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Kein Gelände, keine Kabine
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VfB-Frauen auf Aufstiegskurs – doch weit weg von professionellen Bedingungen

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Die Frauen des VfB Stuttgart dominieren die Regionalliga und peilen den Aufstieg an – doch von echten Profi-Strukturen sind sie noch weit entfernt.

Es läuft richtig gut für die Frauen des VfB Stuttgart. So auch hier: gemeinsamer Jubel nach dem 1:0-Treffer beim 4:0-Testspielerfolg gegen den TSV Neuenstein. In der Regionalliga sollen weitere Siege folgen.
Es läuft richtig gut für die Frauen des VfB Stuttgart. So auch hier: gemeinsamer Jubel nach dem 1:0-Treffer beim 4:0-Testspielerfolg gegen den TSV Neuenstein. In der Regionalliga sollen weitere Siege folgen.  Foto: Ferdinand, Ben

Es soll aufwärts gehen mit der Frauenmannschaft des VfB Stuttgart. Gegründet im Jahr 2021, möchte der aktuelle Spitzenreiter der Regionalliga Süd „langfristig in die Bundesliga“, sagt Sportdirektor Sascha Glass.Es ist ein Prozess – ein Weg, den viele Traditionsvereine wie auch der Hamburger SV, der FC Schalke 04 oder der 1. FC Union Berlin nun verstärkt einschlagen.

Das Ziel: die Professionalisierung der eigenen Frauenmannschaft. Beim VfB soll dabei ein alter Bekannter helfen: Heiko Gerber. Der ehemalige VfB-Profi, Nationalspieler und deutsche Meister von 2007 steht seit der Gründung der Frauen-Abteilung als Trainer an der Seitenlinie, begleitet die Mannschaft und nimmt die Unterstützung des Vereins wahr.

Frauen des VfB Stuttgart: Profi-Ambitionen ohne Profi-Bedingungen

„Der Verein versucht, mit allen Möglichkeiten, die er hat, das Projekt Frauenfußball anzustoßen“, sagt Gerber nach dem 4:0-Testspielerfolg gegen die Pink Ladies des TSV Neuenstein am vergangenen Sonntag. Nach der Rückrunde soll das erste Etappenziel vorzeitig gefeiert werden, das lautet: „Spätestens 2026 in die zweite Bundesliga“, verrät Glass. Ein bescheidenes Ziel. Der VfB steht nach der Hinrunde ungeschlagen auf Platz eins, gefolgt von der U20 der TSG Hoffenheim mit drei Punkten Rückstand. Der Aufstieg in die Zweitklassigkeit scheint reine Formsache zu sein.

Klar, der Stuttgarter Kader ist qualitativ im oberen Bereich der zweiten Bundesliga einzuordnen. „Junge, talentierte und ältere, erfahrenere Spielerinnen – eine gute Mischung“, beschreibt Gerber sein Team. Mit Ex-Nationalspielerinnen wie der neu verpflichteten, 31-jährigen Maximiliane Rall, die mit dem FC Bayern zwei Mal deutsche Meisterin wurde, ist der Unterschied zur Konkurrenz enorm. Die Professionalisierung ist auf dem Weg, steht aber noch „vor einigen Herausforderungen“, sagt Trainer Gerber.

Heiko Gerber ist seit 2022 Übungsleiter der VfB-Frauen. Zuvor betreute er die zweite Mannschaft der Männer als Co-Trainer.
Heiko Gerber ist seit 2022 Übungsleiter der VfB-Frauen. Zuvor betreute er die zweite Mannschaft der Männer als Co-Trainer.  Foto: IMAGO/Julia Rahn

VfB-Trainer Heiko Gerber: „Infrastrukturell gibt es riesige Probleme“

Vor allem „infrastrukturell gibt es riesige Probleme“, berichtet er. „Wir haben keinen eigenen Platz, kein eigenes Gelände, keine eigene Kabine“, klagt der Trainer. Anders als beispielsweise die Frauenmannschaft des 1. FC Union Berlin haben die VfB-Frauen momentan keinen Zugriff auf die Einrichtungen der Männer-Profimannschaft. Pläne für bessere Bedingungen seien zwar vorhanden, „aber man muss, wie üblich in Deutschland, mit einer Zeitspanne von drei bis fünf Jahren rechnen“, sagt Gerber und verdreht die Augen.

Sogar von einem eigenen Stadion mit bis zu 25 000 Zuschauerplätzen war in verschiedenen Medien die Rede – Sportdirektor Glass umgeht die Frage nach dem aktuellen Stand, erklärt stattdessen die aktuelle Trainingssituation: Trainiert wird beim Kooperationspartner VfB Obertürkheim und beim PSV Stuttgart. „Die weiteren Einheiten finden am und rund um das VfB-Clubgelände statt. Einige unserer Heimspiele tragen wir seit dieser Saison ebenfalls auf dem Rasenplatz des PSV Stuttgart aus, direkt neben der MHP-Arena.“

Trainingsbedingungen wie bei Amateuren: „Mehrheit geht noch zur Schule“

Heiko Gerber und sein VfB-Trainerteam scheinen nicht voll zufrieden. „Wir bringen auch Ideen und Vorschläge ein, wie wir die Situation jetzt verbessern können.“ Auch die Trainingszeiten sind nicht „profigerecht“. „Wir trainieren eigentlich immer gegen 19.30 Uhr, wenn niemand mehr da ist. Zu regulären Zeiten haben wir keinen Platz oder nicht genügend Spielerinnen“, so Gerber. Im Profibereich werden Trainingseinheiten üblicherweise am späten Vormittag oder Nachmittag abgehalten. Das Problem beim VfB: „Da sind nur sieben, acht Mädels da“, sagt der Trainer.

„Die Mehrheit unserer Spielerinnen geht noch zur Schule, studiert oder übt weiterhin ihren Beruf aus – zum Teil eine ganz normale 40-Stunden-Woche“, erklärt Sportdirektor Glass. „Jetzt haben wir es immerhin hinbekommen, dass wir freitags um 16 Uhr trainieren“, sagt VfB-Trainer Gerber etwas erleichtert. „Aber das wird sich in den nächsten Jahren sukzessive verbessern“, ergänzt er zuversichtlich.Nach dem Testspiel gegen die Pink Ladies ging es in mehreren Kleinbussen zurück nach Stuttgart. Der Cheftrainer selbst übernahm in einem davon das Steuer.

Der VfB Stuttgart verkündete im Jahr 2021 die Gründung einer Frauenfußball-Abteilung. Doch anstatt sich mühsam von der Kreisliga nach oben zu kämpfen, entschied sich der Verein für einen anderen Weg. Man schloss eine Kooperation mit dem VfB Obertürkheim und übernahm das Spielrecht in der Oberliga. Seitdem trainiert das Team weiterhin dort und trägt teilweise seine Spiele auf dem Gelände aus. Der Plan ging auf: Bereits 2023 folgte der Aufstieg in die Regionalliga Süd.

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