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Formel 1 startet mit Las-Vegas-Spektakel und Personal-Rochaden in ihre neue Saison

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23 Rennen und viele Wechsel im Fahrerlager versprechen vor der 74. Weltmeisterschaft Spannung. Aus deutscher Sicht droht die Formel 1 jedoch zum Nischenprodukt zu werden.

Mercedes um Rekordweltmeister Lewis Hamilton verzichtet in diesem Jahr zu großen Teilen auf eine Fahrzeuglackierung.
Mercedes um Rekordweltmeister Lewis Hamilton verzichtet in diesem Jahr zu großen Teilen auf eine Fahrzeuglackierung.  Foto: Frank Augstein

Die Formel 1 startet am Sonntag (16 Uhr/Sky) auf dem Bahrain International Circuit in seine 74. Weltmeisterschaft. 105 Tage nachdem Titelverteidiger Max Verstappen in Abu Dhabi zu seinem 35. Karriere-Sieg gefahren ist, ist die Jagd auf die WM-Krone des Niederländers erneut eröffnet. Fragen und Antworten rund um die Formel 1 2023.

Was bringt die neue Formel-1-Saison?

Die Budget-Grenze wurde von 142,5 auf 135 Millionen US-Dollar pro Team gesenkt. Dazu dürfen bei zwei Rennen nur noch elf statt 13 Reifensätze verwendet werden. Hersteller Pirelli hat zudem seine Regenreifen-Mischung überarbeitet.

Optisch auffällig: Viele Teams - allen voran Mercedes - verzichten auf Lackierungen an ihren Fahrzeugen, so dass die schwarzen Kohlenstofffasern sichtbar sind. Alternativ sind auch Matt-Lackierungen statt glänzende (und schwerere) Metallic-Farben im Einsatz. Das bringe "einige hundert Gramm" Gewichtsvorteil, wie Jan Monchaux, Technischer Direktor bei Alfa Romeo, erklärt. Weil das Auto im Laufe des Jahres durch technische Entwicklungen an Gewicht zulege, sei ein möglichst leichtes Ausgangsgewicht wichtig. Das Minimalgewicht wurde (ohne Kraftstoff) um zwei Kilogramm auf 796 Kilogramm gesenkt.

Was hat sich personell rund um die Teams getan?

Es gibt einige neue Gesichter im Fahrerlager. Der australische F3- und F2-Champion Oscar Piastri ersetzt Landsmann Daniel Ricciardo bei McLaren. Pierre Gasly wechselte von AlphaTauri zu Alpine, nachdem beim französischen Rennstall das Cockpit von Fernando Alonso frei geworden war, der Sebastian Vettel bei Aston Martin ersetzt. Den vakanten Platz bei AlphaTauri übernahm Nyck de Vries. Williams ersetzte den Kanadier Nicholas Latifi mit dem Vorjahres-Vierten der Formel 2, dem US-Amerikaner Logan Sargeant. Bei Haas fährt Nico Hülkenberg für Mick Schumacher.

Fernando Alonso überzeugte im Aston Martin an den drei Test-Tagen.
Fernando Alonso überzeugte im Aston Martin an den drei Test-Tagen.  Foto: Frank Augstein

Rochaden gab es auch auf den Teamchef-Posten. Frédéric Vasseur (zuvor Alfa Romeo/Sauber) ersetzte Mattia Binotto bei Ferrari, der Deutsche Andreas Seidl wechselte als Geschäftsführer von McLaren zu Sauber. Bei Williams ist nun der ehemalige Mercedes-Chef-Stratege James Vowles Teamchef, während Ferrari-Renningenieur Andrea Stella neuer McLaren-Teamchef ist.

Auf welchen Strecken wird in diesem Jahr gefahren?

