DFB-Elf überzeugt in Pink und Lila gegen die Niederlande – VfB-Star Mittelstädt trifft
Die deutsche Nationalelf schlägt die Niederlande in Frankfurt im neuen Auswärtstrikot mit 2:1. Bei Maximilian Mittelstädt vom VfB Stuttgart gab es erst Schatten, dann Licht.

So bunt, so auffällig wie noch nie: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat am Dienstagabend beim Heim-Test gegen die Niederlande erstmals in den neuen Auswärtstrikots gespielt, in Pink und Lila. Das ist widersprüchlich, das ist mutig. Denn die Farben-Lehre aus der Diskussion vor und während der WM 2022 in Katar um die Regenbogenbinde war für den deutschen Fußball eindeutig: Es geht um die Konzentration aufs Wesentliche, eine erfolgreiche Arbeit auf dem Platz.
Der letzte Test vor der Nominierung des Turnierkaders für die Europameisterschaft zeigte eindrucksvoll, dass beides geht: Ein modisches Statement schließt ein sportliches Statement nicht aus. Man muss das Spiel in Frankfurt nicht durch eine rosarote Brille gesehen haben, um festzustellen: Das 2:1 (1:1) war nach dem äußerst überzeugenden 2:0-Sieg am Samstag gegen Frankreich Pretty in Pink, nicht Lila Pause. Ja, das war auch gegen Oranje schön anzusehen.
DFB-Elf siegt gegen Niederlande: Nagelsmann setzt auf dieselbe Startelf wie beim Sieg in Lyon
Für die Gästeführung in der ausverkauften Arena sorgte Joey Veerman (4. Minute). Für die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der auf dieselbe Startelf wie in Lyon setzte, glich der Stuttgarter Maximilian Mittelstädt (11.) mit einem Traumtor aus. Den späten Siegtreffer köpfte beziehungsweise schulterte der eingewechselte Niclas Füllkrug (85.).
Es ging mit gemischten Gefühlen in der ausverkauften Arena los. Erst die emotionale Gedenkminute für die kürzlich verstorbenen Franz Beckenbauer und Andreas Brehme. Dann der frühe Rückstand. Nach einem Einwurf geriet Maximilian Mittelstädts Pass auf Jonathan Tah zu kurz, drei, vier Spieler beider Teams schlidderten durch den Strafraum, dass die Grasfetzen flogen, und Joey Veerman traf nach Memphis Depays Zuspiel. Ein Stimmungskiller? Nein.
DFB-Elf siegt gegen Niederlande: VfB-Spieler Mittelstädt gibt die Antwort auf das 0:1 persönlich
Denn die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Es war eine sehr persönliche Antwort - Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt machte seinen Fehler wieder gut. Mit einem Traumtor, seinem ersten Treffer für Deutschland im zweiten Länderspiel: Kurzer Eckball von Toni Kroos, Ablage von Jamal Musiala, Schuss in den Winkel aus knapp 20 Metern. Die Stadionregie spielte nicht wie gewohnt und am Montag noch angekündigt den Song "Kernkraft 400", sondern wie in einer Online-Petition von vielen, vielen Fans gewünscht "Major Tom" von Peter Schilling. Deutschland kann bunt, Deutschland kann auf dem Platz antworten, Deutschland kann unbürokratisch spontan. Die Fans dankten es mit La Ola.
Die Rasenstücke flogen munter weiter (vor allem der eigentlich leichtfüßige Musiala geriet immer wieder ins Schlingern), die deutsche Elf spielte ihren Kombinationsfußball weiter. Und hatte defensiv wie offensiv großartige Momente. Zweikampfstärke, Spielfreude, Leichtigkeit - alles da. Julian Nagelsmann spendete hin und wieder Applaus. Weil seine Spieler das machten, was sie sollten: Sie zockten. Hätte Kapitän Ilkay Gündogan, er bestritt sein 75. Länderspiel, in der 18. Minute zum 2:1 getroffen, er hätte ein Meisterwerk, eine atemberaubende Ballstafette erfolgreich abgeschlossen.
Auch VfB-Star Führich führt sich mit einem gefährlichen Schuss ein
Nur so richtig viele Torchancen, das hatten die Deutschen nicht. Die Niederländer, am Samstag 4:0-Sieger gegen den deutschen EM-Auftaktgegner Schottland, schon gar nicht. Was auch am raren Ballbesitz lag (lediglich 36 Prozent in der ersten Hälfte). Wobei die erste Viertelstunde der zweiten Hälfte klar den Gästen gehörte. Nagelsmann reagierte, brachte den Stuttgarter Chris Führich für Gündogan und stellte Pascal Groß für Robert Andrich an die Seite von Kroos. Und Führich führte sich mit einem gefährlichen Schuss ein (65.), weckte das Publikum. Auch gegen Musiala (76.) und den eingewechselten Thomas Müller (83.) parierte Torhüter Bart Verbruggen großartig. Bei Füllkrugs Kopf-/Schulterball nach einem Kroos-Eckstoß kam er zu spät - Heimsieg im Auswärtstrikot.
Es lässt sich jetzt wochenlang trefflich diskutieren, wie es mit dieser Mannschaft weitergeht, was ihr bei der Heim-EM (mit dem pink-lila Auswärtstrikot) zuzutrauen ist. Nach dem nächsten Spiel in Frankfurt am 23. Juni wissen wir mehr: Im letzten Vorrundenspiel gegen die Schweiz geht es nicht um Pink oder Lila, sondern um Grün oder Rot. Grünes Licht fürs Achtelfinale?