Große Teile der VfB-Ultras fehlen gegen Maccabi Tel Aviv – das ist der Grund
Ein großer Teil der organisierten Fans wird den VfB Stuttgart im Hochrisikospiel gegen Maccabi Tel Aviv nicht unterstützen. Das Commando Cannstatt hingegen schon. Der Nahostkonflikt spaltet.
Es wird vieles anders sein als gewohnt, wenn der VfB Stuttgart an diesem Donnerstag (18.45 Uhr, live im Stream) die israelische Mannschaft Maccabi Tel Aviv empfängt. Der Nahost-Konflikt hat enorme Auswirkungen auf die Sicherheits-Einschätzungen für dieses Europa-League-Spiel. Wer als Zuschauer in die MHP-Arena kommt, muss mit beträchtlichen Einschränkungen rechnen.
Ein Großaufgebot der Polizei wird in der Stadt und ums Stadion herum starke Präsenz zeigen, „zur Gefahrenabwehr sichtbar bewaffnet“, wie der VfB mitgeteilt hat. Große Teile der Ultra-Anhänger des VfB Stuttgart werden das Spiel boykottieren, wie die Organisationen Schwabensturm Stuttgart 2002, Schwaben Kompanie Stuttgart und Crew 36 Stuttgart auch über die Plattform X verkündeten.
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Entscheidung der VfB-Ultras soll Grundkonflikt nicht befeuern
„Wir werden das Europapokalspiel am Donnerstag gegen Maccabi Tel Aviv nicht besuchen. Die Sicherheitsmaßnahmen, um das Spiel überhaupt durchführen zu können, verlangen von uns einen großen Verzicht auf elementare Bestandteile der Fan- und Stadionkultur und lassen es nicht zu, unsere Art Ultras zu leben“, teilten Schwabensturm Stuttgart 2002, Schwaben Kompanie Stuttgart und Crew 36 Stuttgart mit.
„Die Sicherheitsmaßnahmen verlangen von uns einen großen Verzicht auf elementare Bestandteile der Fan- und Stadionkultur.“
Schwabensturm Stuttgart 2002, Schwaben Kompanie Stuttgart und Crew 36 Stuttgart
Es ist offenbar eine gut überlegte Entscheidung, mit der die politische Brisanz des Spiels vor dem israelisch-palästinensischen Grundkonflikt keinesfalls angefeuert werden soll: „Bewusst wollen wir weder die Maßnahmen als solche noch deren Notwendigkeit im Detail bewerten“, heißt es in dem von den Ultras veröffentlichten Statement.
Es liegt nicht am Gegner Maccabi Tel Aviv
„Gleichzeitig möchten wir die Bemühungen des VfB anerkennen, uns allen einen Stadionbesuch in seiner gewohnten Form ermöglichen zu wollen. Unsere Entscheidung begründet sich ausschließlich aus den am Donnerstag geltenden Sicherheitsvorkehrungen“, sie seien „nicht auf unseren Gegner Maccabi Tel Aviv“ bezogen. Die Fan-Organisationen betonen: „Wären die Spiele gegen Feyenoord Rotterdam oder Celta Vigo unter denselben Bedingungen ausgetragen worden, hätten wir auch auf diese beiden Europapokalspiele verzichtet.“
Schwabensturm Stuttgart 2002, die Schwaben Kompanie Stuttgart und die Crew 36 Stuttgart sind sich bewusst, dass der Mannschaft des VfB Stuttgart ein beträchtlicher Teil des üblichen Supports genommen wird. „Der Mannschaft wünschen wir viel Erfolg, damit wir unseren VfB im neuen Jahr auf europäischer Bühne in gewohnter Form unterstützen können.“
Commando Cannstatt koordiniert den Support im Stadion
Die wahrscheinlich bekannteste Ultra-Gruppierung des VfB Stuttgart, Commando Cannstatt, hat einen gegenteiligen Beschluss gefasst. „Wir als CC haben uns dafür entschieden, im Stadion aufzutreten und den Support zu koordinieren. Jedoch verzichten wir aus organisatorischen Gründen der enorm zeitintensiven (Material-)Kontrollen in der gesamten Cannstatter Kurve außer Zaunfahnen auf andere optische Stilmittel wie Schwenkfahnen und Doppelhalter.“
„Wir als Cannstatter Kurve, wir als Gemeinschaft der VfB-Fans stehen an diesem Tag unter einem medialen Brennglas.“
Commando Cannstatt
Es wird sich also beim Blick auf die Kurve am Donnerstagabend ein anderes Bild als üblich bieten. Es dürfte ein sehr ungewöhnlicher Fußballabend in der MHP-Arena werden. „Eines muss uns darüber hinaus klar sein: Wir als Cannstatter Kurve, wir als Gemeinschaft der VfB-Fans stehen an diesem Tag unter einem medialen Brennglas“, heißt es im Statement von Commando Cannstatt.
Das Spiel soll auf keinen Fall missbraucht werden
Die Ultra-Gruppierung teilte weiter mit: „Dabei ist der Nahostkonflikt viel zu komplex und zu langwierig, als dass hier einfache Lösungen und kurz gerufene oder gepinselte Parolen greifen. Kurzum: Es ist ein Thema, zu dem es viele Meinungen gibt, aber ein Thema, welches wir als Cannstatter Kurve an diesem Abend nicht lösen werden.“
Der Fußball kann im Idealfall auch mal positive Funktionen auf der politischen Bühne einnehmen. Doch das Spiel des VfB Stuttgart gegen Maccabi Tel Aviv soll auf keinen Fall missbraucht werden, das ist Commando Cannstatt sehr wichtig. „Unsere Kurve wird an diesem Abend sicher nicht als Bühne für globalpolitische Äußerungen dienen und wir werden einen Missbrauch als solchen auch nicht akzeptieren!“
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