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Das sind die Gewinner der Unterländer Sportlerwahl 2021

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Bei den Frauen und Männern haben die Schwimmer der Sport-Union Neckarsulm das Rennen gemacht, bei den Mannschaften die Neckarsulmer Handball-Frauen und den Lifetime-Award erhält "Mister Eberstadt" Peter Schramm. Wir stellen die Sieger näher vor.

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Sportlerin: Annika Bruhn ist die Gute-Laune-Frau

Die Schwimmerin der Sport-Union Neckarsulm sammelt die meisten Sympathiestimmen.

Ob nationale Meisterschaften, Staffel-Einsätze oder Olympische Spiele, auf die Neckarsulmer Freistil-Spezialistin Annika Bruhn ist immer Verlass. Foto: dpa
Ob nationale Meisterschaften, Staffel-Einsätze oder Olympische Spiele, auf die Neckarsulmer Freistil-Spezialistin Annika Bruhn ist immer Verlass. Foto: dpa  Foto: dpa

Wie es sich anfühlt, Erste zu sein, weiß Annika Bruhn. Oft genug steigt die Freistilspezialistin als Schnellste aus dem Becken. Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin, die auch 2021 im Rahmen der "Finals" ausgetragen werden, holt sie zwei nationale Titel. Eine Herzensangelegenheit der 29-Jährigen aber sind die Staffeln. "Ich bin einfach ein Teammensch. Schwimmen ist zwar eine Individualsportart, aber ich liebe diesen Teamspirit. Vielleicht mag ich Staffeln deswegen so sehr, weil man noch für andere mitkämpft", sagt die Gute-Laune-Frau der Sport-Union Neckarsulm. Gemeinsam auf der Startbrücke stehen, zusammen die Freude erleben, das ist ihr zusätzliche Motivation.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio steht Annika Bruhn in gleich vier Staffeln im deutschen Aufgebot, übernimmt auch als Schlussschwimmerin Verantwortung für Team D, gilt als Führungspersönlichkeit und hilft den Jüngeren, wenn sie um Ratschläge bitten. "Das ist eine besondere Eigenschaft von Annika", sagt der in Neckarsulm lebende Hannes Vitense, der die Spätstarterin lange Jahre mit formt und in Japan als Bundestrainer fungiert. "Sie hat eine ganz hohe Begeisterung für ihren Sport. Aber ich schätze sie auch, weil sie sehr ehrlich und direkt ist."

Stolz, im Einzel im Halbfinale gewesen zu sein

Der schönste Lohn für ihre sportliche Weiterentwicklung unter Matt Magee im reiferen Schwimmalter sind das olympische Finale in Tokio mit Platz sechs über 4 x 200 Meter Freistil und Position 14 über 200 Meter Freistil - es ist die beste Einzelplatzierung von Annika Bruhn bei ihren dritten Spielen nach London (2012) und Rio de Janeiro (2016). "Ich habe alles versucht aus mir rauszuholen, gekämpft und mir nichts vorzuwerfen. Ich bin schon stolz, im Halbfinale gewesen zu sein", sagt die gebürtige Ingersheimerin.

In ihrem Heimatort spielt Annika Bruhn erst Klarinette und singt als nicht mal Zehnjährige im Chor. Mit der Kultband "Pur" nimmt sie sogar den Song "Bitte lieber Gott" auf, auch bei einem Konzert in Sinsheim tritt sie mit auf. Doch ihre Passion ist das Schwimmen. 2019 wird sie zum ersten Mal Unterländer Sportlerin des Jahres, nun sammelt sie bei den Stimme-Lesern, Usern und der Jury ein zweites Mal mit Abstand die meisten (Sympathie-)Stimmen.

Ende in Sicht, Pläne im Kopf

Die erfolgreiche Karriere der Annika Bruhn wird in absehbarer Zeit enden. Die Studentin für Prävention und Gesundheitsmanagement, die nach Olympia noch in der ISL (International Swimming League) und bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften angetreten ist, hat auch für das nächste Lebenskapitel Pläne.



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Sportler: Henning Mühlleitner ist der Olympia-Mann

Der Neckarsulmer Schwimmer überrascht in Tokio mit Platz vier.

Nach den famosen Auftritten über 400 Meter Freistil bei den Olympischen Spielen in Tokio wird Henning Mühlleitner Unterländer Sportler des Jahres. Foto: dpa
Nach den famosen Auftritten über 400 Meter Freistil bei den Olympischen Spielen in Tokio wird Henning Mühlleitner Unterländer Sportler des Jahres. Foto: dpa  Foto: dpa

Dieser Mann raubt einem den Schlaf. Zumindest bei Olympia. Exakt sieben Monate ist es her, dass Henning Mühlleitner für die erste Überraschung bei den Sommerspielen in Tokio sorgt. Der Freistilschwimmer der Sport-Union Neckarsulm macht nicht nur die Sportfreunde in der Region hellwach. Als Schnellster aller Vorläufe qualifiziert sich der 24-Jährige für das Finale über die 400 Meter, weil er seine Bestzeit aus dem Qualifikationszeitraum im April um nicht erwartbare 1,69 Sekunden auf 3:43,67 Minuten verbessert. Ein Hochgefühl, das mächtig Adrenalin freisetzt.

