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Bundesliga-Check: Hertha Berlin will weg vom Chaos

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Die Vereine der Bundesliga im Check, Folge 3: Welche Rolle die Politik beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC spielt und wie er sportlich erfolgreich und in der Führungsebene aus den Schlagzeilen kommen will.

Von Wolfgang Stephan
Gut gelaunt: Herthas neuer Cheftrainer Sandro Schwarz.
Foto: dpa
Gut gelaunt: Herthas neuer Cheftrainer Sandro Schwarz. Foto: dpa  Foto: Soeren Stache

Fans von Hertha BSC Berlin sind seit Februar 2020 und dem krachend gescheiterten Engagement von Jürgen Klinsmann nicht gerade veröhnt worden. Seither gab es fünf Trainer, die versuchten, die Hertha wieder auf Kurs zu bringen. Das Ergebnis war ernüchternd für die Berliner. Fast-Abstieg zuletzt, Streit im Team, Streit in der Führungsetage, ständige Aufregung um Investor Lars Windhorst.

Warum spricht vor dem Saisonstart kaum jemand über Fußball, wenn er über Hertha BSC redet?

Weil die Hertha mit einer Palastrevolution für Schlagzeilen sorgt. Kay Bernstein wurde überraschend zum neuen Hertha-Präsidenten gewählt. Die Mitglieder hatten offenbar die Schnauze voll von der Kungelei hinter den Kulissen und wählten einen Mann an die Spitze, der keinerlei Erfahrung in der Führung eines Vereins hat. Aber einen, der mit viel Herzblut die Hertha wieder auf Kurs bringen will. Die Wahl des ehemaligen Ultras war eine krachende Niederlage für das Establishment des Hauptstadtklubs, denn hinter den Kulissen war ausgemacht, dass der CDU-Politiker Frank Steffel neuer Präsident werden soll.

Ein Ultra an der Spitze. Wie kann das funktionieren?

Die Frage ist falsch gestellt, denn Kay Bernstein hat zwar eine Vergangenheit als Ultra-Fan in der Kurve, tatsächlich aber ist er ein erfolgreicher Unternehmer, der eine Event-Agentur in Berlin führt. Es wäre falsch, den Mann auf ein Currywurst-Image zu reduzieren. Seine Wahl hat aber auch gezeigt, dass es bei der Hertha zwei große Lager gibt, die sich nahezu unversöhnlich gegenüberstehen. Bernstein muss als erste Aufgaben ein Verhältnis zum millionenschweren Investor Lars Windhorst wieder herstellen und mit Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic auskommen. Der Mann ist nicht zu beneiden.

Müssen die Hertha-Fans wieder schwarz sehen?

Das sieht ganz danach aus, denn mit Sandro Schwarz wurde ein Trainer verpflichtet, der sehr selbstbewusst in Berlin auftritt. Der frühere Mainz- und zuletzt Dynamo-Moskau-Trainer will "mutig in der Verteidigungshaltung und mit dem Ball zielstrebig nach vorn spielen".

Ist schon absehbar, mit welchem Team der neue Trainer starten kann?

Noch überhaupt nicht. Viele Leihspieler kommen zurück, sie müssen oder sollen aber nicht alle bleiben. Auch Krzysztof Piatek und Dodi Lukebakio könnten dringend benötigtes Geld einbringen. Santiago Ascacibar hatte Bobic schon vor der Relegation mitgeteilt, wechseln zu wollen. Bobic will das Personalbudget des Klubs weiter abbauen und mit den Transfers "mehr Geld einnehmen als ausgeben." Erster Neuzugang ist der Kroate Ivan Sunjic (25), der von Birmingham kommt.

Welches Saisonziel ist für die Hertha realistisch?

Das lässt sich angesichts des nicht feststehenden Kaders überhaupt nicht einschätzen, eher Abstiegskampf als Europa. Vom Start wird viel abhängen, denn da steht gleich ein "geiles Spiel" an, so Sandro Schwarz: Das Derby gegen Union.

Die Serie „Bundesliga vor dem Start“ ist ein Projekt der Tageszeitungskooperation G14+, der auch die Heilbronner Stimme angehört. In dieser Folge hat sich Wolfgang Stephan vom Stader Tageblatt um Hertha BSC Berlin gekümmert. Zuvor waren Schalke und Werder Bremen dran. Im nächsten Teil beleuchtet Frank Wild vom Reutlinger General-Anzeiger den VfB Stuttgart. 

 
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