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Heilbronn-Reds-Kapitän Stilianos Eleftheriadis: "Ich werde gern unterschätzt"

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Mit einer Körpergröße von 1,63 Metern ist der Kapitän der Regionalliga-Mannschaft Heilbronn Reds der kleinste Basketballspieler auf dem Feld. Im Interview spricht Stilianos Eleftheriadis darüber, wie er trotz negativer Kommentare über seine Körpergröße das Selbstvertrauen gestärkt hat.

Von unserer Redakteurin Andrea Eisenmann
Stilianos Eleftheriadis misst 1,63 Meter − und spielt dennoch erfolgreich Basketball. Der Kapitän der Heilbronn Reds ist für viele Kinder ein Vorbild. 
Foto: Andreas Veigel
Stilianos Eleftheriadis misst 1,63 Meter − und spielt dennoch erfolgreich Basketball. Der Kapitän der Heilbronn Reds ist für viele Kinder ein Vorbild. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Im Basketball zählt nur die Körpergröße? Mitnichten. Der Kapitän der Regionalliga-Mannschaft Heilbronn Reds, Stilianos Eleftheriadis, misst gerade einmal 1,63 Meter. Trotzdem hat er es geschafft, in und abseits von Sporthallen groß rauszukommen - auch wenn das nicht immer einfach war, wie der 31-Jährige im Interview erzählt.

 

Herr Eleftheriadis, sagt Ihnen denn der Name Muggsy Bogues etwas?

Stilianos Eleftheriadis: Ja klar. Das war ein Basketballspieler in der NBA (Basketball-Profiliga in Nordamerika, Anmerkung der Redaktion), der in den 80er- und 90er-Jahren gespielt hat. Ich glaube, er war mit 1,64 oder 1,65 Meter sogar der kleinste Spieler in der NBA-Geschichte.

 

Fast richtig. Er war sogar nur 1,60 Meter groß - und damit drei Zentimeter kleiner als Sie. Es gab in der Vergangenheit immer wieder auch kleinere Spieler in den wichtigen Ligen weltweit und trotzdem gilt Basketball als "Spiel der langen Kerle". Stört Sie das manchmal?

Eleftheriadis: Jein. Es ist wahrscheinlich schon richtig, dass eher größere Personen Basketball spielen, weil diese aufgrund ihrer Körpergröße näher am Korb sind (lacht). Und das bringt natürlich den einen oder anderen Vorteil mit sich. Aber mich ärgern Aussagen wie: Man muss groß sein, um Basketball spielen zu können.

 

Wie können kleinere Spieler dem Spiel ihren Stempel aufdrücken? Was sind denn Ihre Vorteile?

Eleftheriadis: Ich bin meistens schneller als meine Verteidiger. Weil ich etwas kleiner bin, kann man mir auch schlecht den Ball wegnehmen. Und was natürlich auch hinzu kommt: Ich werde gern unterschätzt.

 


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Wie viel Selbstvertrauen braucht es beziehungsweise hat es gebraucht, um mit Ihrer Größe die Sportart auszuüben?

Eleftheriadis: Man braucht schon eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Natürlich kommt es drauf an, wo man spielt, gegen wen man spielt und in welcher Liga man spielt.

 

Der größte Spieler im Team der Heilbronn Reds, Simon Schmitz, ist 2,07 Meter groß. Damit liegen 44 Zentimeter Größenunterschied zwischen Ihnen und ihm. Das bietet bestimmt Stoff für Gefrotzel ...

Eleftheriadis: Eigentlich nicht. Mit Simon verstehe ich mich blendend, weil wir einen ziemlich langen Weg miteinander gegangen sind. Wir spielen jetzt schon seit fünf Jahren zusammen und sind gemeinsam aufgestiegen.

 

Die Teamkameraden sind das eine, aber wie reagieren die Gegner auf Sie?

Eleftheriadis: Es gab schon den einen oder anderen, der geschmunzelt hat, wenn ich auf das Spielfeld gekommen bin. Aber sobald das Spiel anfängt und sie sehen, dass ich Basketball spielen kann, ist das auch wieder vorbei.

 

Und früher? Hatten Sie als Kind oder Jugendlicher denn nie Zweifel, ob Basketball die richtige Sportart für Sie ist?

Eleftheriadis: Ich habe in der Jugend angefangen und es war ziemlich hart für mich, weil ich einer der kleineren war. Damals hatte ich auch noch nicht das Selbstvertrauen, das ich heute habe - und auch noch nicht das spielerische Niveau, um mitzuhalten. Deshalb bekam ich kaum Spielminuten. Das hat natürlich am Ego gekratzt. Es kamen Kommentare wie "Du bist einfach zu klein für den Sport" oder "Hast Du mal dran gedacht, Fußball zu spielen?". Ich habe dann zwei Jahre mit Basketball aufgehört, weil mir alles zu viel wurde. Aber die Liebe zum Sport ist geblieben und deshalb bin ich irgendwann auch wieder zurückgekommen.

