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Unterländer Sportlerwahl: Viele Wege durch viele Jahrzehnte

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Eindrücke von der Feier: Olympische Gespräche über den Dächern Heilbronns und Erinnerungen an große Sportmomente.

Die Proklamation der Unterländer Sportler des Jahres am Donnerstag ist eine Feierlichkeit mit vielen Facetten gewesen. Die kleine illustre Gästeschar hat in der Skybar des Parkhotel Heilbronn für Lacher gesorgt, aber auch über hintergründig-ernste Themen wie den Russland-Ukraine-Konflikt diskutiert. Anekdoten eines Abends.

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Erinnerung auf Papier

Für Lesergewinner Edgar Reichel ist es ein unterhaltsamer Abend. Der 63-jährige ist noch immer als Schiedsrichter aktiv und zückt nach den Ehrungen plötzlich zwei Schwarz-Weiß-Fotos aus seiner Jackentasche, die ihn beim Einlaufen als Fußball-Referee mit dem heutigen Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer zeigen, der damals sein Linienrichter war. "Uwe war gewissenhaft und mit Freude dabei, leitete selbst Fußballspiele bis zur Verbandsliga", berichtet Edgar Reichel. "Er könnte heute noch pfeifen, hat aber leider viel zu früh wieder aufgehört."


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Deutsche Meisterschaft im Rollkunstlauf in Heilbronn

Natürlich unterhält sich Edgar Reichel auch mit Sigrid Seeger-Losch. Da seine Schwester Klaudia Rieger-Katzmeier im REV Heilbronn lange Jahre Trainerin gewesen ist, kennt er die Grande Dame des Rollkunstlaufens. Sie bringt eine gute Nachricht mit zur Veranstaltung: "Wir richten in diesem Jahr vom 2. bis 7. August die deutschen Meisterschaften aus", gibt das Vorstandsmitglied des REV Heilbronn bekannt. "Anfang der Woche haben wir vom Deutschen Rollsport und Inlineverband die Bestätigung erhalten, darüber freuen wir uns sehr."

Die 84-Jährige ist auch Gründungsmitglied der Sporthilfe Unterland. Beim Lifetime-Award wird Sigrid Seeger-Losch auf den dritten Platz gewählt. "Eigentlich bin ich ja durch meinen Bruder bekannt geworden. Es heißt heute noch, "das ist die Schwester vom Karl-Heinz Losch", das freut mich aber trotzdem", erzählt die agile Rentnerin und blickt auf die erste Unterländer Sportlerwahl 1958 zurück. "Das war ein Alptraum. Mein Bruder ist mit 15 Jahren Weltmeister geworden, der erste Heilbronner Weltmeister überhaupt. Für mich war es selbstverständlich, dass er die Wahl gewinnt. Er hat aber nicht gewonnen. Ich glaube, da habe ich sogar geheult."

Platz eins ist für den Diskuswerfer Otto Koppenhöfer reserviert, der deutscher Meister geworden ist, Losch bleibt nur Platz zwei. In den Jahren danach gibt es aber auch Tränen der Freude bei Sigrid Seeger-Losch. "Karlo ist dann drei Mal Unterländer Sportler des Jahres geworden", erinnert sie sich - und strahlt.

 


 

Erinnerung an einen jungen Schweizer

Ganz knapp hinter Peter Schramm, der von 1979 bis 2018 in 40 Auflagen das Hochsprung-Meeting in Eberstadt verantwortet hat, wird Uli Eimüllner als ehemaliger Macher des Tennisturniers Heilbronn Open in Talheim (1984 - 2014) Zweitplatzierter beim Lifetime-Award. "Er hat etwas aufgebaut, das einzigartig war und was bis zum heutigen Tag nachhallt", sagt Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer.

"Dass noch immer so viele Leute an dieses Turnier denken, freut mich natürlich", meint Eimüllner und erinnert an besondere Momente im Tenniscenter Talheim. "Da war mal ein junger Schweizer da, dem wir eine Wildcard gegeben haben. Er war 17 Jahre alt, kam zu mir ins Büro und hat sich dafür bedankt." Ein Netzroller führt zum Aus im Halbfinale. "Ich habe ihm gesagt, schade, ich glaube du warst zweimal da, das erste und das letzte Mal. Im nächsten Jahr bist du ein Spieler der Top Ten und darfst nicht mehr starten."

Der Name des Talents: Roger Federer. Auch Rafael Nadel schlägt in jungen Jahren in Talheim auf. "Wenn man das so erlebt, wie junge Leute groß werden, hat das schon Spaß gemacht. Das bleibt im Kopf", sagt Eimüllner. Beim Sektempfang greift der frühere Fußballer und Tennisspieler nicht zum Glas. Mit einem Blick auf seinen Rolli sagt der Lauffener humorvoll-knitz: "Ich möchte im Falle einer Verkehrskontrolle keine Probleme bekommen." Den Sekt, den alle Geehrten neben der Urkunde aus den Händen von Stimme-Geschäftsführer Marc Becker winner erhalten, gönnt sich Uli Eimüllner lieber in einer ruhigen Stunde mit seiner Frau.

