Weinsbergs Toptalent Alen Hadzimuhamedovic wechselt zu Bundesligist SG BBM Bietigheim
Alen Hadzimuhamedovic wagt den großen Sprung von der vierten in die erste Liga. Bietigheims Sportlicher Leiter Jochen Zürn bescheinigt dem 18-Jährigen eine „brutale Entwicklung“.
Manchmal geht es im Handballer-Leben ganz, ganz schnell. Anfang der Woche dachte Alen Hadzimuhamedovic noch, er werde am Samstag (19.30 Uhr) mit Regionalligist TSV Weinsberg in der Stadthalle Neuenbürg auflaufen. Doch weit gefehlt: Der 18-Jährige wird stattdessen in der Ege-Trans-Arena sein Bundesliga-Debüt im Kellerduell zwischen der SG BBM Bietigheim und dem 1. VfL Potsdam feiern.
„Erst war ich überrascht, dann habe ich mich riesig gefreut“, sagte Alen Hadzimuhamedovic am Freitag vor dem Abschlusstraining des Bundesligisten. Bereits seit Monaten trainiert das Top-Talent regelmäßig bei den Profis mit. So auch am Montag, als sich Linkshänder Dominik Claus schwer an der Schulter verletzte und mit dem Rettungswagen direkt ins Krankenhaus gebracht werden musste.

SG BBM Bietigheim hat aus Fehlern der Vergangenheit gelernt
Der Ausfall des zweitbesten Feldtorschützen der SG BBM wog vor dem von Trainer Iker Romero zum „Finale“ im Abstiegskampf auserkorenen Duell mit den Potsdamern schwer. Umso bemerkenswerter, dass sich die Bietigheimer dazu entschlossen haben, ihr Vertrauen in ein 18-jähriges Talent zu setzen, das ursprünglich erst im Sommer wechseln sollte, statt kurzfristig einen gestandenen Profi zu verpflichten.
„Erstens wollen wir Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen. Zweitens trainiert Alen fast seit Saisonbeginn bei uns mit, ist vollwertiges Mitglied im Kader und entwickelt sich brutal gut“, erklärt der Sportliche Leiter Jochen Zürn die Entscheidung. Natürlich erwartet auch der langjährige Trainer des TSB Horkheim nicht, dass Hadzimuhamedovic nahtlos die Führungsrolle von Claus übernimmt. „Ich bin mir aber sicher, dass er selbst in ein paar Spielminuten wertvoll für uns werden kann. Er bringt alle Voraussetzungen mit und kann ohne jeden Druck aufspielen“, sagt Zürn.
Weinsbergs Toptalent Alen Hadzimuhamedovic steckt voll im Abitur-Stress
Der Sprung aus der viertklassigen Regionalliga in die Eliteklasse ist aber selbst für den mit 250 Toren einsam führenden Regionalliga-Top-Torschützen gewaltig. „Ich erwarte nichts. Es kommt, wie es kommt. Wenn ich nur zehn Sekunden auf dem Feld bin, werde ich trotzdem alles geben, damit Bietigheim das Spiel gewinnt“, versichert Hadzimuhamedovic und korrigiert sich gleich: „Damit wir das Spiel gewinnen.“
Sich so schnell auf und abseits des Spielfelds umzustellen, ist eben gar nicht so einfach, zumal der Rückraum-Spieler auch noch voll im Abitur-Stress steckt. Inwieweit sich das mit langen Auswärtsreisen des Bundesliga-Teams teils unter der Woche vereinbaren lässt, bleibt abzuwarten.
Teamkollegen in Weinsberg haben sich mit Alen Hadzimuhamedovic gefreut
In dieser Woche war Hadzimuhamedovic ohnehin etwas anderes viel wichtiger. Am Mittwochabend teilte er seinen Weinsberger Teamkollegen mit, dass er fortan Bundesliga spielen wird. „Mir fällt es überhaupt nicht leicht, die Mannschaft zu verlassen. Es haben aber alle toll reagiert und sich mit mir gefreut“, erzählt der Rechtshänder.
Zuvor hatte bereits der Verein grünes Licht für seinen vorzeitigen Abgang gegeben, der bei U 23-Spielern auch nach Ablauf der eigentlichen Wechselfrist möglich ist. „Wir verfahren nach der Devise, dass im Zweifel immer dem Spieler die nächste Stufe in seiner Entwicklung ermöglicht wird“, erklärt Abteilungsleiter Marco Horst, der das TSV-Top-Talent mit „zwei lachenden Augen“ ziehen lässt. „Würden wir noch tief im Abstiegskampf stecken, hätten wir schon länger überlegen müssen“, gibt Horst zu. Nicht zuletzt dank Dreh- und Angelpunkt Hadzimuhamedovic dürfte der Tabellenzehnte sechs Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt aber praktisch sicher haben. Dadurch fällt der vorzeitige Abschied leichter.