Der Großvater betrieb einen Landhandel und verkaufte bei den Bauern auf dem Land Berufsbekleidung. Die Eltern, Margit und Martin Röther gründeten 1972 ihren Jeansladen in der Innenstadt von Schwäbisch Hall. Damals konnten sie nicht ahnen, dass aus ihrem kleinen Geschäft einmal ein richtig großes Familienunternehmen erwachsen sollte. 1996 wurde der Firmensitz nach Michelfeld verlegt. Einer der beiden Geschäftsführer ist Sohn Michael Röther. Die Heilbronner Stimme sprach mit den Chef von mehr als 2500 Mitarbeitern über Mode, sein Leben und seine Träume.
Sie sind Geschäftsführer des Modepark Röther. War Ihnen der Weg in die Wiege gelegt oder haben Sie so ihren Traumberuf gefunden?
Michael Röther: Weder noch. Ich hab nach dem Abi BWL studiert und dann eine zeitlang im Familienunternehmen gearbeitet. Eigentlich wollte ich wieder weg, bin dann aber kleben geblieben – und damit sehr zufrieden.
Viele Unternehmen beklagen derzeit, dass es vor allem der Modebranche schlecht geht. Sie hingegen expandieren mit Ihrem Familienunternehmen. Was machen Sie anders als andere?
Röther: Unserer Branche geht es nicht im Allgemeinen schlecht. Schlecht geht es nur einzelnen Unternehmen. Das war beispielsweise bei „Ahlers“ so, die wir im vergangenen Jahr übernommen haben. Die Kette hatte für die Umsätze, die gemacht wurden viel zu hohe Kosten. Das haben wir korrigiert.
Und die Übermacht des Onlinehandels ist für Sie überhaupt kein Problem?
Röther: Der Onlinehandel hat keine Übermacht. Das hat sich nach Corona wieder gedreht. 70 Prozent der Kunden kaufen ihre Mode vor Ort. Sie schätzen es, die Ware direkt anzuprobieren und sich dabei beraten zu lassen. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr auch unseren Online-Ship aufgrund der hohen Verluste wieder geschlossen.
Was macht die Modepark Röther-Filialen für die Kunden so attraktiv?
Röther: Wir haben leicht erreichbare Filialen. Überall große Verkaufsflächen und ein breites, attraktives und qualitativ hochwertiges Angebot im mittelpreisigen Segment sowie eine erfolgreiche App/ Kundenkarte mit vielen Vorteilen. Dazu kommen Mitarbeiter, denen ihr Job Spaß macht – und natürlich die kostenfreien Parkplätze vor der Ladentüre. Das alles wissen die Kunden zu schätzen. Immerhin besuchern die uns in einem Radius von bis zu 5t0 Kilometern.

Mitarbeiter zu finden ist für die Röther Modeparks auch kein Problem?
Röther: Nein. Aber wir haben natürlich extrem viele Teilzeitkräfte. Vor allem Mütter. Männer hingegen arbeiten eher Vollzeit. Aber ohne die vielen Teilzeitkräfte könnten wir unser Unternehmen gar nicht führen.
Apropos Unternehmensführung. Als Geschäftsführer gibt es für Sie ja keine 40-Stunden-Woche. Bleibt da noch Zeit für Hobbies?
Röther: Ein Unternehmen lebt ja nicht nur von der Geschäftsleitung, sondern von vielen engagierten Mitarbeitern. Es macht ja keinen Sinn, dass sich einer abarbeitet und die andern sich ausruhen. Deshalb nehme ich mir schon Zeit für meine Familie. Und ich spiele noch gerne Tennis.
Als Geschäftsführer eines Modeunternehmens muss ich Sie das fragen – wie mode-affin sind Sie persönlich?
Röther: Mode macht mir Spaß. Und Mode ist ein sehr emotionales Produkt. Aber ich bin kein Mode-Avantgardist. Ich bin niemand, der auf der Straße auffällt, weil er so extravagant gekleidet ist.
Gibt es derzeit einen Modetrend, den Sie gut finden?
Röther: Ja. Was toll ist, ist dass die Mode wieder weiter und damit auch bequemer wird. Das kommt mir eigentlich sehr entgegen. Allerdings konnte ich mich bislang noch nicht dazu durchringen, etwas von diesen ganz weiten Sachen zu tragen...
Es gibt gute Mode und schlechte Mode. Was macht gute Mode für Sie aus?
Röther: Gute Mode besteht aus schönen Stoffen, guter, farbechter Qualität, zeitgemäßen Schnitten – und sie muss interessant sein. Also was haben, was einen hingucken lässt.
Wenn Sie als Unternehmer einen Wunsch frei hätten, welcher Wunsch wäre das?
Röther: Da würde ich mir auf jeden Fall Bürokratieabbau und eine Vereinfachung des Bauplanungsrechtes wünschen. Das was wir haben, wird dem Einzelhandel in den Städten nicht mehr gerecht. Da mangelt es oft am Angebot für die Kunden und wenn man sich dort ansiedeln will, wird es einem schwer gemacht.
Herr Röther, vervollständigen Sie bitte folgende Sätze: Familie bedeutet für mich...
Röther: ... ganz viel Freude mit meiner Frau, meinem Sohn und meiner Verwandtschaft. Außerdem bietet mir Familie Halt in einer festen Struktur.
Mode macht Freude...
Röther: ... weil sie erfrischend anders ist, weil sie überraschen kann, weil es Spaß macht, sich gut anzuziehen, und weil Mode einfach schön ist.
Die größte Modesünde bei Männern ist..
Röther: ... eigentlich würde ich sagen: Socken in Sandalen, aber das ist ja gerade groß angesagt. Zumindest in Weiß.
Unser Familieunternehmen hat Zukunft, weil...
Röther: ... wir ein junges Team haben, und weil wir glauben, dass der stationäre Einzelhandel auch weiterhin gefragt sein wird.
Das beste, was ein Mitarbeiter über mich sagen kann, ist...
Röther: ... dass er gerne mit mit zusammenarbeitet.
Glück ist für mich...
Röther: ... Zufriedenheit und Erfüllung.
Mein Lebensmotto ist...
Röther: ... mach alles. Aber mach alles, was du tust, mit Freude. Urike Kübelwirth, Redakteurin
Zahlen und Daten
Der Modepark Röther betreibt 51 Filialen in zwölf deutschen Bundesländern sowie in Österreich. 2500 Mitarbeiter, darunter 155 Auszubildene sind für die mehr als 2,4 Millionen Stammkundenda. Die haben die Auswahl aus über 300 Marken und sechs Millionen Kleidungsstücken. Die Gesamtverkaufsfläche beträgt 278000 Quadratmeter. Dort werden Markenwelten für Damen, Herren, Young Fashion, Kinder, Wäsche und Accessoires präsentiert. Geführt wird das 1972 in Schwäbisch Hall gegründete Familienunternehmen von den Geschäftsführern Michael Röther und Fabian Messner. kü