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Erfinderische Reds trotzen der Kälte und den Titans Stuttgart

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Der Rückrunden-Auftakt des Heilbronner Regionalligisten steht zeitweise kurz vor einer Absage, weil die Heizung in der Mörike-Sporthalle nicht mitspielt. Doch nach einer unkonventionellen Problemlösung gewinnen die TSG-Basketballer doch noch gegen die Landeshauptstädter.

Ein Generator, ein Schlauch und viel heiße Luft: Nur dank dieser provisorischen Konstruktion konnten die Heilbronn Reds am vergangenen Sonntag spielen.
Ein Generator, ein Schlauch und viel heiße Luft: Nur dank dieser provisorischen Konstruktion konnten die Heilbronn Reds am vergangenen Sonntag spielen.  Foto: Bihr, Lina

Unten auf dem Parkett der Mörike-Sporthalle war am Sonntagnachmittag alles wie immer: Die Stimmung war gut, die TSG Heilbronn Reds spielten beim 62:42 (29:23)-Sieg gegen die PKF Titans Stuttgart guten Basketball, und: es war warm. Und selbst auf der Zuschauertribüne werden wohl nur die wenigsten der rund 250 Fans gemerkt haben, dass in Sontheim etwas anders war als üblich.

Dabei war es bis Ende der Woche noch gar nicht so sicher gewesen, ob das erste Spiel der Reds in der Regionalliga-Rückrunde überhaupt würde stattfinden können. Denn als Team-Manager Matthias Götz am Montag vergangener Woche vor dem ersten Training nach der Winterpause die Halle betrat, war es vor allem eines: kalt. Sehr kalt um genau zu sein. 11,7 Grad Celsius hatte das Thermometer angezeigt.

Spielausfall sollte unbedingt verhindert werden

Eine von Götz' ersten Amtshandlungen des neuen Jahres bestand daher darin, die Stadt Heilbronn am Dienstagmorgen über die offensichtlich nicht funktionierende Heizung zu informieren. Schließlich waren die TSG-Basketballer vorgewarnt, nachdem die Heizung bereits im Dezember beim Spiel gegen die SG Heidelberg-Kirchheim kalt geblieben war.

Weil die Sontheimer Spielstätte als einzige der Stadt mit einer Wurf-Uhr ausgestattet ist, standen eventuelle Ausweichmöglichkeiten nicht zur Debatte. Bliebe es bis Sonntag kalt, "hätten wir von der Stadt eine schriftliche Bestätigung über die Unbespielbarkeit der Halle benötigt, um das Spiel beim Verband abzusagen ohne die Punkte zu verlieren", erklärt Matthias Götz.

Doch der Team-Manager wollte spielen, wollte die Fans nicht enttäuschen und wollte vor allem nach der Weihnachtspause ein erstes Pflichtspiel absolviert haben, bevor es nächsten Samstag zum Top-Duell mit der SV Möhringen (19.15 Uhr, Sporthalle Fasanenhofschule, Stuttgart) kommt.


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Lage der Heizventile verkompliziert die Reparatur

Nachdem die Stadt Heilbronn - die nach eigenen Angaben erst am Mittwoch vom Problem erfahren haben will - am Donnerstag Mitarbeiter des Gebäudemanagements zur Lösung des Problems in die Halle geschickt hatte, wurde es wieder warm - jedoch nur kurzzeitig. "Am Freitag kam es zu einem erneuten Ausfall, der erneut behoben wurde. Allerdings mit kurzfristiger Wirkung", wie die Stadt auf Nachfrage erklärt. Die Ursache liege nicht in der Wärmeerzeugung, "sondern in den komplexen Mehrwegventilen der Deckenheizplatten, die sich etwa in zehn Meter Höhe befinden".

Als sich gegen Ende der Woche abzeichnete, dass das Problem bis zum Wochenende nicht zu beheben wäre - unter anderem, weil es der Stadt in der Kürze der Zeit nicht möglich war, die unter der Hallendecke befindliche Heizung mit einem Hubsteiger zu inspizieren -, planten die Reds-Verantwortlichen um.

Ein Diesel-Generator wird zur Lösung des Problems

Finanzwart Zdravko Marjanovic organisierte einen Generator und befüllte ihn mit 72 Liter Diesel-Kraftstoff, so dass es am Sonntag dank der so erzeugten und durch einen gelben Schlauch in die Halle geleiteten warmen Luft in den folgenden acht Stunden in der Spielstätte doch noch schrittweise warm wurde.

