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Der Italiener Matteo Arnaldi gewinnt den 9. Heilbronner Neckar-Cup

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Der 22-jährige gewinnt am Sonntag gegen Facundo Diaz Acosta aus Argentinien und reist sofort ab. Warum es Matteo Arnaldi so eilig hat.

Italienische Glücksmomente beim Neckar-Cup auf dem Platz und auf der Tribüne: Matteo Arnaldi feiert den dritten Turniersieg bei einem Challenger 2023.
Fotos: Andreas Veigel
Italienische Glücksmomente beim Neckar-Cup auf dem Platz und auf der Tribüne: Matteo Arnaldi feiert den dritten Turniersieg bei einem Challenger 2023. Fotos: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Matteo Arnaldi hatte es plötzlich eilig. Sehr eilig. Schon nach dem ersten Satz des Finales beim 9. Heilbronner Neckar-Cup. Dem 7:6 (7:4) gegen den Argentinier Facundo Diaz Acosta ließ er in nur 26 Minuten ein 6:1 und somit seinen dritten Sieg in diesem Jahr bei einem Challenger-Turnier folgen. Und nur wenige Worte bei der Siegerehrung. "Ich verpasse meinen Flieger nach Perugia", erklärte der 22-jährige Italiener danach glücklich gestresst.

700 Kilometer südlich von Heilbronn geht es für den jungen Mann aus Sanremo mit dem nächsten Challenger weiter. Dabei ist er doch in den vergangenen Monaten Woche für Woche in neue Sphären vorgedrungen, hat das nächste Level erreicht, könnte Woche für Woche ATP-Turniere spielen. "Ich werde ab Montag in der Weltrangliste ungefähr auf Platz 70 stehen - wow!", sagte Matteo Arnaldi und schüttelte den Kopf. "In meinem Leben gibt es gerade viele erste Male."

Lieber Tennis statt schwimmen

Hat im Halbfinale Rudi Molleker mit 7:5, 6:3 geschlagen: Facundo Diaz Acosta.
Hat im Halbfinale Rudi Molleker mit 7:5, 6:3 geschlagen: Facundo Diaz Acosta.  Foto: Veigel, Andreas

Davon hat er im Laufe der Turnierwoche tiefenentspannt erzählt, dankbar, dass sich in Germania jemand für ihn und seine Geschichte interessiert. "Mit Fünf habe ich angefangen Tennis zu spielen, mit meinem Opa. Wobei mein Papa Schwimmer war und ich erst geschwommen bin. Beim Tennis hatte ich aber einfach mehr Spaß." Lachend schob der Schlaks nach: "Vielleicht habe ich fürs Schwimmen mehr Talent."

Doch der silberne Tennisschläger an seiner Halskette, die weißen Streifen oberhalb der Handgelenke, wo er auf dem Tennisplatz Schweißbänder trägt, zeigen, wem sein Sportlerherz gehört. Und seine Ergebnisse, seine vielen ersten Male der vergangenen Wochen und Monate sprechen für sich.

 


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Viele Premieren

Im November das erste Mal beim ATP-Finale der sogenannten Next Gen, der neuen Spielergeneration. Im Februar das erste Match bei einem ATP-Turnier in Doha. Eine Woche später beim ATP-Turnier in Dubai das erste Mal gegen einen Top-Ten-Spieler, den Russen Daniil Medvedev. Im April beim Masters in Madrid der erste Sieg gegen einen Top-Ten-Spieler, den Norweger Casper Ruud ("Das war eines der besten Matches meines Lebens").

Im Mai das erste Mal bei den French Open im Hauptfeld eines Grand Slams ("Ich bin als Lucky Loser reingerutscht, weil Andy Murray zurückgezogen hat"), gleich mit einem Erstrunden-Sieg. Und jetzt der dritte Turniersieg bei einem Challenger 2023, für den es 19 650 Euro Preisgeld, 125 Weltranglistenpunkte und mit dem neuen Ranking ganz neue Perspektiven gibt.

Neue Freunde finden

"Ich muss gerade neue Freunde finden", sagte Matteo Arnaldi am Donnerstag. "So ist das immer, wenn du den nächsten Schritt machst, wenn du auf der Future-Ebene angekommen bist, dann auf der Challenger-Ebene und jetzt auf der ATP-Ebene." Die Erkenntnis nach dem Ruud-Sieg und der Viersatz-Niederlage von Paris gegen den Kanadier Denis Shapovalov: "Ich kann auf dem Level der Topleute spielen und dort bestehen."

Facundo Diaz Acosta sagte es auf dem Center Court über das Stadionmikrofon so: "Matteo, wir haben schon ein ITF-Finale gegeneinander gespielt. Heute haben wir ein Challenger-Finale gespielt. Das nächste Mal spielen wir ein ATP-Finale."

Die Top 100 knacken

Die Aussage ist nicht kühn, denn auch der 22-jährige Argentinier ist ein Aufsteiger, hatte die beiden Challenger zuvor gewonnen und dürfte demnächst die Top 100 knacken. Das Neckar-Cup-Finale 2023 hatte zwei Sieger. Die sich schon am Samstag mit besonderen Leistungen hervorgetan hatten.

Linkshänder Diaz Acosta nahm im Halbfinale Rudolf Molleker aus dem Turnier. Der 22-jährige aus Oranienburg bekannte nach der 5:7, 3:6-Niederlage: "Die Batterie war ein bisschen leer. Ich bin trotzdem happy mit der Woche." Die 45 Weltranglistenpunkte fürs Halbfinale werden den Publikumsliebling ("Ich habe hier so viel Aufwind bekommen") im Ranking etwa 80 Plätze nach oben, mutmaßlich auf Rang 262, heben.

Sprint und Marathon

Matteo Arnaldi feierte am Samstag zwei gegensätzliche Siege. Der eine war ein Sprint, der andere ein Marathon. Zunächst ging es am Mittag gegen den Spanier Jaume Munar - das Viertelfinal-Match war am Freitagabend wegen Dunkelheit beim Stand von 5:5 im dritten Satz abgebrochen worden. Nach lediglich neun gespielten Punkten stand Arnaldis Halbfinaleinzug fest.

Die Partie am Nachmittag gegen den Spanier Pedro Martinez zog sich. Der erste Satz war episch und spannend, dauerte fast eineinhalb Stunden. Eine weitere Stunde später stand Arnaldis 7:6 (7:4) 7:5-Erfolg fest. Kein Wunder, dass es der Italiener am Sonntag eilig hatte. Seine letzten Worte: "Vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr wieder." Vielleicht auch nicht. Weil Matteo Arnaldi die nächste Stufe erreicht hat.

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