Mit 23 Strecken umfasst der Kalender noch einmal ein Rennen mehr als im Vorjahr und ist damit größer denn je. Katar ist nach 2021 zum zweiten Mal dabei, mit dem vielbeachteten Las-Vegas-Comeback wurde neben Monaco, Baku, Jeddah und Singapur ein weiterer Straßenkurs in den Kalender aufgenommen. Gefahren wird - wie zuletzt 1982 beim Caesars Palace Grand Prix - rund um den weltbekannten Strip. Nicht mehr im Programm sind Rennen in Russland (Sotschi) und Frankreich (Paul Ricard). Eine Rückkehr des China-Rennens fiel erneut der Covid-Pandemie zum Opfer. Nachdem bisher je drei Sprint-Rennen am Samstag ausgetragen wurden, gibt es 2023 deren sechs.

Mick Schumacher ist bei Mercedes in der Rolle des Ersatzfahrers.
Mick Schumacher ist bei Mercedes in der Rolle des Ersatzfahrers.  Foto: Hasan Bratic

Wie ist die Situation aus deutscher Sicht?

Kurz gesagt: schlecht. Sebastian Vettel hat seine Formel-1-Karriere beendet, Mick Schumacher ist statt Stammfahrer bei Haas nun Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes. Schumachers Cockpit beim US-Rennstall hat mit Rückkehrer Nico Hülkenberg immerhin ein anderer Deutscher übernommen. Mit Mercedes fährt weiterhin ein Team mit einer deutschen Lizenz, doch Sitz und Entwicklungsabteilung befinden sich im britischen Brackley. Einen Großen Preis von Deutschland gibt es wie schon in den vergangenen drei Jahren nicht.


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Wer sind die Favoriten?

Auch in diesem Jahr geht der Titel nur über Doppelweltmeister Max Verstappen und das Red-Bull-Team. Bei Ferrari dürften Rennstrategien und die technische Verlässlichkeit der Autos über Erfolg oder Misserfolg bestimmen. Für Mercedes geht es zunächst darum, zu Saisonbeginn nicht erneut hinterherzufahren, um jegliche WM-Hoffnungen wieder frühzeitig ad acta legen zu müssen.

Wer Weltmeister werden möchte, muss wohl an ihnen vorbei: Die Red-Bull-Piloten Sergio Pérez (links) und Weltmeister Max Verstappen gehen als Favoriten in die Saison.
Wer Weltmeister werden möchte, muss wohl an ihnen vorbei: Die Red-Bull-Piloten Sergio Pérez (links) und Weltmeister Max Verstappen gehen als Favoriten in die Saison.  Foto: Frank Augstein

Welche Erkenntnisse brachten die drei Testtage in Bahrain?

Fernando Alonso war im Aston Martin schnell unterwegs. Die Briten überraschten mit einer flacheren Nase und modifizierten Seitenkästen, die wie eine Mischung aus den Konzepten von Red Bull und Ferrari wirken. Auch Alfa Romeo ließ mit guten Zeiten auf den weichesten Reifen (C5) aufhorchen. AlphaTauri wiederum fuhr mit 456 Runden so viel wie kein anderes Team, war aber nicht sonderlich schnell. Auch McLaren ließ auf dem Wüsten-Kurs noch reichlich Luft nach oben.

Wo werden die Rennen in Deutschland übertragen?

Fernsehzuschauer können die Formel 1 nur noch im Pay-TV sehen; RTL verzichtet 2023 auf eine Übertragung. Der Kölner Sender hatte von 1984 bis 1988 und 1991 bis 2020 die Rennen übertragen und in den beiden vergangenen Jahren noch Rechte an jeweils vier WM-Läufen von Sky Deutschland sublizensiert. In diesem Jahr möchte sich der Sender stattdessen auf Fußball und American Football konzentrieren. Bei Sky, das die Rechte noch bis 2024 hält, sind die Ex-Fahrer Ralf Schumacher, Timo Glock und Nico Rosberg als Experten an den Strecken. Sascha Roos kommentiert, Peter Hardenacke und Sandra Baumgartner komplettieren das F1-Team von Sky.

 
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