Keine Partie für Herzschwache – Heilbronner Falken gewinnen gegen Erfurt
3:1 geführt, 3:4 zurückgelegen, am Ende gewinnen die Heilbronner Falken das erste Duell in der Playoff-Achtelfinal-Serie gegen Erfurt. Die Partie ist nichts für Herzschwache.

Selbst beim letzten Bully im Mittelkreis vier Sekunden vor Schluss mussten die Falken noch zittern. Der glückliche 6:5 (2:1, 2:3, 2:1)-Auftaktsieg im Playoff-Achtelfinale der Oberliga gegen die Black Dragons aus Erfurt war keine Partie für Herzschwache. "Wir haben nicht gut angefangen, waren ein bisschen nervös. Wer geglaubt hat, wir gewinnen hier locker 7:1, weiß jetzt, wie gut der Gegner ist", sagte Falken-Trainer Frank Petrozza. Am Dienstag (20 Uhr) steigt Spiel zwei in der Best-Of-Five-Serie in Erfurt.
Wer einen Selbstläufer erwartet hatte, wenn der Süd-Zweite auf den Nord-Achten trifft, sah sich schnell getäuscht. Die ersten Minuten gehörten klar den Gästen, die Falken wirkten fahrig. Das frühe Forechecking der Erfurter gefiel den Heilbronnern gar nicht, das Angriffsspiel kam nicht in Gang. Wenig hilfreich war in der Anfangsphase eine vierminütige Unterzahl, weil sich Niklas Jentsch gleich zwei Fouls in kurzer Folge leistete. Die Strafen waren fast schon abgelaufen, als es doch passierte: Carl Zimmermann staubte vor dem Tor zum 1:0 für die Gäste ab (6. Minute).
Heilbronner Falken gewinnen gegen Erfurt: Die Energie von den Rängen überträgt sich aufs Eis
Die Fans reagierten sofort. Von beiden Tribünenseiten schallte es "HEC" Richtung Spielfeld. Die Energie von den Rängen übertrug sich langsam aufs Eis, besonders auf einen: Freddy Cabana. Der Kapitän nutzte gleich die erste klare Chance seines Teams zum 1:1-Ausgleich. In Baseball-Manier nahm der Kapitän eine Scheibe gekonnt aus der Luft.
Der Treffer gab etwas mehr Sicherheit. Zudem reagierte Petrozza und stellte Cabana zwischen Robin Just und Niklas Jentsch. Doch bei den Bullys und in den Zweikämpfen blieben die Gäste weiterhin stark. Wie es ganz einfach gehen kann, demonstrierten dann die Routiniers. Mit einem klugen Pass überspielte Just den gegnerischen Forecheck, Cabana lief von Außen mit Scheibe vors Tor, verzögerte bis Erfurts Goalie Konstantin Kessler aus dem Spiel war und schob zum 2:1 ein (16.). 73 Jahre Lebens- und Eishockey-Erfahrung zahlen sich eben manchmal aus.
Erfurt kommt nach individuellen Aussetzern der Falken zurück
Das Mitteldrittel hatte gerade begonnen, da rappelte es zum dritten Mal hinter Kessler. Pontus Wernerson Libäck staubte ähnlich wie Cabana beim 1:1-Ausgleich aus der Luft ab.
Nun schien die Partie die erwartete Richtung zu nehmen. Das dachten wohl auch die Spieler, anders waren die nun folgenden individuellen Aussetzer kaum zu erklären. Den 2:3-Anschluss leitete Benedikt Jiranek mit einem Fehlpass ein. Fritz Denner traf in der Folge per Bauerntrick durch die Beine von Patrick Berger im Heilbronner Tor (27.). Nur 70 Sekunden später erzielte Harrison Reed den 3:3-Ausgleich (29.). Vorausgegangen war ein Fehlpass von Linus Wernerson Libäck.
Die Falken hatten den Gegner selbst wieder stark gemacht. In den ersten beiden Überzahlspielen gelang den Gastgebern wenig. Jentsch hatte Pech, dass Kessler eine Scheibe noch an die Latte lenken konnte (33.). In der 38. Minute bekamen die Erfurter ihre dritte Überzahlgelegenheit und trafen zum zweiten Mal. Santeri Haarala setzte einen Strahl zum 4:3 ins kurze Eck, Berger sah nicht gut aus (38.). Für das beste Unterzahlteam der Oberliga Süd wahrlich kein Ruhmesblatt.
Thomas Supis trifft vier Sekunden vor der Pause zum wichtigen 4:4
Vier Sekunden vor dem Ende des Mitteldrittels gelang Thomas Supis noch der wichtige 4:4-Ausgleich. Sein Schuss in Überzahl wurde noch von einem Erfurter abgefälscht, Kessler war chancenlos. "Das war ein extrem wichtiges Tor", gab Petrozza hinterher zu. Vier Restsekunden, 18 Minuten Pause und 47 weitere Sekunden im Schlussdrittel - in Summe also nicht mal eine Spielminute dauerte es, ehe die Falken wieder vorne waren. Pontus Wernerson Libäck zog nach einem Puckgewinn im gegnerischen Drittel trocken ins kurze Eck zum 5:4 ab (41.).
Den Fehler, nun zu glauben, auf der Siegerstraße zu sein, begingen die Falken in der Folge kein zweites Mal. Richtigerweise versuchten sie, Puck und Gegner laufen zu lassen. Bei einem Solo von Haarala hatten sie Glück, konnten den Finnen in letzter Sekunde von der Scheibe trennen (52.). Ansonsten hielten die Unterländer die Thüringer weitgehend vom eigenen Tor fern, so dass die Gäste auch in der Schlussphase keine Gelegenheit bekamen, ihren Goalie vom Eis zu nehmen. 50 Sekunden vor dem Ende nutzte Jentsch einen der wenigen Fehlpässe der Erfurter im Aufbau zum entscheidenden 6:4 (60.).
Es passte zum Spiel der nie aufgebenden Gäste, dass ihnen vier Sekunden vor der Schlusssirene sogar noch einmal der 5:6-Anschuss gelang. Dabei blieb es.
Tor: Berger, Kapteinat; Abwehr: Mapes - B. Jiranek, Pavlu - Supis, Zernikel - Krenzlin, Kuschel; Angriff: L. Wernerson Libäck - Uski - P. Wernerson Libäck, Jentsch - Just - Dell, Verelst - Cabana - V. Jiranek, Hecht, Haas.
Tore: 0:1 (6.) Zimmermann, 1:1 (9.) Cabana, 2:1 (16.) Cabana, 3:1 (21.) P. Wernerson Libäck, 3:2 (27.) Denner, 3:3 (29.) Reed, 3:4 (38.) Haarala, 4:4 (40.) Supis. 5:4 (41.) P. Wernerson Libäck, 6:4 (60.) Jentsch, 6:5 (60.) Mannes
Schiedsrichter: Erich Singaitis, Artur Votler.
Strafminuten: 10/8. Zuschauer: 2389.