Olympia ruft: Neckarsulmer Schwimm-Asse verabschieden sich nach Japan
Freunde und Familie verabschieden die Olympia-Starter der Neckarsulmer Sport-Union am Sonntagmittag, nachdem sie in Tokio nicht dabei sein dürfen. Zuerst geht es ins Trainingslager nach Kumamoto.

Stilechter geht es nicht. Auf seinem weißen Body trägt Bosse die Namen der Neckarsulmer Olympia-Schwimmer, auf seinem Rücken, gleich unter den Ringen, prangt der Name des "besten Trainers" Matt Magee. Erst tags zuvor hat Mattika Hirschmann das Textil für ihren zweieinhalb Monate alten Sohn designed. Bosse ist am Sonntagmittag der Jüngste unter den etwa 80 Schwimmfans, die auf der Terrasse des Sportbades Aquatoll Annika Bruhn, Marie Pietruschka, Fabian Schwingenschlögl, Henning Mühlleitner und Matthew Magee nach Tokio verabschieden. Mit herzlichen Worten. Mit Geschenken. Und mit einem Hupkonzert.
Bis zum 21. Juli wird trainiert
Um 18.15 Uhr ist die Lufthansa-Maschine in Frankfurt abgeflogen. Ihr Ziel: der internationale Flughafen Haneda in Japans Hauptstadt. Von dort aus geht es bis zum 21. Juli weiter ins Trainingslager nach Kumamoto. Die Insassen: Die gesamte Olympia-Mannschaft des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). In Frankfurt ist auch Celine Rieder, wie Henning Mühlleitner Mitglied des Perspektivteams der Sporthilfe Unterland, zu ihren Mannschaftskolleginnen gestoßen. Nach zwei Höhentrainingslagern in der Sierra Nevada und in Andorra startet die 20-Jährige von Magdeburg aus in das Abenteuer Olympia.
"Mega cool, so eine Verabschiedung hatte ich noch nie", sagt Annika Bruhn vor ihren dritten Olympischen Spielen über all die gut gelaunten Menschen, die ihr und ihrem Team aufs Herzlichste Adieu gesagt haben. "Wunderbar, dass so viele hinter einem stehen."
Auch ihre Eltern sind gekommen. Sie haben Tickets für Tokio gehabt, doch aus dem Trip wird - anders als in London 2012 und in Rio vor fünf Jahren - leider nichts. "Ich hoffe nur, dass es für die Athleten positiv wird", sagt Annika Bruhns Papa und drückt auf die Hupe, als der Bus mit den Schwimmern auf dem Parkplatz noch eine Ehrenrunde mit viel Winke-Winke dreht.
Es überrascht nicht, dass keine Zuschauer zugelassen werden
Die Entscheidung der Organisatoren in Tokio, nun nun auch keine japanischen Zuschauer zuzulassen, tragen die Neckarsulmer Schwimmer mit Fassung. "Es war keine Überraschung und auch kein großer Schock", sagt Fabian Schwingenschlögl, "ich bin darauf eingestellt." Auch Marie Pietruschka, die sich zuvor gerührt bei Matt Magee und Christian Hirschmann, dem Initiator des Neckarsulmer Schwimm-Projektes, für ein Jahr bei der Sport-Union bedankt, sagt: "Mir ist das wurscht. Schade finde ich nur, wenn man sieht, wie sich im Vergleich die Uefa verhält. Das macht einen wütend", meint die 26-Jährige und spricht damit die Pläne des europäischen Fußball-Verbandes an, zur Europameisterschaft vier Wochen lang zehntausende Fans in die Stadien gelassen zu haben.
Olympia ist immer etwas Besonderes, auch ohne Zuschauer
Bei Annika Bruhn, die wie Henning Mühlleitner noch schnell Bademützen signiert und auf T-Shirts unterschreibt, ist die Vorfreude dennoch da. "Ohne Zuschauer ist sehr schade, aber irgendeine Entscheidung musste getroffen werden", sagt die Europameisterin mit der Mixed-Staffel (2018), "trotzdem kribbelt es schon. Olympia ist immer wieder etwas Besonderes."
Daher werden auch alle, die im Unterland die Daumen drücken, vom 23. Juli an gebannt nach Tokio blicken. "Wir sind alle so verdammt stolz auf euch - und werden wegen euch kurze Nächte haben", sagt Christian Hirschmann lachend. Die promte Reaktion von Annika Bruhn: "Na hoffentlich!"