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"Assenheimer Gruppe" beteiligt sich mit Millionen-Investment am Hockenheimring

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Dank Investitionen von 250 Millionen Euro soll sich das Gesicht und die Auslastung des Hockenheimrings verändern. Ein Investoren-Quintett plant eine Motorworld, Hotel und Gastronomieangebote.

So soll, so könnte es am Hockenheimring einmal aussehen, falls die Pläne des neuen Investoren-Quintetts in fünf bis zehn Jahren umgesetzt sind.
So soll, so könnte es am Hockenheimring einmal aussehen, falls die Pläne des neuen Investoren-Quintetts in fünf bis zehn Jahren umgesetzt sind.  Foto: emodrom group

Das Firmengeflecht, die Hintergründe und die Motive sind auf den allerersten Blick nicht direkt zu durchschauen, das gibt Patrick Assenheimer zu. Doch hinter dem Ende April besiegelten, deutlich umfangreicheren Einstieg der "Assenheimer Gruppe" am Hockenheimring Baden-Württemberg steht ein klarer Plan, versichert der 32-Jährige.

"Es sind allgemein und für Rennstrecken im Speziellen schwere Zeiten; wir wollen den Hockenheimring in diesen schweren Zeiten zukunftssicher machen", lautet die Intention des Engagements, das der Gemeinderat der Stadt Hockenheim am 24. April mit 18 Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen abgesegnet hatte.

Stadt Hockenheim reduziert ihre Anteile deutlich

Konkret geht es um Folgendes: Eine Gruppe von fünf privaten Investoren und Unternehmen, darunter die "Assenheimer Gruppe", beteiligt sich fortan als "emodrom group holding GmbH" mit 74,99 Prozent an der Hockenheim-Ring GmbH. Zum Gesellschafterkreis letzterer zählen außerdem die Stadt Hockenheim und der Badische Motorsport-Club e.V. (BMC), die zusammen die restlichen 25,01 Prozent der Anteile halten.

Stadt (94 Prozent) und BMC (Sechs Prozent) waren zuvor alleinige Gesellschafter der Hockenheim-Ring GmbH und reduzierten ihre Anteile nun zugunsten des Investoren-Quintetts, das dafür 5,5 Millionen Euro zahlt. Die Investoren sichern im Gegenzug zu, in den nächsten fünf bis zehn Jahren 250 Millionen Euro in und um die Rennstrecke zu investieren.

Auf partnerschaftliche Zusammenarbeit folgen Investitionen

Das Quintett besteht neben der "Assenheimer Gruppe" auch aus der Timbra Group (Immobilien, Worms). Beide stehen bereits seit 2012 an der Seite der Hockenheim-Ring GmbH. "Schon damals gab es einen Ansatz, bei dem der Hockenheimring Partner gesucht hat, um wirtschaftlich stabiler zu werden", erklärt Patrick Assenheimer. Dies erfolgte abseits von Renntagen oder Konzerten etwa durch den Betrieb und die Vermietung von Gebäuden oder Garagen für Firmen oder Veranstaltungen über die im gleichen Jahr gegründete emodrom GmbH.

Emodrom - ein Kofferwort aus Emotion und Motodrom - habe seit rund fünf Jahren eine engere Partnerschaft angestrebt, so dass man mit der Stadt Hockenheim und dem BMC im Austausch und in Verhandlungen stand, sagt Assenheimer, der einer der Geschäftsführer der "emodrom event + services GmbH" ist.

Investoren-Quintett plant diverse Veränderungen

Um ein finanziell gehaltvolles Paket stemmen zu können, stießen zu den zwei bestehenden Emodrom-Gesellschaftern nun drei weitere hinzu: die Motorworld Group (Projektentwicklung) aus Schemmerhofen im Landkreis Biberach, die Arnold NextG GmbH (Fahrzeugtechnologie) aus Pfronstetten im Landkreis Reutlingen und die Wirth Gruppe (Immobilien, Waghäusel).

Zusammen möchten die neuen Gesellschafter des Hockenheimrings dafür Sorge tragen, dass sich an der Rennstrecke in den nächsten Jahren ein Hotel, Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten, aber auch Industrie- und Forschungsunternehmen aus der Automobilbranche ansiedeln, um die Strecke über das gesamte Jahr auszulasten.


