mit den so entstandenen Behältern gelingt es, dass die Menschen in Kokrobite unabhängiger von den überfischten Küstengebieten werden.

Ebenso wichtig, wie der Aufenthalt vor Ort, ist auch die Vorbereitung. Die jungen Kicker sehen sich der Aufgabe gegenüber, das Geld zur Unterstützung des Projekts in Höhe von 350 Euro selbst zu verdienen. Vom Kleiderverkauf über Autoputzen bis hin zum Laubfegen in der Nachbarschaft sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Auch Leonas Sels hat sich Gedanken gemacht, wie er sich engagieren kann. Und so stand er mit Unterstützung seiner Freunde Anfang Oktober mehrere Stunden vor dem Einkaufszentrum Edeka/ DM in Untergruppenbach, verkaufte gemeinsam mit Freunden Waffeln und informierte mit Hilfe einer Stellwand Passanten über das Projekt in Ghana. Der Lohn an diesem Nachmittag: Rund 750 Euro landeten in der Spendenkasse.

Redakteurin Andrea Eisenmann

Kinderhilfsprojekt

Vor etwa 20 Jahren wurde das Kokrobite Chiltern Centre (KCC) gegründet, das Kindern im Alter von vier bis 18 Jahren den Schulbesuch finanziell ermöglicht und sie auch außerhalb der Unterrichtsräume unterstützt - angefangen von medizinischen Untersuchungen bis zum Haarschnitt. Auch für die Freizeit der Kinder gibt es Angebote, dazu gehören Sportarten wie Fußball, Cricket und Volleyball. ae