 

Und von diesem Zeitpunkt an waren Ihnen auch die negativen Kommentare egal?

Eleftheriadis: Genau. Ab einem bestimmten Alter überhört man das einfach. Ich liebe diesen Sport, ich wollte ihn ausüben und nicht aufgeben. Da gehört natürlich auch ein bisschen Ego und Hartnäckigkeit dazu. Und ich habe mich an "großen" kleineren Spielern orientiert - auch wenn Muggsy Bogues nicht dazu gehört hat. Für mich war das beispielsweise Nate Robinson, der von 2005 bis 2015 in der NBA aktiv war und auch nur 1,75 Meter groß ist. Der hat trotzdem gute Leistungen gebracht und so war bei mir immer der Gedanke da, eigentlich kannst Du das auch. Man steckt viel Zeit in den Sport: in das Training, in die Vorbereitungen und in die Spiele. Irgendwann lässt man sich nicht mehr von dummen Kommentaren verunsichern.

 

Woher rührt das Selbstvertrauen bei Ihnen?

Eleftheriadis: Einen großen Teil tragen mein Team und der Coach dazu bei. Mein Trainer sagt seit Jahren zu mir: "Alles überhören. Ich weiß, dass Du das kannst." Manchmal glaubt er mehr an mich als ich selbst. Aber auch meine Mannschaft steht voll hinter mir - selbst wenn ich mal eine schlechte Aktion im Spiel habe. Und es kommt auch aus mir selbst heraus.

 

Und die Familie?

Eleftheriadis: Die war definitiv auch wichtig. Meine Eltern haben mich immer unterstützt - egal ob beim Taekwondo oder beim Basketball. Mein Vater war bei jedem Spiel dabei, hat mich angefeuert und mir Tipps gegeben. Und auch meine Schwester und meine Frau fiebern bei allen Heimspielen in der Halle mit.

 

Die Reds haben einen beeindruckenden Lauf hingelegt: Das Team stieg 2022 in die Regionalliga auf und steht jetzt auf einem Platz im Mittelfeld. Was bedeutet es Ihnen, Kapitän dieser Mannschaft zu sein?

Eleftheriadis: Das bedeutet mir sehr viel. Vor allem wenn man bedenkt, dass der kleinste Mann auf dem Feld der Kapitän sein darf, sagt das sehr viel über den Willen und den Kampfgeist dieser Mannschaft aus.

 

Wer ein Spiel verfolgt, merkt schnell, dass Sie bei Kindern äußerst beliebt sind. Nehmen Sie das auch so wahr?

Eleftheriadis: Ja und ich finde das super. Als die Corona-Pandemie anfing, habe ich unter dem Titel "Schlag den Stili" mit Lehrern an meiner alten Grundschule (Silcherschule, A.d.R.) mehrminütige Videoclips gedreht, um die Kinder mit fünf "Challenges" zu extra Sporteinheiten zu animieren. Ich möchte der nächsten Generation gern mitgeben, dass jeder diesen Sport machen kann - egal ob groß oder klein, egal ob einer etwas mehr oder weniger auf den Rippen hat. Es gibt für jeden einen Platz in diesem Sport.

 

Sie sind der einzige Spieler, von dem Autogrammkarten am Eingang des Sporthalle ausliegen…

Eleftheriadis: Die wurden im Zuge der Aktion damals gedruckt. Und kommen bis heute ganz gut bei den Kiddies an.

 

Es gibt auf Englisch den Spruch "Size matters", der übersetzt so viel bedeutet wie "Es kommt auf die Größe an". Was würden Sie dem entgegnen?

Eleftheriadis: Ich würde sagen: "Hard work matters too", also: "Harte Arbeit macht auch einen Unterschied". Ein sehr cooler Gegenspieler hat einmal nach einem Spiel zu mir gemeint: "Heart over Hight" - also "Herz siegt über Größe". Das fand ich auch einen sehr schönen Satz.


Zur Person

Stilianos Eleftheriadis, kurz: Stili, wurde in Heilbronn geboren und besuchte später die Helene-Lange-Realschule und die Gustav-von-Schmoller-Schule. Mit 14 Jahren begann er, Basketball im Verein zu spielen, nachdem er zuvor Taekwondo gemacht hatte. Der ausgebildete Einzelhandelskaufmann arbeitet aktuell bei dem Großhandelsunternehmen Emil Löffelhardt in Heilbronn.

Mit seinen Youtube-Videos "Schlag den Stili" animierte Eleftheriadis Kinder im Lockdown dazu, zu Hause Sport zu treiben. Die Aktion sorgte 2020 über die Stadtgrenzen hinweg für mediale Aufmerksamkeit, so dass er unter anderem Gast der SWR Landesschau war. Der 31-Jährige ist seit 2022 verheiratet.

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