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Veränderungen sollen noch in diesem Jahr beginnen

Herzstück der Investitionsvorhaben ist allerdings der Bau einer auf den Hockenheimring angepassten Motorworld. Ähnliche Erlebniswelten mit Oldtimer-Ausstellungsräumen und Automobil-Dienstleistern betreibt die Motorworld Group bereits in München, Köln und Böblingen. Des weiteren soll das 2019 im Rennstrecken-Inneren eröffnete Porsche Experience Center noch in diesem Jahr erweitert werden.

Auch für die anderen Vorhaben soll der Startschuss zeitnah fallen. "Der Bauantrag für die Motorworld mit Hotel soll noch 2024 gestellt werden", sagt Patrick Assenheimer. Der Baubeginn sei angesichts von zweieinhalb bis drei Jahren Bauzeit für 2025 geplant. Über alle Geschossflächen der Erlebniswelt seien bis zu 50.000 Quadratmeter bebaubar.

Engagement, Leidenschaft und wirtschaftliche Ziele

"Wir haben bereits eine solide Basis und sind in vielem schon sehr weit", gibt Assenheimer Einblicke in die Planungen. Was sich die "Assenheimer Gruppe" von dem umfassenden Engagement verspricht? "Es steht bei allen Beteiligten viel Leidenschaft für den Motorsport dahinter. Wir wollen gemeinsam mit der Stadt am Hockenheimring etwas Solides aufbauen", versichert Patrick Assenheimer.

"Aber wir sind auch alle Privatunternehmer und wenn alles so klappt, wie wir uns das vorstellen, dann kommt am Ende natürlich auch für uns etwas dabei rum", sagt der langjährige Motorsportler zu den wirtschaftlichen Zielen.

Autohaus "AssenheimerMulfinger" ist nicht involviert

Was Assenheimer wichtig ist zu betonen: Hinter dem Engagement steckt nicht "AssenheimerMulfinger": Das Heilbronner Mercedes-Benz-Autohaus, das als regulärer Sponsor an der Rennstrecke präsent ist, habe damit nichts zu tun. Die Beteiligung sei vielmehr ein Engagement der Familie Assenheimer.

Trotz des Investoreneinstiegs behält die Stadt Hockenheim ein Mitspracherecht an der Rennstrecke. Das geht aus der Beschlussvorlage des Gemeinderates hervor, über den das Gremium Ende April abgestimmt hat.

Stadt Hockenheim erhält jährlich eine Million Euro Erbbauzins

Wichtige Beschlüsse könnten demnach durch Zustimmungsvorbehalte auch weiterhin "nicht gegen den Willen der Stadt Hockenheim" gefasst werden. Zudem hat sich die Stadt für die nächsten acht Jahre das Namensrecht an der Veranstaltungsstätte gesichert. Dafür zahlt sie jährlich 90.000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer und hat eine Option auf acht weitere Jahre. Im Gegenzug liegt der Erbbauzins, gewissermaßen die Miete für das Grundstück, bei einer Million Euro pro Jahr, die fortan in die Hockenheimer Stadtkasse fließen werden.

Des Weiteren haben sich die Vertragspartner darauf geeinigt, dass die Stadt im Falle einer Insolvenz der Hockenheim-Ring GmbH nicht für deren Verbindlichkeiten (19.025.105,40 Euro, Stand: 31. Dezember 2023) gegenüber den Banken haften muss. Das bedeutet, dass das Investoren-Quintett auch diese Schulden übernehmen wird.


Geschichte des Hockenheimrings

Die heute als Hockenheimring Baden-Württemberg bekannte Rennstrecke wurde im Mai 1932 als rund zwölf Kilometer lange Test- und Rennstrecke eröffnet. 1938 wurde sie verkürzt und als Kurpfalzring für den Motorsport ausgebaut.

Im März 1947 war die Gründung der Hockenheim-Ring GmbH dann Auftakt für die Instandsetzung nach dem Krieg, bevor 1970 erstmals ein Formel-1-Rennen in der Kurpfalz ausgetragen wurde. Nach kleineren Umbauten folgte 2002 eine große Umgestaltung inklusive Verkürzung der Strecke, die den Rückbau der Ostkurve und neue Tribünen umfasste.

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