Sport-Union geht mit dem letzten Aufgebot ins letzte Spiel des Jahres
Die weiterhin punktlose Sport-Union Neckarsulm empfängt am Samstag zum Bundesliga-Jahresabschluss den VfL Oldenburg. Es gibt ein wenig Hoffnung, dass ausgerechnet gegen den Angstgegner aus Niedersachsen die Negativserie reißen könnte.

Der Kader inzwischen erschreckend dünn, die Gefühlslage wieder wechselhaft, das Punktekonto noch immer leer - Handball-Erstligist Sport-Union Neckarsulm ist nach der Rückkehr aus der WM-Pause direkt wieder mittendrin im für ihn tristen Bundesliga-Alltag. Auf gute, mutmachende Momente folgte am Mittwochabend bei der 24:26 (15:12)-Niederlage beim Buxtehuder SV einmal mehr eine folgenschwere Schwächephase, von der sich die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz nur noch einmal kurz zu erholen vermochte, bevor sie sich am Ende als Wendepunkt im Spiel herausstellte.
"Selten habe ich es einer Mannschaft so gewünscht, dass sie sich mit zwei Punkten belohnt, wie am Mittwoch", sagt Zeitz angesichts der guten Leistung seines personell gebeutelten Teams.
Engel fordert: Schwächephasen müssen kürzer werden
Wie schon bei den beiden vorangegangenen Partien in Halle und in Dortmund gab die Sport-Union über weite Strecken des Spiels ein gutes Bild ab, was im Vergleich zu den trostlosen Auftritten zu Saisonbeginn eine klare Steigerung bedeutete. Doch noch immer fehlen Kaltschnäuzigkeit, Mut und Cleverness, um Führungen und Drangphasen zu verwalten und ins Ziel zu bringen.
"Wir haben viele gute Sachen gemacht, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir müssen aber versuchen, dieses Tief, was wir in jedem Spiel haben, noch kürzer zu halten und den Kopf oben zu bewahren", sagte Rückraum-Akteurin Nina Engel nach dem Auftritt in Buxtehude, bei dem sich rückblickend die Disqualifikation von Marloes Hoitzing in der 45. Minute als spielentscheidend herausstellte.
Rote Karte war eine harte Entscheidung der Unparteiischen
Die 22-Jährige, die am Samstagabend in der Ballei (18 Uhr) beim letzten Spiel des Jahres auf ihren Ex-Club VfL Oldenburg treffen wird, hätte nach zwei Zeitstrafen und beim Stand von 18:19 aus Sport-Union-Sicht möglicherweise etwas cleverer in den Zweikampf gegen BSV-Kreisläuferin Maxi Mühlner gehen können, der ihr schließlich die dritte Hinausstellung bescherte. Doch die Entscheidung der Unparteiischen Frederic Linker und Sascha Schmidt, Hoitzings ballfernes Trikotziehen umgehend mit zwei Minuten zu bestrafen, war sehr hart.
"Ich will Marloes überhaupt keinen Vorwurf machen", betont Thomas Zeitz. Weil dem Trainer bei ohnehin nur neun einsatzfähigen Feldspielerinnen dann allerdings in der Schlussviertelstunde die Alternativen fehlten, wurde die Luft im Neckarsulmer Spiel dünn. "Ich habe noch immer maximal Spaß an der Arbeit und hatte es am Mittwoch - abgesehen vom Ergebnis - noch mehr. Denn der Spirit, die Umsetzung der Vorgaben und die Art und Weise, wie wir gespielt haben, machen mir Hoffnung", sagt Zeitz mit etwas Abstand am Tag nach der neunten Niederlage in Folge.
Oldenburgs Trainer war auch Kandidat in Neckarsulm
Der VfL Oldenburg um Trainer- und Taktik-Fuchs Niels Bötel, der im Frühjahr Interesse am damals vakanten Trainerposten in Neckarsulm signalisiert hatte, wird am Samstag alles daran setzen, Zeitz den Spaß an der Arbeit zu verderben. Während die Niedersachsen als gefestigter Erstligist personell wohl aus den Vollen schöpfen können, wird die Sport-Union erneut nur mit einem kleinen Kader antreten können.
Ob die erkrankte Fatos Özdemir (ehemals Kücükyildiz) als Spielmacherin wenigstens phasenweise einsatzfähig sein wird, ist noch völlig offen. Dazu musste Annefleur Bruggeman trotz leichter Oberschenkelprobleme in Buxtehude durchspielen. Arwen Gorb (Patellasehne), Agni Zygoura (Achillessehne), Veronika Andrysková (Kreuzbandriss) und Vasiliki Gkatziou (Kreuzband/Meniskus) fehlen noch länger.
Neue taktische Mittel bringen mehr Flexibilität
"Ich bin trotz allem nicht bereit, in einen Abgesang zu verfallen", gibt sich Thomas Zeitz kämpferisch. Die notgedrungen neu gewonnene taktische Flexibilität, könnte für die Sport-Union im weiteren Saisonverlauf noch wertvoll werden. Das Spiel mit zwei Kreisläuferinnen hat zwar noch Luft nach oben, doch der Spielaufbau mit einer Linkshänderin war "mehr als ordentlich" und die Umsetzung des von ihm eigentlich ungeliebten Sieben-gegen-Sechs in Buxtehude bezeichnet Zeitz besonders in Hälfte eins als "überragend". Punkte brachte der Sport-Union das allerdings (noch) nicht ein.
„Weihnachtsspieltag“ als großer Erfolg
Der „Weihnachtsspieltag“ der HBF war am vergangenen Mittwoch ein echter Zuschauer-Magnet. In sechs von sieben Hallen waren die Besucherzahlen vierstellig. Lediglich das Duell der HSG Bad Wildungen Vipers mit Bayer 04 Leverkusen erreichte bei 850 Fans nicht die Tausender-Marke. So lag der Zuschauerdurchschnitt am neunten Spieltag bei 1723 Besuchern. Zum Vergleich: Der VfL Oldenburg steht als meistbesuchter Verein über die gesamte Saison gesehen bei einem Schnitt von 1486 Fans pro Spiel.
Die übrigen Zuschauerzahlen des 27. Dezembers: SV Union Halle-Neustadt – BSV Sachsen Zwickau (1200), HSG Blomberg-Lippe – TuS Metzingen (1248), Buxtehuder SV – Sport-Union Neckarsulm (1300), HSG Bensheim/Auerbach – HSV Solingen-Gräfrath (2000), VfL Oldenburg – Thüringer HC (2314) und Borussia Dortmund – SG BBM Bietigheim (3149).
Für ihr letztes Heimspiel des Jahres am Samstagabend (18 Uhr) gegen den VfL Oldenburg hat die Sport-Union Neckarsulm bislang rund 850 Eintrittskarten abgesetzt. „Wir rechnen aufgrund des Vorverkaufs mit über 1000 Zuschauern“, sagt Sascha Göttler, der bei der Sport-Union für die Spieltagsorganisation verantwortlich ist.