15 Stunden später fehlen dem Mitglied des Sporthilfe-Perspektivteams nach 3:44,07 Minuten nur 13 Hundertstelsekunden zur Bronzemedaille. Welch ein Auftritt! "Darauf kann ich stolz sein", sagt der Student der Wirtschaftsinformatik über Platz vier glücklich, aber bescheiden.

Blechmedaille? Das stört den 24-Jährigen wenig

Mindestens so beeindruckend wie im Wasser agiert Henning Mühlleitner aber auch außerhalb des Beckens. Seine olympischen Eindrücke beschreibt der Neckarsulmer eloquent und sympathisch in zahlreichen Interviews. Dort versichert er immer wieder, keine Bitterkeit ob der verpassten Medaille in sich zu tragen. "Jetzt ist es natürlich die Blechmedaille, Holzmedaille oder wie auch immer man es nennen mag, aber das stört mich relativ wenig", sagt der Mann, der nach 2018 erneut zum Unterländer Sportler des Jahres gewählt wird. "Keiner hätte gedacht, dass ich auf Rang vier schwimmen könnte. Der Körper spürt keine Zeiten, ich habe angeschlagen und wusste, das war alles, was ich habe geben können. Das ist für mich die größte Genugtuung."

Die Zweifel, die ihn während einer langen Verletzungszeit begleitet haben, sind verflogen. Henning Mühlleitner hält auf der größten Bühne, die sein Sport bietet, dem Druck stand und katapultiert sich endgültig mitten hinein in die Weltelite. Das beflügelt ihn auch in der Staffel, wo er mit seinen Teamkollegen über 4 x 200 Meter nochmals ins Finale schwimmt und Siebter wird.

Philosophie aus Perth als Schlüsselpunkt

Bestens eingestimmt von Matt Magee, seinem Trainer. Als der Australier während der Pandemie ins Unterland zieht, dauert es, bis Henning Mühlleitner bereits ist, die Philosophie des Experten aus Perth mitzugehen - und beschert ihm doch einen "Schlüsselpunkt", wie es Mühlleitner nennt. Der erfahrene Coach organisiert, er setzt um. Das gibt Sicherheit und schafft Vertrauen - zwei wichtige Faktoren. Magees Ruhe strahlt ab auf das Talent, das wenige Tage vor dem Olympia-Start im Trainingslager im japanischen Kumamoto noch zwei Online-Klausuren schreibt. Mit Bravour!


 

Mannschaft: Die Neckarsulmer Sport-Union ist raus aus der Grauzone

Die Neckarsulmerinnen schaffen es ins vordere Bundesliga-Drittel und bei der Abstimmung auf Platz eins.

Mit 37:23 Punkten feierten die Neckarsulmerinnen in der Saison 2020/21 so häufig wie noch nie. Und der Jubel soll weitergehen. Foto: Andreas Veigel
Mit 37:23 Punkten feierten die Neckarsulmerinnen in der Saison 2020/21 so häufig wie noch nie. Und der Jubel soll weitergehen. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Es hat sich herumgesprochen. Nathalie Hendrikse, Kapitänin der Sport-Union Neckarsulm, ist es dennoch wichtig, das noch einmal in aller Deutlichkeit zu betonen. Längst sei überall bekannt, "dass hier nicht mehr gegen den Abstieg gespielt wird", versichert die Niederländerin, als sie ihren nahenden Abschied von der Sport-Union verkündet. Neben ihr werden nach der aktuellen Bundesliga-Runde mindestens sechs weitere Spielerinnen den Club verlassen.

Ein Verlust, natürlich. Aber eben auch eine Auszeichnung. Als Tabellensechster und mit der besten Saison der Vereinsgeschichte 2020/21 haben sich die Neckarsulmerinnen interessant gemacht. Für andere Arbeitgeber genauso wie für Fans und Sponsoren.

Stabilisierung unter Cheftrainerin Tanja Logvin

Seit dem Sprung in die deutsche Beletage 2016 zunächst über Jahre mit dem Kampf um die Klasse beschäftig, hält sich die Sport-Union nach der Stabilisierung unter Cheftrainerin Tanja Logvin nicht allzu lange in der Grauzone des Klassements auf. Mittlerweile wird in Neckarsulm offen über Ambitionen für das internationale Geschäft gesprochen.

Den ersten großen Schritt hin zur internationalen Bühne ist die Sport-Union bereits gegangen - wenn bisher auch nur Backstage. Bei der Weltmeisterschaft im Dezember sind erstmals drei Neckarsulmerinnen mit dabei. Irene Espinola Perez spielt mit Gastgeber Spanien um Bronze, Lynn Knippenborg steht im Team des niederländischen Titelverteidigers und Johanna Stockschläder schafft mit Deutschland erstmals den Sprung zu einem großen Turnier. Selina Kalmbach und Sarah Wachter befinden sich zudem im erweiterten deutschen Kader. Es ist der Lohn für kontinuierliche Entwicklung im Verein.

