Hoffenheimer Ultras auf Konfrontationskurs
Beim Bundesliga-Heimspiel gegen Leverkusen waren zahlreiche Protest-Banner der Südkurven-Fans von "Young Boyz 07" zu sehen. Der Unmut richtet sich gegen Dietmar Hopp und die Geschäftsführung. Die Kritisierten haben auf Anfrage der Heilbronner Stimme reagiert.

Es gibt viele Fans der TSG 1899 Hoffenheim, die momentan besorgt sind. Ein schneller Blick auf die Bundesliga-Tabelle reicht, um nach zehn sieglosen Punktspielen in Folge die brenzlige Lage an der Kante zur 2. Liga zu erkennen. Die Südkurven-Ultras von "Young Boyz 07" haben beim Spiel gegen Bayer Leverkusen ihren Unmut unübersehbar öffentlich gemacht − aber ihnen geht es um weit mehr als das, was im Zahlen-Sammelsurium des Erstliga-Klassements ausgedrückt wird.
Kritik an Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp
Gleich zu Beginn der Partie machten die Ultras mit einem Banner deutlich: "Wenn Dietmar senkt den Daumen, muss auch André daran glauben!" Es war das erste Spiel ohne André Breitenreiter als Cheftrainer. Ihn hatten die Bosse der TSG nach dem 2:5 in Bochum wegen Erfolglosigkeit freigestellt.

Der Hoffenheimer Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp, inzwischen 82 Jahre alt, ist als milliardenschwerer Geldgeber traditionell ein gewichtiger Faktor in Entscheidungsprozessen beim Kraichgau-Bundesligisten. Die Kritik von "Young Boyz 07": "Das weckt Erinnerungen an antike Zeiten: Wie im im Kolosseum im alten Rom" könne Hopp "noch seinen Daumen heben oder senken, um so über Leben und Tod des Gladiators zu entscheiden".
Der zentrale Vorwurf der Ultras: "Oft zitiert und auch bei der TSG sehr passend, stinkt der Fisch vom Kopf her: Fachmännische Expertise im Verein wurde durch Strohmänner Dietmar Hopps ersetzt, die nur nach seinem Interesse handeln." Man wolle sich "nicht ausdenken, wie viele gute Vorschläge und Ideen bisher an Dietmar Hopps Ego gescheitert sind".
Zweifel an der Qualität der Geschäftsführung
Mitte der ersten Halbzeit konnte man beim Blick Richtung Südkurve der Sinsheimer Arena dann lesen: "Alex Rosen − das nächste Bauernopfer einer realitätsfernen GF?"
Die Geschäftsführung der TSG Hoffenheim ist den Ultras suspekt geworden. In einer umfangreichen Stellungnahme zur Protestaktion schreiben sie: Die Geschäftsführung "wurde während bzw. kurz nach der sportlich erfolgreichsten Phase unseres Vereins in der ersten Liga immer weiter ausgehöhlt und umgebaut. Fachkompetenz und Nähe zu Mannschaft und Fans, damals verkörpert durch den Zuzenhäuser Dr. Peter Görlich, wurden ersetzt durch Nähe zum Gesellschafter in Person von Denni Strich." Der kam vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Bundesligisten aus dem Kraichgau.
TSG-Sportchef Alexander Rosen ist seit zehn Jahren in der Verantwortung für die Hoffenheimer Profis. Durch die allzu dominanten Erfolglosigkeiten seiner Trainer-Kandidaten Alfred Schreuder, Sebastian Hoeneß und André Breitenreiter ist Rosen in den Medien in die Kritik geraten. Die Ultras von "Young Boyz 07" sehen im Profifußball-Direktor des Bundesligisten allerdings eine positive Figur. Rosen sei derjenige, "der maßgeblichen Anteil an der sportlich und finanziell erfolgreichsten Ara der TSG hat, der sich äußert, Verantwortung übernimmt und die Probleme auch vor laufender Kamera anspricht".
Man könne nur hoffen, so die Ultras aus der Südkurve, dass dieser Mann "nicht der nächste ist, der aufgrund seiner Meinungsstärke vom Hof gejagt wird".
Es lief die 35. Minute des Spiels gegen Bayer Leverkusen, als die Fans drei zusammengehörende Banner entrollten. "Mayer und Strich: Wer Angst um den Job mit Loyalität zu Hopp verwechselt, schwimmt wie tote Fische mit dem Strom!" Gemeint sind die Geschäftsführer Denni Strich (Marketing) und Prof. Dr. Jan Mayer (Unternehmensentwicklung). Komplettiert wird die Hoffenheimer Geschäftsführung durch den für die Finanzen zuständigen Frank Briel.
Reaktion der Hoffenheimer Verantwortlichen
Auf Anfrage der Heilbronner Stimme haben sich Jan Mayer und Alexander Rosen zu den Unmutsbekundungen der Fans geäußert. "Wie wir alle, sind auch die Fans enttäuscht. Sie dürfen natürlich kritisieren. Dazu sollte die Kritik aber zumindest ansatzweise den Kern treffen", meinte Mayer. Die angesprochenen Punkte seien "in weiten Teilen von Unkenntnis interner Abläufe und Zusammenhänge geprägt, einige Behauptungen schlicht falsch". Man stehe seitens der TSG "mit dem Fanbeirat in einem regelmäßigen Austausch" und werde den Dialog "vor dem Hintergrund der vergangenen Tage noch einmal intensivieren", so TSG-Geschäftsführer Mayer, der innerhalb des Gremiums für die Kommunikation mit den Fans verantwortlich ist.
Der Hoffenheimer Sportchef Alexander Rosen ließ verlauten: "Unsere Arbeit ist gerade in den vergangenen Wochen von einem Zusammenhalt geprägt, der noch enger ist als je zuvor." Man agiere "abgestimmt" und habe "gemeinsam ein klares Ziel": die TSG Hoffenheim bestmöglich zum Erfolg zu führen.