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Neue Saison, neues Glück: Deutsche Skispringer starten ohne Eisenbichler

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Die deutschen Adler starten ohne Markus Eisenbichler in den Weltcup-Winter. Der sechsmalige Weltmeister steckt im Formtief. Doch welche Skispringer haben in der neuen Saison gute Chancen?

Der vergangene Winter begann für die Skispringer mit einer Fahrt ins Grüne, Anfang November wurde in Wisla auf Matten gesprungen. Diesmal wird der Start ein Traum in Weiß: Im finnischen Ruka, am Polarkreis, herrschen seit Tagen Temperaturen um zehn Grad unter null. An diesem Donnerstag stehen die ersten Schneesprünge der Saison an, am Wochenende die beiden ersten Weltcup-Entscheidungen. Neue Saison, neues Glück: Während sich die Athleten Arme und Beine reiben (Karl Geiger: "Ein bisschen Respekt vor den Temperaturen habe ich schon. Aber es ist ja schön, dass dort Winter ist."), werden die deutschen Fernseh-Zuschauer auch am ersten Wintersport-Wochenende sich die Augen reiben: Wo ist Markus Eisenbichler?

Markus Eisenbichler erstmals seit 2015 nicht beim Weltcup-Auftakt dabei

Der sechsmalige Weltmeister steckt im Formtief, ist erstmals seit 2015 nicht beim Weltcup-Auftakt dabei. Auch Constantin Schmid gehört derzeit nicht zu den besten sechs Springern von Bundestrainer Stefan Horngacher. Der hat für die ersten beiden Stationen in Ruka und Lillehammer nominiert: Karl Geiger, den deutschen Meister Martin Hamann, Stephan Leyhe, Pius Paschke, Philipp Raimund und Andreas Wellinger. "Hier gilt das Prinzip Leistung", betont Horngacher - Eisenbichler (Platz zehn) und Schmid (Rang neun) sprangen bei den nationalen Titelkämpfen Anfang November in Klingenthal weit hinterher.

Stefan Horngacher ist vor seiner fünften Saison als Bundestrainer genauso gespannt wie seine Athleten, "da wir bis auf die Sommerwettkämpfe wenig internationale Vergleiche hatten". In der Qualifikation am Freitag werden nach einem Sommer mit den branchenüblichen Materialveränderungen erstmals die Karten auf den (Schanzen-)Tisch gelegt. "Was die Form angeht, ist es immer schwer einzuschätzen, wo man steht und was die Sprünge wert sind", sagt Karl Geiger, der ein ganz gutes Gefühl habe. Das war ihm vergangenen Winter etwas abhandengekommen.

Karl Geiger war vergangenen Winter mit der Stabilität seiner Leistungen nicht zufrieden

Es ist normal, dass die hochsensiblen Skispringer immer wieder gefühlsduselig werden - ihre Technik ist ein Prozess ständigen Wandels. "Ich habe geschaut, dass ich diesen Sommer die Muster aufbreche. Damit ich einen Schritt vorwärtskomme", erklärt Karl Geiger, der vergangenen Winter mit der Stabilität seiner Leistungen und entsprechend mit Platz elf im Gesamtweltcup nicht zufrieden war - schon gar nicht mit Rang 23 bei der Vierschanzentournee. Immerhin reiste der 30 Jahre alte Oberstdorfer im März von der WM in Planica mit einer Gold- (Mixed) und einer Bronzemedaille (Normalschanze) nach Hause. Geiger formuliert es so: "Von der Stabilität war es mir im vergangenen Winter nicht hoch genug." Aber jetzt kämen wieder "gescheite Treffer". Stefan Horngacher schmunzelt. Geigers Sommer sei nicht so prickelnd gewesen, weil er viel probiert habe. "Es ist nicht alles gelungen, was er sich auf seinen Zettel geschrieben hatte. Das haben wir entrümpelt."

Skispringer haben erst im September mit spezifischem Training begonnen

Nicht nur Karl Geigers Sommer lief anders als in der Vergangenheit. "Die Jungs waren mehr zu Hause und nicht so viel unterwegs", sagt Horngacher. "Wir haben erst im September begonnen, spezifisch zu trainieren." Weil der vergangene Weltcup-Winter von Anfang November bis Anfang April besonders intensiv war. Der Plan scheint aufzugehen. "Wir haben eine schlagkräftige Truppe", weiß Wellinger, der sich besonders auf Ruka freut: 2012 feierte er hier seinen ersten Weltcupsieg - mit der Mannschaft.

"Das Panorama ist ein Traum, die Kälte, der Schnee - ich freue mich drauf", sagt der mittlerweile 28 Jahre alte Olympiasieger von 2018. "Der Körper funktioniert, das Material ist gerichtet, die Motivation ist riesengroß." Und die Stimmung in der Mannschaft sei gut, die Truppe schlagkräftig. Mit Andreas Wellinger als Nummer eins, die wieder ganz vorne dabei ist? "Ich gehe stark davon aus, dass der Andi heuer ein deutliches Wort mitsprechen kann", sagt der Cheftrainer über den zweimaligen Sieger des vergangenen Winters, der aus Planica Gold (Mixed) und Silber (Normalschanze) mitbrachte.

Deutsche Skispringer warten seit 22 Jahren auf einen Sieg bei der Vierschanzentournee

Schon bald stehen die Saisonhöhepunkte an: die Skiflug-WM am Kulm (26. bis 28. Januar) und natürlich die Vierschanzentournee in bereits fünf Wochen. Dann wieder mit Markus Eisenbichler? Stefan Horngacher sagt jedenfalls: "Dort zu gewinnen, ist immer das höchste Ziel." Dem die deutschen Skispringer schon seit 22 Jahren nachjagen.

 
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