Glanzlos ins Achtelfinale: Sport-Union ringt HC Rödertal nieder
Pflicht erfüllt, Versetzung geglückt: Sport-Union Neckarsulm gewinnt in der ersten Runde des DHB-Pokals gegen Zweitligist HC Rödertal. Ein Leckerbissen ist das 29:27 (16:15) allerdings nicht.

Einen ordentlichen Kraftakt hatte Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz im Vorfeld prophezeit - und ein ordentlicher Kraftakt wurde es im sächsischen Großröhrsdorf dann auch. Doch dank eines 29:27 (16:15)-Erfolgs gegen den HC Rödertal ist die Sport-Union Neckarsulm am Samstagabend ins Achtelfinale des DHB-Pokals eingezogen. Pflichtspielauftakt geglückt, Pflicht erfüllt.
Dass Zeitz' Mannschaft gegen den von Neckarsulms Ex-Trainerin Maike Daniels betreuten Zweitligisten in ihren neuen weißen Auswärtstrikots keinen Handball zum Zunge schnalzen darbot? Angesichts der gegebenen Umstände und des frühen Zeitpunktes in der Saison ebenso verständlich wie erwartbar. "Wir haben uns dieses Spiel genau so schwer vorgestellt und wir wussten, welche Aufgabe mit dem HC Rödertal auf uns zukommt. Aber es war auch klar, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen wollten und das habe ich von meiner Mannschaft heute auch gesehen", sagte Thomas Zeitz.
Vorzeichen waren schon einmal vielversprechender
Es war phasenweise mühselig und kraftraubend, doch am Ende waren die Hausaufgaben zufriedenstellend erledigt - und wer an seine eigene Schulzeit zurückdenkt, der weiß, dass es Tage gibt, an denen das völlig genügen muss.
Vieles kam am Samstagabend bei der Sport-Union zusammen. Zuvorderst die lange Anreise und der extrem dünne Kader, aus dem Zeitz lediglich neun Feldspielerinnen zur Verfügung standen - von denen allerdings nach einer Virus-Erkrankung nicht einmal alle im Vollbesitz ihrer Kräfte waren.
Trainer Zeitz lobt couragierte Leistung
Entsprechend war dem Team anzumerken, dass es angesichts der begrenzten Wechselmöglichkeiten versuchte, mit den Kräften bestmöglich hauszuhalten. Ein Vorhaben, das jedoch früh einen Rückschlag erhielt, weil Spielführerin Sharon Nooitmeer nach zehn Minuten bereits bei zwei Zeitstrafen stand und im Abwehrverbund ihre Stärken nicht mehr zur Gänze einbringen konnte. "Unter diesen Aspekten war es eine wirklich couragierte Leistung; wir freuen uns sehr über den Einzug in die nächste Pokalrunde", bilanzierte Zeitz.
Spielvorteile auf beiden Seiten
All das führte im Verlaufe der Partie zu einem Auf und Ab mit mehrfach wechselnden Übergewichten. Zunächst kam die Sport-Union furios ins Spiel. Nach nicht einmal fünf Minuten führte der runderneuerte Erstligist bereits mit 5:1, nutzte dabei die Fehler im Angriffsspiel der Gastgeberinnen konsequent aus und hatte in Valentyna Salamakha einen sicheren Rückhalt.
Danach hatten die Spielerinnen des HC Rödertal ihre Anfangsnervosität allerdings abgelegt, entzogen sich nun häufiger dem Zugriff der aus dem 6:0-Abwehrverbund herausrückenden Neckarsulmerinnen und glichen in der 27. Minute zum 14:14 wieder aus. Auch aus der Kabine kam der HCR besser, ging beim 17:16 (33.) zum ersten - und einzigen - Mal in Führung. Im Neckarsulmer Spiel häuften sich technische Fehler. Ein Pass ins Seitenaus hier, eine Reihe von Schrittfehlern dort und Rödertals Vanessa Huth, die an der Spitze der 5:1-Deckung regelmäßig clever Passwege zustellte.
Vier-Tore-Vorsprung schmilzt in der Schlussphase
Erst nach rund 40 Minuten bekam die Sport-Union wieder Zugriff auf die Partie, verteidigte jetzt geschlossen am Kreis und wollte Rödertal zu Distanzwürfen aus dem Rückraum zwingen. Weil die allerdings nicht kamen, zogen die Gäste auf 23:19 wieder davon (45.).
Dass es in der Schlussphase schließlich doch noch einmal eng wurde, als Lena Schorch vier Minuten vor dem Ende zum 27:27 ausglich, lag augenscheinlich an schwindenden Neckarsulmer Kräften. "Das Spiel war in den letzten zehn Minuten auf des Messers Schneide und hätte auch in Richtung HCR kippen können", gab Zeitz zu. Doch ein Siebenmeter von Rabea Pollakowski und die rechts durchbrechende Arwen Gorb hatten in Großröhrsdorf das letzte Wort. Kraftakt gelungen, Hausaufgaben erledigt, Versetzung geglückt.
Sport-Union Neckarsulm: Salamakha (9 Paraden); Ivancok (4 Paraden), Polácková - Verbraeken (6/1), Engel (7), Hinkelmann (2), Nooitmeer (2), Gorb (5), Pollakowski (2/1), Bruggeman (2), Hoitzing, Riner (3).
Erfolgreichste Werferin HC Rödertal: Rebeka Ertl (7).
Schiedsrichter: Konrad Gimmler/Jannik Rips.
Siebenmeter: HC Rödertal: 2/3; Sport-Union Neckarsulm: 2/3.
Zeitstrafen: 4/4.
Zuschauer: 333.
Frühe Anreise
Das Neckarsulmer Auswärtsspiel beim HC Rödertal gehörte zu den weitesten Auswärtsfahrten in der ersten Runde des DHB-Pokals. Rund 500 Autobahn-Kilometer trennen die Heimspielstätten der beiden Mannschaften voneinander. Daher war der Sport-Union-Tross bereits am Freitag nach Dresden gereist und hatte in Sachsens Landeshauptstadt am Samstagvormittag noch eine lockere Trainingseinheit absolviert, bevor es von dort in die etwa 40 Kilometer entfernte Sporthalle am Schulzentrum in Großröhrsdorf ging.
DHB-Pokal-Ergebnisse, 1. Runde
TSV Nord Harrislee - VfL Oldenburg 29:38 (11:23)
Füchse Berlin - Buxtehuder SV 16:34 (7:17)
HC Rödertal - Sport-Union Neckarsulm 27:29 (15:16)
HSV Solingen-Gräfrath - Sachsen Zwickau 26:24 (12:10)
SV Warnemünde - HSG Bad Wildungen Vipers 16:47 (7:22)
SG Kappelwindeck/Steinbach - TuS Metzingen 19:43 (13:21)
Teutonia Riemke - VfL Waiblingen 23:42 (13:24)
HC Leipzig - HSG Blomberg-Lippe 21:39 (13:19)
TuS Lintfort - Bayer 04 Leverkusen 22:34 (11:17)
FrischAuf Göppingen - ESV Regensburg 30:28 (14:14)


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