Sie haben jetzt den Gewinner-Geschmack im Mund

Die bisher beste Bundesliga-Saison 2020/21 hätte sich sogar zu etwas noch Erfolgreicherem entwickeln können. Denn zwischenzeitlich haben die Neckarsulmerinnen engen Kontakt zu einem European-League-Rang. "Auf einmal kommen Leute zu mir und sagen, wir müssen unter die ersten Drei kommen", sagt Tanja Logvin damals, als ihr Erfolgsteam auf Platz vier liegt und den etablierten Spitzenclubs dicht im Nacken sitzt. "Wenn du oben bist, willst du nicht mehr nach unten. Jede hat jetzt den Gewinner-Geschmack im Mund."

Einen etwas bitteren Beigeschmack erhält die aktuelle Saison durch sich wiederholende Corona-Sorgen bei der Sport-Union. Platz sieben und nur 11:11 Punkte sind nicht mehr der Neckarsulmer Anspruch. Mehr als die Hälfte der Spiele stehen aber auch noch aus. Und am Ende will das Team von Tanja Logvin wieder raus aus der Grauzone sein.


 

Lifetime-Award für Mister Eberstadt

Das traditionsreiche Hochsprung-Meeting bringt Peter Schramm viel Mühe und viel Lob.

Den weltbesten Hochspringern bietet Peter Schramm vier Jahrzehnte lang in Eberstadt eine perfekte Bühne – hier Mateusz Przybylko 2017. Foto: Andreas Veigel
Den weltbesten Hochspringern bietet Peter Schramm vier Jahrzehnte lang in Eberstadt eine perfekte Bühne – hier Mateusz Przybylko 2017. Foto: Andreas Veigel  Foto: Andreas Veigel

Dem Bürgermeister eine Bitte abschlagen, wer macht das schon? Peter Schramm nicht. Es ist zudem naheliegend, das Kleinspielfeld von Eberstadt mit einer Sportveranstaltung einzuweihen. Und er, der Hochsprungtrainer, hat die Kontakte in die Szene. Was am 9. Juni 1979 passiert, produziert Schlagzeilen - nicht nur im Dorf. Drei Deutsche springen über 2,30 Meter. Nationale Bestmarken im Minutentakt. Und Peter Schramm macht einfach weiter. Vier Jahrzehnte lang. Aus dem Sport- und Religionslehrer wird der Gründer des Internationalen Hochsprung-Meetings in Eberstadt. Ein Macher, der seinem Wohnort zu Weltruhm verhilft.

Peter Schramm prägt die Veranstaltung. Auf seine Art. Es fehlen die Gelder, sich dem Prämienwucher hinzugeben. Trotzdem kommen die Stars. Alle lieben die Atmosphäre, genießen die Nähe zum Publikum. Unterm Eberfürst sind die Hochspringer alleiniger Mittelpunkt, stemmen sich bei Sommerhitze wie Starkregen in Rekordhöhen.

Statt Vip-Bereich Hochspringen zum Anfassen

Vor oder nach dem Meeting sitzen die Asse gern mit den Schramms bei Kaffee und (Käse-)Kuchen oder in den Anfängen abends um eine gusseiserne Pfanne mit internationalen Leckereien. Es menschelt in Eberstadt. Statt Vip-Bereichen gibt es Hochspringen zum Anfassen. Unvergessen bleiben die Weltrekorde von Jacek Wszola (2,35 Meter) und Zhu Jianhua (2,39 Meter), aber auch der Wettbewerb 1995, als elf der 13 Springer über 2,30 Meter gefloppt sind. "Das hätte ich mir nie erträumt, das war unglaublich", sagt Peter Schramm.

Oder Javier Sotomayor, der als Erster auf der Anlage 2,40 Meter springt. Die Auftritte von Mutaz Essa Barshim, dem Weltmeister aus Katar bleiben ebenso unvergessen wie die Wettbewerbe der Frauen, die nicht nur dank Kajsa Bergqvist alles andere als Quotenmädels sind. Seine Ziele erreicht Peter Schramm mit Beharrlichkeit, aber auch einem professionellen Team rund um die TSG Heilbronn, auf das er sich stets verlassen darf.

Emotionales Ende am 26. August 2018

Mit einem finale furioso endet am 26. August 2018 eine Ära. Die letzten Sieger heißen Airine Palsyte und Brandon Starc. Der Australier, der mit 2,36 Meter einen würdigen Abschluss zeigt, sagt: "Eberstadt ist das weltbeste Meeting." Mit 75 Jahren sagt "ps" Adieu, erhält für seine Lebensleistung die Ehrenbürgerwürde und jetzt, mit 78, die meisten Stimmen in der Kategorie "Lifetime Award". 2003 bekommt Schramm bereits das Bundesverdienstkreuz am Bande. Aus dem einstigen Landestrainer ist längst ein rühriger Pensionär geworden, der den Leichtathleten der TSG bis heute als Sportlicher Leiter hilft.

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