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Guido Buchwald in Heilbronn: Was der VfB-Legende am Nachwuchsfußball missfällt

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Der Stuttgarter Meisterspieler von einst spricht über die aktuelle Situation beim VfB und die Neuzugänge. In seinen Camps unterrichtet er Kinder, die seinen Namen googeln – und dann das WM-Finale von 1990 bei Youtube anschauen. 


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Guido Buchwald hatte den richtigen Riecher: „In Köln ist viel drin. Der VfB muss jetzt auswärts mal punkten“, sagte der Ehrenspielführer des VfB Stuttgart am Sonntagmittag am Rande des SV-Fußballcamps beim VfR Heilbronn, dem letzten von süddeutschlandweit 20 in diesem Jahr. „Die gewinnen auch ohne mich“, orakelte er vor dem 2:1-Erfolg am Sonntagabend. Gesagt, getan.

Als Markenbotschafter ist Buchwald in engem Austausch mit den VfB-Verantwortlichen und aktuell rundum zufrieden. „Die letzten Jahre hat der Verein sehr viel richtig gemacht.“ Dem Transfersommer gibt der zweimalige Deutsche Meister mit den Stuttgartern die Note 2+. „An den Talenten, die man aus dem Ausland geholt hat, an denen wird man noch viel Freude haben“, ist sich Buchwald sicher. Auch wenn Quervergleiche schwierig sind – was von sich selbst sieht Buchwald in den heutigen VfB-Verteidigern? „Jeff Chabot hat ein bisschen die Figur von mir. Finn Jeltsch macht, was ich auch früher gerne gemacht habe. Nach Ballgewinnen schnell nach vorne spielen.“ Eine Top-Sechs-Platzierung sollte es am Saisonende schon sein, das gebe der Kader absolut her, findet der 64-Jährige.

VfB Stuttgart in der Europa League: Guido Buchwald freut sich aufs WM-Finalstadion von 1990

Als Club-Botschafter ist Buchwald viel unterwegs. „Das ist auch ganz schön umfangreich und mit vielen Terminen mit der VfB-Stiftung und bei Sponsoren verbunden“, sagt er. Am angenehmsten sind dabei natürlich die Reisen zu internationalen Spielen mit dem Brustringclub. Auf ein Reiseziel mit dem VfB Stuttgart in der Europa League freut er sich am meisten: „Rom ist für mich natürlich was ganz Besonderes, da bin ich Weltmeister geworden.“ Zu seinen aktiven Zeiten beim VfB von 1983 bis 1994 waren die Stuttgarter quasi Europapokal-Dauergast.

Der Mann mit dem Brustring: Guido Buchwald ist auch mit 64 Jahren noch für die VfB-Traditionself am Ball, so wie hier im vergangenen Sommer.
Der Mann mit dem Brustring: Guido Buchwald ist auch mit 64 Jahren noch für die VfB-Traditionself am Ball, so wie hier im vergangenen Sommer.  Foto: IMAGO/Hansjürgen Britsch

1988 stand Buchwald bei der Einweihung des Heilbronner Frankenstadions gegen den VfR Heilbronn (9:1) auf dem Rasen. Buchwalds Blick geht vom Nebenplatz zum Stadion hinüber, dessen Rasen derzeit gesperrt ist. „Ich kann mich noch dran erinnern“, sagt er über den 16. August vor mehr als 37 Jahren – und auch an die vielen Testspiele davor in noch jüngeren Jahren mit den Stuttgarter Kickers in der Region. „Unser Manager Dieter Dollmann kam ja von hier“, sagt Buchwald, der von Freitag bis Sonntag sein Wissen an 83 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren weitergegeben hat.

Buchwald genießt es, das Gesicht der Fußballschule zu sein: „Ich bin jetzt in einem Alter, indem ich mache, was mir Spaß macht.“ Frei zu sein, sich nicht wie ein Trainer oder Manager als Angestellter eines Vereins in die Abhängigkeit zu begeben. Freude bringt eben auch so etwas: „Am zweiten Tag der Fußballcamps kommen die Kids und sagen: Ich habe dich gegoogelt und mir das WM-Finale von 1990 bei Youtube angeschaut.“

Guido Buchwald über Kinder- und Jugendfußball: Grätschen und Bälle halten, das gibt es nicht mehr 

Die Reformen im Kinder- und Jugendfußball sieht Buchwald hingegen kritisch. Zum Beispiel, dass in gewissen Altersklassen die Funino-Spielweise dominiert, bei der es vier kleine Tore und keinen Torwart gibt. „Viele Ballkontakte sind ja schön. Aber wie soll denn ein kleiner Torhüter lernen, den Ball zu fangen?“, sagt Buchwald: „Defensiv-Aktionen gibt es gar nicht. Dieses Unbedingt-das-Tor-verhindern auch nicht. Zweikämpfe braucht es doch auch.“ Eine einst vielgepriesene und auch von Buchwald verkörperte deutsche Fußball-Qualität gehe so verloren: „Was mal die deutsche Stärke war, das ist nicht mehr da.“ Ebenso Unverständnis ruft bei ihm hervor, wenn die Kleinsten nicht mehr Tore zählen sollen, aufs Gewinnen und Verlieren verzichtet wird. „Wenn du im Sport etwas erreichen willst, dann muss da Ehrgeiz dabei sein. Wenn wir keine Tore mehr zählen, dann darf ich auch kein Mensch-ärgere-dich-nicht mehr spielen.“ 

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