Vom Jetlag bis zum Sonnenbrand: Die menschliche Seiten der Pflanzen

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum geheimen Leben des Grünzeugs

Mit einem raffinierten „Sonnenschirm“ schützt sich das Edelweiß vor der gefährlichen ultravioletten Höhenstrahlung. Foto: dpa

Von wegen, "ist ja nur ne Pflanze!“ Wer das behauptet, dem ist bislang entgangen, welche sensible Seiten das Grünzeug aufweist: Denn Pflanzen können ganz schön menschlich sein. Sie fühlen, hören und reagieren wie wir auf Krankheiten und unvorhergesehene Ereignisse. Ganz schön kurios, was Wissenschaftler im Laufe der Zeit darüber erforscht haben.
Jetlag: Genau wie Menschen haben Pflanzen eine innere Uhr, die ihren Bio-Rhythmus steuert und die von der Sonne beeinflusst wird. Dadurch wissen sie zum Beispiel genau, wann es Zeit ist, ihre Blüten zu schließen. Gerät dieser Rhythmus durcheinander, wachsen sie deutlich schlechter. Sie leiden unter Jetlag.
Sonnenbrand: Zwar brauchen Pflanzen für ihr Wachstum die Fotosynthese. Doch zu viel Sonne kann ihnen schaden. Wird eine Pflanze vom Schatten in die pralle Sonne gestellt, hat sie zu wenig Zeit, um Schutzpigmente zu bilden und bekommt einen Sonnenbrand. Die Blätter verfärben sich. Dann heißt es: raus aus der Sonne, gut gießen und die betroffenen Blätter entfernen.

Sonnenschutz: Es gibt aber auch Pflanzen, die einen eigenen Sonnenschutz entwickelt haben. Das Edelweiß etwa hat eine faszinierende Strategie entwickelt, um sich vor der intensiven UV-Strahlung in alpinen Höhen zu schützen: eine filzige Behaarung, die das Sonnenlicht reflektiert und und die Menge an UV-Strahlung reduziert. Eine dünne Wachsschicht auf den Blättern dient als natürlicher Sonnenschutz, reduziert die Verdunstung und schützt vor Austrocknung. Außerdem öffnen sich die Blütenblätter erst nachts oder in den frühen Morgenstunden. Dadurch wird die direkte Sonneneinstrahlung während der heißesten Tageszeit vermieden. Zudem schützt sich das Edelweiß mit seiner charakteristisch weißen Farbe, die durch sogenannte Anthocyane verursacht wird. Diese Pigmente absorbieren UV-Strahlen und bewahren die Pflanze vor Schäden.

Gleichbehandlung: Wer wird denn da beleidigt sein, wenn er nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommt wie sein Nachbar? Klar: die Pflanze. Stehen zwei Exemplare nebeneinander, und die eine wird schlechter gepflegt als die andere, setzt diese sogenannte Phytohormone frei, die auch die besser versorgte Pflanze eingehen lassen. Grünzeug mit dem geredet, das angefasst oder gestreichelt wird, wächst nachweislich schneller und bleibt von Krankheiten verschont.

Fieber: Werden Pflanzen von Viren oer Bakterien angegriffen, können sie - wie wir Menschen - darauf mit Fieber reagieren. Ähnlich wie wir haben sie dann eine erhöhte Temperatur, die Keimen das Leben schwermachen soll. Die Pflanzen setzt Fieber als eine Abwehrwaffe des Immunsystems ein.
Hilferuf: Leiden Pflanzen unter Trockenheit, rufen sie nach Wasser. Dies haben Forscher der Universität in Tel Aviv herausgefunden. Die Geräusche seien in etwa so laut wie beim einem normalen Gespräch, doch die Frequenz in der das Grünzug sendet, ist für das menschliche Gehör zu hoch und demnach nicht wahrnehmbar.

Unterhaltung: Auch Geranie und Co. können unter Langeweile leiden und wollen unterhalten werden - gerne mit Musik. Diese sollte aber klassisch sein. Den Pflanzen, denen man Mozart oder Schubert vorspielte, wuchsen schneller, hatten größere Blätter gebildet und brachten aromatischere Früchte hervor. Auf Heavy Metal und Hardrock reagierten sie ganz anders. Weil ihre Membranen den „Hard and Heavy-Sound“ nicht abkönnen, verkümmerten sie und gingen ein.

Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth