Vom 21. bis 30 November findet die Kickbox-WM des Fachverbandes Wako in Abu Dhabi statt. Freitag ist Anreise, Samstag werden die Teilnehmer gewogen. Sonntag findet die Auslosung statt und Montag beginnen die Kämpfe. Für Freitag sind die Finalkämpfe vorgesehen, samstags der Teamkampf, Ein straffer Zeitplan für Stefanie Megerle.
Stefanie Megerle kämpft mit Fäusten für die Goldmedaille
Die Pointfighterin aus Öhringen trainiert für die Weltmeisterschaft in Abu Dhabi mit ihrem Trainer Timmy Sarantoudis in Niedernhall. Die Polizistin der Kripo Heilbronn hat ein klares Ziel vor Augen.

Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es so viel wird“, sagt Stefanie Megerle und ist begeistert. Für ihre Teilnahme an der Kickbox-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi hat die 29-jährige Öhringerin einen Spendenaufruf bei der Online-Plattform „Gofundme“ gestartet. Ihr Ziel: 2000 Euro. Eineinhalb Wochen vor dem Flug zeigt der Spendenstand 1706 Euro an – dank 25 Geldgeber. Die Unterstützung sei enorm hoch, im vergangenen Jahr habe sie ebenfalls einen Aufruf mit einem Kickbox-Kollegen gestartet, heraus kamen 600 Euro.
Pointfighterin Stefanie Megerle aus Öhringen reist zur Kickbox-WM nach Abu Dahbi
Wofür die Pointfighterin das Geld benötigt? Die Kosten für Flug, Hotel und Ausrüstung etwa müssen die Teilnehmer selbst tragen, der Verband übernimmt nur einen Anteil. Da sie Unterkunft und Reise schon früh gebucht haben, sei mit 2000 Euro fast alles abgedeckt, erklärt Stefanie Megerle.
Am Freitag geht es los. Megerle. Ihr Trainer Timmy Sarantoudis, zwei weitere Bundestrainer, ein Fotograf sowie die anderen Starter des deutschen Teams reisen in die Vereinigten Arabischen Emirate. „Das gesamte Nationalteam ist quasi wie eine Familie“, erklärt die Sportlerin. Würde sie Angehörige mitnehmen, wären diese in einem anderen Hotel. So aber sitzen sie wohl vor dem kostenpflichtigen Livestream. Denn: Statt den Spagat vor Ort zwischen Angehörigen und WM zu haben, konzentriert sich die 29-Jährige lieber auf sich. Denn sie hat ein Ziel. Trainer Sarantoudis sagt klar: „Es gibt nur Platz eins.“
Kickbox-WM in Abu Dhabi – Stefanie Megerles Stärke sind ihre Fäuste und ihr Timing
„Ich würde mich schon zu den Stärksten zählen in meiner Gewichtsklasse bis 70 Kilo“, sagt die Kämpferin. Sie hat eine prima Saison hinter sich. Bei den World Games etwa gewann sie Silber. Und es bleibe ihr nicht mehr so viel Zeit im Sport, der auf hohem Niveau eben auch seine Spuren hinterlässt. Etwa Athrose in der Hüfte. Der Arzt hat Stefanie Megerle geraten aufzuhören. Im Training versucht sie daher weitestgehend auf das Kicken zu verzichten. Zudem geht Megerle zur Physiotherapie und taped. „Als offensive Faustkämpferin kicke ich sowieso weniger“, sagt die Hohenloherin. Mit den Händen ist sie schneller und sie hat ein „krasses Timing“, wie ihr Trainer betont.
„Ich würde mich schon zu den Stärksten zählen in meiner Gewichtsklasse.“ Stefanie Megerle
Im Training nur Pointfighting: Stefanie Megerle bereitet sich auf Weltmeisterschaft vor
Vier- bis fünfmal trainiert die 29-Jährige in der Woche – nur Pointfighting, kein Krafttraining oder Laufen. Macht sie zu viel, so ihre Erfahrungswerte, geht es auch mal „nach hinten losgeht“. Soll heißen: Auch Regeneration ist wichtig.Da sie bei der WM auf bekannte Gegnerinnen trifft, macht eine spezifische Vorbereitung Sinn. Als besonders kniffliger Gegner fallen Megerle und Sarantoudis aber nur die Italienerinnen ein. „Es ist viel davon abhängig, wer den besseren Tag hat“, sagt die Öhringerin.
Trainer Timmy Sarantoudis fiebert bei Kickbox-Kämpfen mit
Vielleicht helfen ihr in Abu Dhabi auch ihre Glückbringer. „Die Kids aus dem Verein haben mir selbstgemachte Armbänder geschenkt“, sagt Stefanie Megerle. Auch das kleine Glücksschweinchen ihres Vaters wird sie einpacken. Dinge, die sie auch an ihr Zuhause erinnern. Vor Kämpfen nimmt sich Stefanie Megerle meist Zeit für Atemübungen, sie helfen gegen die Nervosität. Vor der Abreise ist es allerdings noch die Vorfreude auf den Saisonhöhepunkt, die überwiegt.
Ähnlich geht es ihrem Trainer: „Wenn ich jetzt darüber nachdenke, werde ich schon etwas nervös“, sagt Timmy Sarantoudis. „Nervlich sind die Kämpfe für einen Coach schwieriger“, sagt Megerle und lacht. „Ich kämpfe mit“, bestätigt Sarantoudis.
Doch der 37-Jährige aus Niedernhall betreut neben Megerle noch einige weitere erfolgreiche Kämpfer. Von der Jugend-Weltmeisterschaft kehrten er und seine neun Athleten mit zwei Goldmedaillen durch Thalia Klipstein und Adele Lell nach Hause.
Unterstützung von Kollegen und Familie: Kriminalpolizistin Stefanie Megerle reist zu Kickbox-WM
Doch nicht nur Timmy Sarantoudis fiebert mit. „Meine Kollegen sind wahnsinnig beeindruckt“, sagt die Kriminalpolizistin. Ihrer Erfolge wegen, aber auch weil sie die Doppelbelastung mit Training und Arbeit wuppt. Sie erlebe dort viel Rückhalt, meint Megerle. Ihre Kollegen in Heilbronn planen, den Livestream im Besprechungsraum zu schauen. Auch die Familie unterstützt Stefanie Megerle von klein auf. Seit 22 Jahren ist Kickboxen nun schon ihr Sport, doch es wird wohl ihr letztes Jahr im Nationalteam. Umso schöner wäre es, WM-Gold zu gewinnen.

Stimme.de