Viele Unfälle und eine ungekrönte Aufholjagd beim 12-Stunden-Rennen am Nürburgring
Zwei Läufe, zwei Streckenvarianten, zweimal sechs Stunden Vollgas: Viele Auf und Abs für Motorsportler aus der Region beim Doppelpack der Nürburgring Langstrecken-Serie.

An Action mangelte es dem sechsten Rennwochenende der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) wahrlich nicht. Erst recht nicht aus Sicht des Fahrer-Quintetts aus der Region. "Ein richtig verrücktes Rennwochenende, jedoch mit einem versöhnlichen Ausgang", resümierte der Weinsberger Patrick Assenheimer nach seinem Samstagseinsatz für das Team von Schnitzelalm Racing.
Yannick Fübrich und Christian Koger konnten das von ihren Samstagen nur bedingt behaupten und auch Luca-Sandro Trefz hatte kein Glück am Sonntag. Einzig Fabio Sacchi konnte sich über einen Klassensieg freuen.
NLS fährt erstmals auf XXL-Streckenvariante
Das traditionsreiche Zwölf-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring war in diesem Jahr in zwei Rennen à sechs Stunden geteilt. Am Samstag waren insgesamt 113 Fahrzeuge zum 63. ACAS Cup auf dem Eifel-Parcours angetreten und wollten die erstmals gefahrene Streckenvariante aus komplettem Grand-Prix-Kurs - inklusive AMG-Arena und Müllenbachschleife - und Nordschleife bezwingen. Am Sonntag ging es dann für die verbliebenen 87 Starter beim 62. Reinoldus-Langstreckenrennen über die gewohnte NLS-Kombination aus Nordschleife und Grand-Prix-Kurs-Kurzanbindung.
Schnitzelalm-Quartett fährt aus der Box auf Rang fünf
Und bereits beim Qualifying am Samstag ging es hoch her. Patrick Assenheimer saß noch gar nicht im Fahrzeug, da hatte der Mercedes-AMG GT3 aus der Top-Klasse SP9 Pro bereits mit technischen Problemen zu kämpfen. Diese konnten zwar behoben werden, machten allerdings einen Getriebewechsel notwendig. Und nachdem Teamkollege Philip Ellis während einer schnellen Runde auf Öl-Bindemittel von der Strecke gerutscht war, musste der Schnitzelalm-Mercedes ohne gezeitete Runde als letzter der 38 Fahrer der ersten Startgruppe aus der Box ins Rennen gehen und handelte sich damit eine Strafminute ein.
Doch Startfahrer Ellis übergab das Fahrzeug nach acht Runden bereits als Elfter an Assenheimer, der danach in zweieinhalb Stunden bis auf Rang vier vorfuhr und plötzlich an den Podestplätzen schnupperte. Marcel Marchewicz und Colin Caresani brachten den Mercedes schließlich als Vierter über die Ziellinie, bevor die Zeitstrafe das Quartett noch auf Gesamtrang fünf zurückfallen ließ. "Ich bin bis zum Rennen keinen Meter gefahren, deshalb habe ich die zwei Stints richtig genossen", sagte Assenheimer.
Trefz im Pech, aber mit gutem Gefühl im Auto
Seinen Platz im Schnitzelalm-Mercedes nahm am Sonntag der Wüstenroter Luca-Sandro Trefz ein. Teamkollege Marchewicz lag nach einer Dreiviertelstunde auf Rang fünf und lieferte sich einen spannenden Zweikampf mit den späteren Samstag-und-Sonntag-Siegern Christian Krognes und Jakub Giermaziak (BMW M4 GT3), als ihn ein Bruch des Querlenkers im Abschnitt Wippermann von der Strecke beförderte und für das Aus sorgte.
"Es war noch Glück im Unglück, dass es nicht an einer gefährlicheren Stelle passiert ist", sagte Trefz, der dadurch nur am Freitag viele Kilometer und Daten für Setup und Balance sammelte sowie am Sonntag im Qualifying zum Einsatz kam. "Obwohl ich zuvor fast vier Monate nicht im Auto gesessen war, habe ich mich sofort wieder wohl gefühlt", sagte der 21-Jährige, der den Cockpit-Platz von Schnitzelalm-Teamchef Thomas Angerer angeboten bekommen hatte.
Unfälle verhindern Zielankunft und Start
Vorzeitig zu Ende waren Samstag und Sonntag vor 60.000 Motorsport-Fans auch für den Brackenheimer Yannick Fübrich. Im ersten Rennen war der BMW M240i Racing Cup vom Team Adrenalin Motorsport am Streckenabschnitt Fuchsröhre mit dem Scherer-Audi R8 LMS GT3 EVO II von Vincent Kolb und Frank Stippler kollidiert, was ein Weiterfahren unmöglich machte. Am Sonntag verhinderte dann ein Unfall im Qualifying einen Start.

Ebenfalls ohne Zielankunft blieb Christian Koger aus Massenbachhausen im VW Scirocco. Am Samstagnachmittag drehte sich der VW zunächst in der Hohenrain-Schikane mit einem Reifenschaden, am Abend verunfallte die Startnummer 477 im Abschnitt Schwedenkreuz.
Samstags Stop-and-Go-Strafe, sonntags Klassensieg
Besser lief es an beiden Tagen für Fabio Sacchi und Reiner Neuffer im Porsche Cayman GT4. Der Weinsberger Sacchi hatte am Samstag als Startfahrer nach vier Runden technische Probleme, die einen 20-minütigen Boxenstopp notwendig machten. Weil später noch eine Stop-and-Go-Strafe wegen Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse folgte, kam das Duo nicht über Platz 83 und den zweiten von zwei Plätzen in der SP7-Klasse hinaus.
Am Sonntag arbeitete sich Sacchi schnell von Startplatz 66 vor und übergab als 40. an Neuffer. Danach hielten beide das Tempo hoch und kamen als 32. und Klassensieger ins Ziel. "Das extrem warme Wetter war sowohl für uns Fahrer als auch für die Autos sehr herausfordernd", sagte Sacchi, der mit zwei Zielankünften noch das beste NLS-Wochenende aller Motorsportler der Region verlebt hatte.
Red Bull Formula Nürburgring
Für das Rahmenprogramm hatten sich die NLS-Veranstalter in Zusammenarbeit mit Getränkehersteller Red Bull etwas Besonderes überlegt: Zahlreiche Motorsport-Größen fuhren mit ehemaligen Fahrzeugen über die Nordschleife. Mit dabei waren unter anderem Sebastian Vettel,
David Coulthard, Ralf Schumacher, Gerhard Berger und Jos Verstappen. "Ich fühle mich wie in einer Zeitkapsel", sagte Vettel, der am Steuer seines aufgrund des Streckenprofils extra leicht höhergelegten 2011er-RB7 ("Kinky Kylie") saß.



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