Zwei Leben auf zwei Rädern

PORTRÄT: Berthold und sein Sohn Anouk Probst sind leidenschaftliche Zweirad-Fans

Anouk Probst ist frischgebackener Zweiradmechanikermeister und leitet die Werkstatt. Fotos: Stefanie Pfäffle

In ihrem Leben dreht sich fast alles um den Drahtesel in seinen unterschiedlichsten Ausführungen: Berthold Probst, 63, ist Geschäftsführer von Zweirad Probst in Lauffen, sein Sohn Anouk Probst, 26, Werkstattleiter und designierter Nachfolger. „Wenn ich nicht Rad fahre, denke ich über neue Räder nach“, gibt der Junior lachend zu. Eines seiner neun Exemplare, ein schmuckes Rennrad, hängt aus Platzgründen sogar über seinem Bett. 

Motocross gefahren
1971 machte Berthold Probst Senior sein Hobby zum Beruf. Damals drehte sich in der kleinen Garage und kurz darauf an der Stuttgarter Straße aber fast alles um Motorräder. Auch als sein Sohn nach seinem Maschinenbaustudium 1984 gemeinsam mit seinen Geschwistern den Betrieb übernahm, lag der Fokus noch auf der motorisierten Variante des Zweirads. „Wir waren spezialisiert auf Gespannbau, dadurch war ich durchaus in der Konstruktion tätig“, erzählt Berthold Probst, der bereits während des Studiums beschloss, ins Geschäft einzusteigen. Kein Wunder, auch er war schon als kleines Kind vom Virus infiziert worden. „Ich hatte ab dem siebten Lebensjahr mein eigenes Motorrad und bin Motocross in Frankenbach gefahren.“ Wie der Papa, der Bruder und später seine Söhne. Hatte der Vater Zeit, kurvte der Steppke damit über die Strecke, wenn nicht, dann tat er das eben mit dem Fahrrad. „Aber alle halbe Jahre war der Rahmen kaputt, dadurch hab ich gezwungenermaßen auch früh das Schrauben gelernt“, erzählt er grinsend. 

Zukunftsträchtig
Irgendwann wechselte sowohl das persönliche Interesse als auch der geschäftliche Fokus eher hin zum Fahrrad, ein bisschen aus Vernunftgründen, aber auch, weil Berthold Probst die wirtschaftlichen Chancen in diesem Bereich besser einschätzte. „Wir haben uns im Studium schon mit Umweltproblemen auseinandergesetzt, sahen Prognosen, die heute leider eingetreten sind, deswegen erkannte ich damals schon, dass das Fahrrad das Fortbewegungsmittel der Zukunft sein wird“, erinnert sich der Geschäftsführer. Seit rund 20 Jahren ist Zweirad Probst jetzt schon ein reines Fahrradgeschäft, die letzte Hebebühne wurde vor vier Jahren ausgebaut. 

Pure Begeisterung
Anouk Probst kennt den Familienbetrieb also eigentlich fast nur als Fahrradgeschäft. Trotzdem ist auch er bis etwa vor vier Jahren Motocross gefahren, bevor er dann ganz auf den Radsport umschwenkte. Pendeln, Mountainbike, Downhill, Rennrad, der frischgebackene Zweiradmechanikermeister macht einfach alles, was ein Fahrrad hergibt. Seine neun Räder – der Vater besitzt nur vier – sind natürlich nichts von der Stange. Bei jedem wird stundenlang nach den richtigen Teilen gesucht, um sie farblich und technisch abzustimmen. „Dann sind sie auch besonders schön und können an der Wand hängen.“ Anouk Probst ist von klein auf ein begeisterter Radfahrer, fuhr auch da mit sechs Jahren schon die ersten Rennen. Bereits in der fünften Klasse weiß er, das ist, was ich mal beruflich machen will. Klar, dass er später mit im Laden hilft und Ferienjobs übernimmt. „Ich hab einfach Spaß daran, ich laufe jeden Tag durch den Laden und finde wieder ein Rad, das mich begeistert.“ 

Große Auswahl
Bekanntermaßen ist die Auswahl da inzwischen riesig, für jeden Bedarf gibt es ein spezielles Rad. „Es gibt aber auch Kompromissräder, die alles abdecken“, betont Berthold Probst, der auch leidenschaftlich gern in einer Band spielt. Mit einem Rennrad macht das schnelle Fahren auf der Straße aber halt mehr Spaß als mit einem Mountainbike. 

Beide bevorzugen das Radeln ohne elektrische Unterstützung, weil der Spaßfaktor aus ihrer Sicht einfach größer ist, sehen aber natürlich auch die Vorteile von E-Bikes. Besser als ein Auto seien sie sowieso. Stefanie Pfäffle