Mal mittendrin, mal nur dabei: Sport-Union-Linksaußen Alessia Riner arbeitet eifrig am Comeback
Die jüngsten Erfolge ihrer Teamkolleginnen sieht Alessia Riner nur von außen. Nach ihrem Kreuzbandriss ist die Schweizerin zum Zuschauen gezwungen, möchte aber besser als zuvor zurück aufs Feld − am liebsten in Neckarsulm.

Das bloße Zusehen fällt Alessia Riner schwer. Noch immer. „Ich bin ein Team-Mensch und eigentlich ist das Schwierigste, dass ich nicht so viel beim Team bin und mit meinen Mitspielerinnen auf dem Feld feiern kann“, sagt die Schweizerin im Angesicht der jüngsten sportlichen Erfolge ihrer Teamkolleginnen der Sport-Union Neckarsulm in den vergangenen Wochen.
Es gibt beim Bundesligisten allerdings die Tradition, dass zu jedem Heimspiel eine andere Spielerin die Titel für die musikalische Untermalung des Aufwärmens zusammenstellen darf. Vor dem Viertelfinale im DHB-Pokal fiel dieses Vorrecht Alessia Riner zu – obwohl sie gar nicht auf dem Feld stand.
Viele kleine Fortschritte dienen als mentale Hilfe
Das bleibt auch mindestens noch bis ins späte Frühjahr 2026 so, nachdem sich die 21-Jährige zu Beginn der Saisonvorbereitung während eines Trainingszweikampfs das Kreuzband im rechten Knie gerissen hatte. Nach ihrer Operation und drei angeschlossenen Reha-Wochen in der schweizerischen Heimat ist die Nationalspielerin inzwischen wieder dauerhaft zurück in Neckarsulm und arbeitet mit den Ärzten und Physiotherapeuten der Sport-Union an ihrem Comeback.
„Ich kann das Knie fast täglich weiter strecken und beugen und immer mehr Kraftübungen machen“, sagt Riner, die pro Tag zwei Stunden am und mit dem operierten Knie arbeitet sowie darüber hinaus Oberkörper-Übungen im Rahmen des Mannschaftstrainings absolviert. „Ich habe zwar nicht so viel Geduld, aber es geht vorwärts, und es sieht gut aus“, sagt Riner, die inzwischen wieder ohne Gehhilfe unterwegs ist, mit einem Lachen.
Die vielen kleinen Fortschritte hätten ihr vor allem in den ersten Wochen geholfen. „Ich dachte nicht, dass es so lange dauert, bis man wieder normal gehen kann; es sieht ja immer noch ein bisschen komisch aus. Ansonsten ist das Mentale schwierig“, sagt sie.
Auf Tränen nach der Diagnose folgt Zuversicht nach den Genesungswünschen
Ihr Weg zurück auf das Handball-Feld ist noch ebenso lang wie anstrengend. Da sind kleine Gesten (musikalischer Natur) umso wertvoller, die in schwierigen Zeiten das Gefühl vermitteln, weiterhin wie selbstverständlich mittendrin zu sein, obwohl man doch derzeit nur dabei ist. Alessia Riner weiß sie zu schätzen, obwohl sie wohl auch ohne symbolische Gesten nicht von ihrem Weg zurück in den Kreis der Mannschaft abzubringen wäre.
Unmittelbar nach der Diagnose seien noch ein paar Tränen geflossen, gibt Riner zu. Das Saison-Aus und das Verpassen der Weltmeisterschaft, für die sich die Schweiz nicht zuletzt dank der Rechtshänderin erstmals überhaupt qualifiziert hat, war ein Schock. „Aber schon am Abend, als mir alle eine gute Besserung gewünscht haben, habe ich angefangen, nach vorne zu schauen.“
Alessia Riner kann sich Zukunft in Neckarsulm vorstellen
Dabei hilft es, dass der Kontakt zu Nationaltrainer Knut Ove Joa weiterhin bestens ist. „Ich habe ihn sogar besser kennengelernt“, sagt Alessia Riner, nachdem sich Joa als Trainer der schweizerischen Handball-Academy und Riner während ihrer ersten Reha-Wochen mehrfach über den Weg gelaufen sind.
Längst hat die Linksaußen einen festen Plan gefasst: „Ich will besser zurückkommen!“ Die Frage, die im Raum steht, lautet noch: Wo? Ihr Vertrag bei der Sport-Union endet am 30. Juni 2026. „Ich würde natürlich gerne bleiben, weil ich es schön finde, wenn man sein Comeback bei einem Verein geben kann, bei dem man sich wohlfühlt“, sagt Riner. Offizielle Gespräche über eine gemeinsame Zukunft habe es in den ersten Saisonmonaten aber noch nicht gegeben. Auch bei diesem Thema muss sich Riner noch gedulden – eher früher als später könnte es allerdings auch hier schnelle Fortschritte geben.
Nationalspielerinnen der Sport-Union Neckarsulm im Länderspiel-Einsatz
EM-Qualifikation:
Antje Döll (Deutschland): Nordmazedonien (Do., 19.30 Uhr, in Gummersbach) und Belgien (So., 13.45 Uhr, in Hasselt).
Lena Ivancok (Österreich): Israel (Mi., 18 Uhr, in Maria Enzersdorf) und Griechenland (So., 17 Uhr, in Kozani).
EHF Euro Cup:
Paulina Uscinowicz (Polen): Slowakei (Do., 18 Uhr, in Mielec) und Rumänien (So., 18 Uhr, in Craiova).
Kamila Kordovská (Tschechien): Dänemark (Mi., 20 Uhr, in Nykøbing Falster) und Ungarn (So., 19 Uhr, in Prag).