 

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Keine fußballerischen Ambitionen bei Kai Stettner

Zu den Stammgästen der Sportlerwahl-Proklamation gehört inzwischen Kai Stettner, Geschäftsführer der Sport-Union Neckarsulm. Der 29-Jährige freut sich über die Erfolge der Schwimm-Asse Annika Bruhn und Henning Mühlleitner wie auch über den ersten Platz der Bundesliga-Handballerinnen. Stettner ist aber auch Mitglied beim TSV Löwenstein und spielt bei seinem Heimatverein Fußball. Diese Saison läuft es für den Tabellenzehnten der Kreisliga A1 nicht wie erhofft. "Wir sind ambitionslos was die vorderen Plätze betrifft", lässt der Mittelfeldspieler mit einem Achselzucken wissen.

Popp äußert sich nicht politisch

Ein Diskussionsthema ist natürlich auch der von Russland begonnene Krieg gegen die Ukraine. Eduard Popp, EM-Dritter des Ringer-Bundesligisten Red Devils Heilbronn, ist in Russland geboren, kennt Athleten aus beiden Ländern. "Es gibt Freunde und Bekanntschaften in beide Richtungen, die über den Sport entstanden sind", berichtet der Möckmühler, der sich zu den Ereignissen als Sportler und Bundeswehrs-Angehöriger "politisch" nicht äußern möchte, aber klarstellt "natürlich ist es schmerzhaft für die Menschen, die so etwas in ihrer Heimat erfahren müssen. Es gibt Leute, die man kennt und die dort leben".

Mögliche Kriegsfolgen für die Red Devils

Völlig schockiert von den Geschehnissen in der Ukraine zeigt sich Jens Petzold, Vorstandsmitglied der Red Devils, und erwartet auch gravierende Auswirkungen für die Ringer-Bundesliga, in der viele russische Athleten aktiv sind. Es sei ungewiss, ob die in der nächsten Saison einreisen dürfen. "Von daher ist das schon ein Thema bei uns, mit dem wir uns intensiv bei der Kaderplanung auseinandersetzen", sagt Petzold, der aber auch eine positive Nachricht parat hat. "Abdolmohammad Papi ist für die EM qualifiziert." Der gebürtige Iraner startet inzwischen für Deutschland. Eduard Popp fehlt bei den Titelkämpfen in Budapest Ende März noch, der Schwergewichtler pausiert derzeit nach Absprache mit Bundestrainer Michael Carl international. Erst im April steigt der 30-Jährige wieder voll ins Training ein und plant für die WM im September in Belgrad.

Die neue Location ist gut angenommen worden

Bestens angekommen ist die Location für die Proklamation der Unterländer Sportlerwahl. In Anlehnung und Erinnerung an die Feierlichkeiten im Insel-Dachgarten, wo der ehemalige Stimme-Sportchef Lothar F. Strobl einst die regionale Sportprominenz begrüßt hat, ist nun die Skybar des Parkhotels der perfekte Treff gewesen. Uli Eimüllner hat den 360 Grad-Blick über den Dächern Heilbronns ebenso genossen wie Falken-Geschäftsführer Timo Ruf und Tobias Leu, Vorstand der Kreissparkasse Heilbronn sowie Schatzmeister der Sporthilfe Unterland. Den Regenbogen am frühen Abend verpassen die Gäste zwar, dafür werden sie im zehnten Stock vom freundlichen Team mit kalt-warmen Speisen vom Flying-Buffet verwöhnt - garniert mit nächtlicher Stadt-Kulisse oder einem herrlichen Blick auf den Wartberg.

Auch der Unterländer Sportler des Jahres, Henning Mühlleitner, ist ein Hingucker. Im modischen Outfit präsentiert sich der Olympia-Vierte bei der Ehrung und eloquent im Gespräch. "Jeder Sportler geht seinen eigenen, besonderen Weg", sagt der 24-Jährige und fügt an: "Der Sport entwickelt nicht nur Maschinen, die funktionieren sollen, sondern er entwickelt auch Persönlichkeiten. Daher freue ich mich, wenn ich hier vielleicht als regionale Persönlichkeit im Sport ein bisschen repräsentieren darf."

Bruhn schreibt über Stress-Management

Eine sympathische Botschafterin ihrer Sportart ist auch Siegerin Annika Bruhn. Nach intensiven Monaten rund um die Olympischen Spiele in Tokio, konzentriert sich die 29-Jährige derzeit auf den Endspurt ihres Studiums in Prävention und Gesundheitsmanagement, wo sie ihre Masters-Thesis schreibt. Doch auch die hat - natürlich - mit Schwimmen zu tun. "Ich schreibe über Stressmanagement bei den Trainern im Deutschen Schwimmverband. Es geht immer viel darum, was die Athleten machen. Doch ich wollte mal erforschen, was die Trainer so machen."

Bliebe die Frage, wie viele Nerven sie ihren australischen Trainer Matt Magee vor und in Tokio gekostet hat? "Ich glaube, ich bin eine relativ entspannte Sportlerin, die auch mal den Trainer ein bisschen beruhigen kann", meint das Freistil-Ass der Sport-Union Neckarsulm lachend. "Aber wir alle haben ihn schon ordentlich Nerven gekostet, es waren ja auch viele von uns in Tokio dabei." Genau sind es fünf Asse gewesen.

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