Meinung zur Situation bei der Sport-Union Neckarsulm: Zeit für Neues
Unser Autor ist der Meinung, dass der Neckarsulmer Handball einen personellen Neustart benötigt. Eine Trendwende ist angesichts der sportlichen Auftritte der vergangenen Wochen nur schwer vorstellbar.

Wille und Leistung seien das einzige, was sie von ihren Spielerinnen erwarte, sagte Tanja Logvin vor dem Saisonstart. Doch beides fehlte in der ersten Saisonhälfte in weiten Teilen und Logvin vermochte es bislang nicht, beide Eigenschaften aus ihrer Mannschaft herauszukitzeln.
Die Österreicherin ist eine Trainerin mit Ecken und Kanten, keine Ja-Sagerin, sondern eine erfahrene Expertin mit viel Sachverstand und vor allem: klaren Vorstellungen und einer eigenen Linie - an der sie festhält und von der sie nicht abrücken möchte. Das zeugt von Selbstvertrauen und ist eine Haltung, die Respekt verdient. Die aber auch Konsequenzen erfordert, wenn diese Linie keinen Erfolg mehr verspricht.
Schwarz oder weiß: Bundesliga-Projekt kennt keine Graustufen
Das gesamte Bundesliga-Konstrukt war spätestens mit der Hinzunahme von Spielerberater Gerhard Husers als Sportlichem Leiter ein Projekt, das entweder tatsächlich den Weg nach Europa ebnen würde oder eben zum Scheitern verurteilt war. Dazwischen, das wurde angesichts der familiären, persönlichen und beruflichen Verflechtungen bald klar, gibt es nichts.
Nun wird immer offensichtlicher: das Projekt liegt in Trümmern. Dass Tanja Logvin für das von ihr zusammengestellte Team trotz der enttäuschenden Resultate und teils unterirdischen Darbietungen auch zuletzt noch die Verantwortung trug, lag an ihren fraglos vorhandenen Verdiensten um den Verein.
Doch sie selbst und die Vereinsverantwortlichen verpassten im Dezember den richtigen Zeitpunkt, um für alle gesichtswahrend die Reißleine zu ziehen. So bleibt zum Neckarsulmer Bundesliga-Konstrukt festzuhalten: Ein Versuch war es wert, doch es ist Zeit für Neues. Und vielleicht auch wieder für ein wenig mehr Demut.