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World Games 
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Nach der ersten Enttäuschung überwiegt bei Stefanie Megerle der Stolz  

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Öhringer Kickboxerin Stefanie Megerle holt bei den World Games in China die Silbermedaille. Ihre erste Asienreise war lehrreich, führte aber zu Heißhunger auf Pizza.  

Nach der ersten Enttäuschung konnte Stefanie Megerle aus Öhringen auch mit der Silbermedaille um den Hals lachen.
Nach der ersten Enttäuschung konnte Stefanie Megerle aus Öhringen auch mit der Silbermedaille um den Hals lachen.  Foto: privat

Ein klein wenig dauerte es, bis sich bei Stefanie Megerle Glücksgefühle einstellten. „Direkt nach dem Kampf tat es weh“, sagt die Öhringerin. Bei den World Games im chinesischen Chengdu verlor sie das Finale in der Kickbox-Disziplin Pointfighting (Klasse 70 Kilo) knapp mit 4:6 gegen die Ungarin Andrea Busa. „Aber es ist ein wahnsinnig gutes Ergebnis. Grundsätzlich bin ich mit meiner Leistung zufrieden. Auch wenn ich mir mehr erhofft habe“, sagt Megerle. Mittlerweile ist es eher eine gewonnene Silbermedaille, anstatt verlorenen Goldes. „Schließlich sind die World Games für uns die Olympischen Spiele“, sagt Megerle.

Ein Kuscheltier zum Trost geschenkt bekommen 

Sie versuchte die Atmosphäre aufzusaugen, die Veranstaltung so gut es geht zu genießen. „In der Halle wurden wir von Kindern abgeklatscht und auch angefeuert“, sagt Megerle. „Als ich nach der Niederlage im Finale traurig war, hat mir eine Frau ein Kuscheltier geschenkt, um mich zu trösten.“

Von China und Chengdu, einer 20-Millionen-Einwohner-Metropole, bekam sie allerdings nur wenig mit. Zu fokussiert war sie auf ihren Wettkampf, zu eng war der Zeitplan. „Die Leute waren mega toll“, meinte Megerle. „Wir wurden behandelt wie Superstars. Alle wollten Bilder mit uns machen“, schildert die 29-Jährige die Eindrücke ihrer ersten Asienreise überhaupt. „Alle waren superfreundlich. Aber es gab schon große Kommunikationsprobleme. Selbst mit Englisch war es schwierig“, erzählt Megerle.

Reis wird erst einmal nicht mehr auf Megerles Ernährungsplan stehen 

„Und Reis kann ich jetzt nicht mehr sehen. Den gab es in allen Variationen. Und als wir mal unterwegs in der Stadt waren, haben wir uns nicht getraut, etwas zu essen. Nicht, dass wir es nicht vertragen hätten. Wir wollten auf der sicheren Seite bleiben. Schließlich hatten wir gehört, dass andere Athleten Schwierigkeiten hatten.“ Gerne würde sie aber noch einmal nach Asien reisen. „Aber nicht unbedingt China. Für einen entspannten Erholungsurlaub ist das nichts. Mir war Chengdu jedenfalls zu groß und zu laut“, sagt sie. „Aber es war eine interessante Erfahrung.“

Im Halbfinale besiegte Stefanie Megerle (links) die Slowenin Tina Baloh. Im Finale war dann die Ungarin Andrea Busa den entscheidenden Tick besser.
Im Halbfinale besiegte Stefanie Megerle (links) die Slowenin Tina Baloh. Im Finale war dann die Ungarin Andrea Busa den entscheidenden Tick besser.  Foto: privat

Untergebracht war sie wie die meisten anderen deutschen Athleten in einem der beiden Olympischen Dörfer. „Nach der Ankunft waren wir erstmal mit Wiegen und der Registrierung beschäftigt“, sagt Megerle. „Abends haben wir uns dann etwas die Stadt angeschaut. Am Tag darauf sind wir ins andere Olympische Dorf gefahren.“

Megerle macht nicht die Kamprichter für die Niederlage verantwortlich 

Los ging es dann mit dem Viertelfinale, das die Kriminalpolizistin gegen die Mexikanerin Vanessa Sanchez mit 13:6 gewann. „Ich war vorher schon angespannt, weil ich gegen sie im März verloren habe“, meinte Megerle, die einen Tag später im Halbfinale dann auf die Slowenin Tina Baloh traf. „Gegen sie kämpfe ich auf fast jedem Turnier“, sagt Megerle. Dass es so gut läuft, hatte sie aber nicht erwartet. Sie gewann durch Technischen K.o. aufgrund einer Zehn-Punkte-Führung beim 15:5 in der dritten Runde.

„Im Finale war es dann knapp. Sie war am Ende einen Tick klüger, etwas besser“, sagte Megerle. „Schade war es beim Stand von 4:5, als ich nochmal angegriffen habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas früher getroffen habe. Aber ich finde es schwach, die Kampfrichter für die Niederlage verantwortlich zu machen“, sagt Megerle.

In Schottland gab es erst einmal Pizza 

Sie suchte den Grund für die Niederlage eher in ihrer Taktik. Bei der Europameisterschaft hatte sie Busa nach 0:3-Rückstand noch besiegt. „Das wollte ich vermeiden, wollte aktiver sein. Aber sie hat die besseren Mittel gefunden, gegen mich zu punkten.“ Viel Zeit zum Trauern und Verarbeiten hatte Megerle dann erstmal nicht, denn schon kurz nach dem Kampf ging ihr Flug zurück nach Frankfurt. Dort angekommen ging es weiter nach Stuttgart und schließlich Edinburgh (Schottland), wo ihr Freund – ebenfalls ein Kickboxer – wohnt. Dort hatte die Öhringerin, die in Niedernhall bei Timmy Sarantoudis im SSMAC trainiert, noch eine Woche Zeit zum Ausspannen. Und Zeit für „ungesundes Essen“ – wie sie lachend meinte: „Wir sind erstmal Pizza essen gegangen.“

Nun steht vom 21. bis 30. November mit der Weltmeisterschaft der nächste große Wettkampf an. Und auch wenn sie aktuell ein paar Hüftprobleme plagen, will sie dort antreten und den Titel holen. „Die World Games waren das letzte Turnier der Ungarin, deshalb sieht es mit den Chancen auch gut aus“, sagt Megerle. „Grundsätzlich sehe ich mich schon mindestens auf dem Podium oder im Finale.“ 

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