Gaststarter Kessel düpiert im Saarland die Konkurrenz
Johannes Kessel aus Haßmersheim gewinnt mit Co-Pilot Hans-Peter Loth trotz einer frühen Zeitstrafe die DRM-Nationals-Kategorie bei der Rallye Saarland-Pfalz.

Für Rallye-Pilot Johannes Kessel waren bei der Saarland-Pfalz-Rallye in diesem Jahr aller guten Dinge drei. Und wie gut dieses dritte, 131 Asphalt-Kilometer lange Ding rund um St. Wendel war, überraschte selbst seine Konkurrenten und Szene-Kenner.
Denn nachdem 2021 die Servolenkung gestreikt hatte und Kessel im Vorjahr seinen BMW nach einem Sprung mit Beschädigungen vorzeitig abstellen musste, wagte sich der Haßmersheimer in diesem Jahr zum dritten Mal ins Saarland - und fuhr mit seinem Co-Piloten Hans-Peter Loth beim vierten und vorletzten Lauf zur diesjährigen Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM) als Gaststarter zum Sieg in der DRM-Nationals-Kategorie.
Frühe Zeitstrafe wird nicht zum Hindernis
Mit mehr als neun Sekunden lag das Duo mit seinem BMW M3 E46 Compact in der NC1-Klasse vor Hermann Gaßner sen. und Karin Thannhäuser (Toyota GR Yaris) und kam als Zwölfter der Gesamtwertung vor allen Rally4-Fahrzeugen als schnellstes nicht-allradangetriebene Auto ins Ziel.
Selbst eine zehnsekündige Zeitstrafe nach der zweiten Wertungsprüfung aufgrund einer Nachzeit an der Zeitkontrolle konnte Kessel/Loth nicht aufhalten. "Es hat vor allem am Samstag alles super geklappt. Wir sind konstant gute Zeiten gefahren und waren dann auf einmal schneller als die ganzen Rally4-Autos", blickt Johannes Kessel auf das heiße Wochenende im Saarland zurück.
Erfolgreiches Heimspiel für Beifahrer Loth
Der gebürtige Oberfranke, der erst 2020 von der Rundstrecke in den Rallye-Sport wechselte und Mitglied im MSC Untereisesheim ist, gewann in der DRM Nationals, dem ehemaligen ADAC Rallye Masters für die nationalen Klassen NC1 bis NC9, sieben der zehn Wertungsprüfungen inklusive Power Stage.
"Wir sind ein kleines privates Team mit zwei Fahrzeugbetreuern, einem Betreuer des Reifenherstellers und eben mir und Peter; wir kommen mit dem Sprinter zu den Veranstaltungen und fahren hauptsächlich Rallyes, die uns gut gefallen", erzählt Kessel. Oft startet das Duo daher in Belgien, war zuletzt auch bei der Rallye Lëtzebuerg am Start - und nun zum dritten Mal in St. Wendel, weil die Rallye für Beifahrer Hans-Peter Loth, der aus dem Saarland stammt, ein Heimspiel ist.
Weil die beiden nicht als offizielle Starter in der DRM eingeschrieben sind, meldete der 36-Jährige das Duo als Gaststarter - und düpierte die Konkurrenz.
Facebook-Inserat brachte Duo zusammen
Dabei war auf der ersten Etappe am Freitag gar nicht alles rund gelaufen. "Wir hatten einige kleine Wehwehchen am Auto, die wir auf der Verbindungsetappe abgearbeitet haben", sagt Kessel. Den Ölverlust am Wärmetauscher seines BMW konnte er selbst reparieren, doch "es war ein super Job vom ganzen Team", der zum Erfolg führte.
Der 63-jährige Loth und der 27 Jahre jüngere Kessel fahren seit 2020 zusammen. "Als ich in den Rallye-Sport gewechselt bin, hatte ich erst gar keinen Zugang in die Szene", erinnert sich Kessel. Er habe dann über eine Facebook-Gruppe für Rallye-Fahrer per Inserat einen Beifahrer gesucht.
"Peter hat sich gemeldet und wir haben uns zwei Wochen später bei einem Testtag getroffen. Da hat es zwar geschüttet wie aus Eimern, aber wir sind zusammen sofort die zweitschnellste Zeit gefahren", sagt Johannes Kessel und lacht. Das Zusammenspiel funktionierte. Nicht nur im Regen, sondern nun auch in der saarländischen Sommer-Hitze.
Ziele und Perspektiven
"Rallyes fahren ist lebenslanges Lernen. Wir wollen uns immer ein bisschen weiter vorarbeiten", sagt Kessel zu weiteren Zielen im Motorsport. Mit einem Rallye2-Fahrzeug in der DRM zu fahren "wäre ein Traum", sagt er. Der 36-Jährige sagt aber auch: "Wir haben derzeit ein relativ kleines Gönner-Budget. Für eine ganze DRM-Saison bräuchten wir unser aktuelles Budget mit mehr als dem Faktor fünf."