"Die Kosten dafür übernimmt wenigstens die Stadt", sagt Götz und ist angesichts der umwelttechnisch zumindest fragwürdigen Heiz-Alternative dennoch wenig begeistert. Doch die Gesundheit der Sportler und der zahlenden Zuschauer hatte Priorität. Zuvor hatte ihm die Stadt mitgeteilt, keine Lösung für das Heizen der Halle mit Hilfe von mobilen Geräten zu haben, so dass die Heilbronn Reds schließlich selbst aktiv wurden.

Stadt sichert genaue Prüfung zu

Auf das sportliche Geschehen hatte die Hallentemperatur ab dem Spielbeginn um 17 Uhr wenig Auswirkungen. "Am Anfang haben sich beide Teams schwer getan. Wahrscheinlich, weil sie noch etwas gefroren haben", scherzte Reds-Spielertrainer Goran Mijic mit Blick auf die zerfahrene Anfangsphase.

Unterdessen versichert die Stadt: "Jetzt wird systematisch - Hallendrittel für Hallendrittel - an der Überprüfung der Ventile beziehungsweise ihrem Tausch gearbeitet." Gut für alle Beteiligten, dass die Heilbronn Reds erst am 4. Februar wieder zu Hause spielen.


Auf Tuchfühlung mit dem Spitzenreiter

Aus sportlicher Sicht haben die Regionalliga-Basketballer der TSG Heilbronn die samstägliche Vorlage von Spitzenreiter USC Heidelberg II am darauffolgenden Sonntag eiskalt ausgenutzt. Nachdem die Heidelberger gegen die BG Remseck beim 75:77 eine Elf-Punkte-Halbzeitführung noch verspielt hatten, schlossen die Reds am Tag danach durch ihren 62:42 (29:23)-Erfolg gegen die PKF Titans Stuttgart nach Punkten zum Tabellenführer auf.

Reds können sich auf ihre Defensive verlassen

"Wir haben im Spiel zwar nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, aber das ist nach nur drei Trainingseinheiten nach der langen Pause auch nicht immer so einfach", sagte Spielertrainer Goran Mijic. Gerade zu Beginn taten sich seine Reds im Abschluss schwer, konnten sich aber einmal mehr auf ihre ausgezeichnete Abwehrarbeit verlassen, die die Titans im ersten Viertel bei lediglich drei Punkten hielt.

Ganz fit war Heilbronns Vedran Milicevic (rechts) nicht, so dass ihn Spielertrainer Goran Mijic häufig schonte. Dennoch steuerte der Shooting Guard neun Punkte zum Heimsieg gegen die Titans Stuttgart bei.
Ganz fit war Heilbronns Vedran Milicevic (rechts) nicht, so dass ihn Spielertrainer Goran Mijic häufig schonte. Dennoch steuerte der Shooting Guard neun Punkte zum Heimsieg gegen die Titans Stuttgart bei.  Foto: Lina Bihr

Nach der Halbzeit fanden die Heilbronner ihren Rhythmus und setzten sich schrittweise ab. Immer wieder gelang es der Reds-Defensive, den Gegner so zu bearbeiten, dass dessen Spielzüge die zulässige 24-Sekunden-Marke überschritten. "Daran hatten wir unter der Woche speziell gearbeitet", verriet Mijic.

Linus Geppert ist schnell wieder mittendrin

Einen guten Nachmittag erlebte auch Rückkehrer Linus Geppert. Der 24-jährige Power Forward ist seit Mitte Dezember wieder Teil des Kaders und hat sich schnell eingelebt. "Es war heute erneut ein kleiner Kampf, den wir aber über die Abwehr überzeugend für uns entschieden haben", sagte der DHBW-Student der Betriebswirtschaftslehre.

"Es war nach der Winterpause aber auch ein guter Gegner zum Start, das muss man ehrlich sagen." Weil Geppert im Rahmen seines Dualen Studiums im dreimonatigen Wechsel in Freiburg arbeitet und in Heilbronn studiert, steht er dem Team nur bis Ende Februar zur Verfügung. "Die Jungs sind super und machen es einem einfach, schnell wieder reinzukommen."


TSG Heilbronn Reds: Schnakenberg (3), Koupidis (8), Schmitz (6), Maisel (13), Milicevic (9); Eleftheriadis (2), Klein, Vasovic (9), Cibula (2), Hajzeri (2), Mijic, Geppert (8).

Schiedsrichter: Mesut Aydogdu/Efstathios Ignatakis.

Zuschauer: 250.

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