Letzter Ausweg: Trainer Tobias Gärttner und der TSV Bönnigheim trennen sich
Nach der Niederlage im Regionalliga-Derby beim TV Flein hat Tobias Gärttner sich selbst in Frage gestellt. TSV Bönnigheim hofft, durch einen Trainerwechsel die sportliche Talfahrt zu stoppen.

Das Rätselraten beim TSV Bönnigheim geht weiter. Warum bringen die Regionalliga-Frauen ihre PS nicht auf die Platte? Warum werden Spiele in der zweiten Hälfte immer wieder aus der Hand gegeben? Woher rühren die minutenlangen Blackouts? „Ich habe keine Lösung gefunden“, sagt Tobias Gärttner. Zum Jahresabschluss am Samstag (18 Uhr) gegen Frisch Auf Göppingen II wird der 37-Jährige nicht mehr auf der Bank sitzen. Nach zuletzt sieben Niederlagen aus acht Spielen haben sich Verein und Trainer einvernehmlich getrennt.
Mannschaft des TSV Bönnigheim stand bis zuletzt hinter dem Trainer
„Ich habe diese Option nach der Niederlage in Fleinselbst ins Spiel gebracht“, sagt Gärttner und betont: „Die Rückendeckung vom Verein war ungebrochen vorhanden.“ Obwohl die Entscheidung bereits am Montag getroffen wurde, war Gärttner am Mittwoch bei der Weihnachtsfeier des Vereins zugegen. Denn im Gegensatz zu der Demission seines Vorgängers Sven Bühler stand auch die Mannschaft bis zuletzt hinter dem Trainer. „Mannschaft, Vereinsführung und ich sind gleichermaßen betroffen von der Entwicklung“, sagt Gärttner.
„Ich habe keine Lösung gefunden“
Tobias Gärttner
Mit 9:17 Punkten und 360:347 Toren steht der TSV aktuell auf Rang zehn der Tabelle. „Plus 13 Treffer bei einer solchen Punktebilanz – das gibt es eigentlich nicht“, stellen Gärttner schon die nackten Zahlen vor ungewöhnliche Fragen. Sein Team verliert wie zuletzt in Flein reihenweise die engen Spiele. „Das Potenzial ist da, doch immer wieder brechen wir auf unerklärliche Weise ein“, wundert sich nicht nur Gärttner. „Die Situation ist extrem rätselhaft“, bestätigt Abteilungsleiter Christof Weis. „Mit dem Trainerwechsel hoffen wir, einen neuen Trigger zu setzten, der zu einer Besserung führt.“
Co-Trainerin Melanie Haug übernimmt die Mannschaft vorerst
Der Abgang von Gärttner ist die Bönnigheimer Ultima Ratio, das letzte Mittel. Ob es etwas bewirkt, ist völlig unklar. „Es musste einfach etwas passieren“, sagt Gärttner, der sich mit Selbstzweifeln plagt. „Mit etwas Abstand werde ich mir die Spiele noch einmal möglichst objektiv im Hinblick auf meine Entscheidungen anschauen. Ich habe schon den Anspruch an mich, von außen Einfluss aufs Spiel nehmen zu können.“ Gerade in den zweiten 30 Minuten vieler Spiele verpufften jedoch seine Ansprachen in den Auszeiten. „Tobi hat den Zugang zur Mannschaft verloren, obwohl das Verhältnis stimmte“, sagt Weis.
Der Abteilungsleiter darf sich über die Feiertage zusammen mit dem Sportlichen Leiter Reiner Haug nun auf die schwierige Trainersuche begeben. Co-Trainerin Melanie Haug wird vorerst übernehmen. Weis kündigte zudem einen hochkarätigen Neuzugang in der Winterpause für Außen und Rückraum Mitte an. „Wir sind an allen Fronten aktiv“, sagt Weis.
Trennung zum Saisonende war schon vor einigen Wochen vereinbart worden
Dass Gärttner den Verein am Saisonende ohnehin verlassen würde, hatte der Oedheimer bereits Anfang November mitgeteilt. „Meine Pause nach der Trainerzeit in Flein war womöglich zu kurz. Mich zieht es nicht mehr so in die Halle und ich hätte gerne wieder mehr Zeit für meinen Sport“, erklärt der ambitionierte Triathlet seine Gründe. Gärttner hatte nach drei Jahren als Trainer der Fleiner Frauen im Sommer 2023 aufgehört. Nach der Entlassung von Bühler übernahm er im November 2023 dessen Amt in Bönnigheim. Nach gut einem Jahr ist bereits wieder Schluss. „Ich werde jetzt definitiv erst einmal pausieren“, kündigt Gärttner an. Mit Blick auf den TSV fügt er an: „Ich hoffe jetzt, dass die Mädels die Kurve kriegen. Ich werde weiterhin die Daumen drücken.“