Stadionsingen beim VfB Stuttgart: Der Funke springt nicht über
Das Weihnachtskonzert des VfB Stuttgart hat zweifellos Potenzial. Dass Künstler und Publikum bei der Premiere am Dienstagabend nicht recht warm miteinander wurden, hatte ausgerechnet mit Fußball zu tun.
Zur Vorweihnachtszeit gehört nicht nur der Besuch eines Weihnachtsmarktes, sondern auch das gemeinsame Singen dazu – auch für einen guten Zweck. Erstmals fand am Mittwochabend in der Stuttgarter MHP-Arena ein Stadionsingen statt. „Alle Jahre wieder“ soll künftig in der Heimspielstätte des VfB Stuttgart das Weihnachtskonzert für einen Abend den Ton angeben.
Erst als VfB-Star Deniz Undav auf die Bühne trat wurde es laut in der MHP-Arena
Es ist eben ein Fußballstadion und kein Konzertsaal: Richtig laut wurde es in der mit etwas mehr als 15.000 Besuchern spärlich gefüllten Arena erst ganz am Ende, als die Mannschaft des VfB Stuttgart auf die Bühne trat und Publikumsliebling Deniz Undav von den Videoleinwänden grinste. Die Kurve intonierte zunächst „Ja, der VfB“ statt „O du Fröhliche“. Das Publikum hielt sich selbst bei Laune.
Nein, es lag nicht an Andrea Berg, Vanessa Mai oder The BossHoss, dass die Premiere des Arena-Advents eine lahme Nummer wurde. Schon gar nicht an den famosen Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, die den Größen die Show stahlen. Die Szenerie war schlicht zu weit weg. Gähnende grüne Leere und etwa 100 Meter trennten die Bühne von den ersten Rängen auf der Haupttribüne. Gepflegtes Kurzpassspiel zwischen Menge und Protagonisten will da nicht aufkommen, auch wenn hin und wieder La Ola durch das Stadion schwappte.
Rasen der MHP-Arena wird geschont für Partie gegen St. Pauli
Der Rasen ist heilig. Am Samstag spielt der VfB in der Bundesliga gegen St. Pauli. Am Rande war zu hören, dass man sich durchaus einen anderen Rahmen hätte vorstellen können, mit der Bühne auf dem Feld oder Publikum auf dem Rasen. Vielleicht beim nächsten Mal. So mühten sich die Stars nach Kräften, die fußballfeldgroße Lücke zuzusingen.
Der Sound war fein, zumindest auf der Haupttribüne. So kamen die Zuschauer in den Genuss eines gänsehauttauglichen „Gloria“ von Patricia Kelly, die später mit Gregor Meyle „Stille Nacht“ anstimmte und einen der wenigen Mitsing-Momente bescherte. Aisata Blackmann ließ mit „All I want for Christmas“ ahnen, warum sie in der Rolle der Tina Turner im Stuttgarter Musical gefeiert wurde. Vincent Gross lieferte Schunkel-Sound mit „Ein bisschen Glühwein muss sein“.
Weihnachtssingen in Stuttgart: VfB hat noch Luft nach oben
Dann, VfB-Altstar Guido Buchwald hatte noch die Weihnachtsgeschichte verlesen, war schon wieder Schluss – mit Team und Offiziellen des Gastgebers, der sich das Format beim Weihnachtssingen in anderen Arenen abgeschaut hat. In Dortmund singen da schon mal 70.000 ihre Weihnachtsweisen. In dieser Hinsicht hat der VfB Luft nach oben. Das Konzert hat allemal das Zeug zur Bundesliga-Spitzengruppe. Wenn man in Bad Cannstatt eines weiß, dann das: Erfolg braucht Geduld.
Schlagersängerin Andrea Berg hat bereits die Neuauflage im nächsten Jahr angekündigt. „Dann“, sagte sie, „machen wir die Bude voll.“
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