Fans mit deutlicher Kritik an Falken-Führung: „Andere Strukturen wären nicht schlecht“
Die Unterstützung der Fans der Heilbronner Falken ist nach der verweigerten Lizenz für die Eishockey-Oberliga groß, die Zweifel an den handelnden Personen aber auch. Das sind ihre Kritikpunkte.
Bereits im Bauch ihrer Mutter war Eileen Eitel bei Spielen der Heilbronner Falken dabei. Mit drei oder vier Jahren stand sie das erste Mal selbst auf der Tribüne im alten Heilbronner Eisstadion – auf einer umgedrehten Getränkekiste, damit sie über die Bande sehen konnte.
„Ich kenne nichts Anderes als Eishockey in Heilbronn, das bin einfach ich“, berichtet der Fan des Unterländer Oberligisten. „Ich komme seit mehr als 20 Jahren zu den Falken und kann es mir nicht vorstellen, nicht mehr ins Eisstadion zu gehen. Deshalb fällt es mir ganz, ganz schwer, die Situation gerade in Worte zu fassen.“
Nach Crowdfunding-Aktion: Erneuter Appell an Fans der Heilbronner Falken
Mut hat da auch nicht die Rede von Franz Böllinger bei der Kundgebung auf dem Kiliansplatz gemacht, bevor der Fanmarsch in Richtung Eisstadion gezogen ist. Zu klamm scheint die Kasse der Falken zu sein. Der geschäftsführende Gesellschafter ließ durchblicken, dass die Vereinsführung aktuell zwar die Löcher gestopft hat, dass perspektivisch dadurch aber neue aufgerissen werden.
Sein Appell deshalb an die Fans: „Wir benötigen noch mehr Engagement der heimischen regionalen, aber auch überregionalen Wirtschaft als Partner. Da können wir, aber auch jeder aus dem Kreis der Fans hier etwas tun und Kontakte vermitteln. Und woran wir alle gemeinsam arbeiten können, ist, dass wir mehr als 2000 Zuschauer ins Eisstadion bringen – auch wenn es mal ein Leistungstief gibt oder wenn es gegen sportlich vermeintlich schwächere Gegner geht.“
Fans der Heilbronner Falken fragen sich, wie hoch die Altlasten sind
Immer wieder kopfschüttelnd verfolgte Alexander Möck die Rede von Böllinger. „Das eigentliche Thema ist nicht zur Sprache gekommen: Warum wurde versäumt, Altlasten abzubauen? Warum wurde versäumt, Dokumente rechtzeitig einzureichen?“, moniert der Schwaigerner. „Das sind Themen, die nicht von heute auf morgen gekommen sind, sondern schon seit zwei, drei Jahren über dem Verein schweben.“
Der Eishockey-Fan spricht den handelnden Personen sogar die Qualität ab, einen Profi-Club zu leiten. „Entweder hat man die Situation nicht ernst genommen oder man hat die Fähigkeiten nicht, so einen Verein zu führen“, ärgert sich Möck. „Ich bin auch der Meinung, so ein Club braucht einen Geschäftsführer – jemanden, der wirtschaftlich Ahnung hat, der mit Geld umgehen und Sponsoren akquirieren kann.“
Fan-Forderung nach einem Geschäftsführer bei den Heilbronner Falken
Ins gleiche Horn bläst Falken-Fan Marvin Fuchs: „Andere Strukturen in der Geschäftsleitung wären nicht schlecht. Mit einem Geschäftsführer wären wir wahrscheinlich nicht in der Position, in der wir gerade sind.“ Und Kathrin Forray, die 2017 das erste Mal bei einem Pre-Playoff-Spiel gegen Dresden bei den Falken war, ergänzt: „Eine 80-Stunden-Arbeitswoche ist unwahrscheinlich – auch für solche Leute wie die Gesellschafter.“
Dem Wunsch der Fans erteilt Böllinger aber eine Abfuhr. „Es wird kein Geschäftsführer engagiert“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter und lässt durchblicken, dass für die Besetzung der Stelle aktuell kein Geld vorhanden ist. Außerdem weist er Kritik zurück, dass er und seinen Mitstreitern die Fähigkeiten fehlen würden, einen Profi-Sportverein zu lenken: „Die Falken sind nicht führungslos.“
Falken-Anhänger mahnen fehlende Transparenz an
Neben der Forderung nach einem Geschäftsführer liegt den Fans noch ein anderes Thema sehr am Herzen: noch mehr Offenheit. „Ich wünsche mir viel mehr Transparenz“, sagt Eitel. „Hol deine Fans ab. Die stehen hier auf dem Kiliansplatz und am Eisstadion, weil sie hier stehen wollen, weil sie den Verein unterstützen. Dann sei auch ehrlich und sag, was Sache ist.“
Denn „wir wissen immer noch nicht alles“, ergänzt Forray. „Ich verstehe, dass wir nicht alle Einzelheiten kennen müssen. Aber wie lautet zum Beispiel die Antwort auf die Frage: Für welchen Zweck haben wir Fans die 100.000 Euro gesammelt? Es gab ja verschiedene Ecken, an denen man anpacken musste.“ Und Marvin Fuchs ist sich sicher: „Wir wissen immer noch praktisch nichts – zum Beispiel, wie viele Altlasten noch da sind.“