Werden Unterland und Teile Hohenlohes bald ein gemeinsamer Fußball-Bezirk?
An diesem Mittwochabend stimmen Delegierte über die geplante Strukturreform des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV) ab. Dies könnte weitreichende Folgen für Hohenlohe und das Unterland haben. Wir geben einen Überblick über die Planungen.

An diesem Mittwochabend entscheidet sich, wohin die Reise im Unterländer und Hohenloher Amateurfußball geht. Beim Außerordentlichen Verbandstag des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) wird in der Stuttgarter Carl-Benz-Arena über die geplante Spielklassen- und Strukturreform abgestimmt, die ab der Saison 2024/25 greifen soll. Für die Vereine aus der Region könnte es weitreichende Folgen haben. Ein Überblick über die Sachlage.
Warum hat der WFV überhaupt eine Reform geplant?
Sinkende Mannschaftszahlen und immer mehr Spielgemeinschaften vor allem im Jugendbereich in Württemberg geben Anlass zur Sorge. Zwar sollte es pro Bezirk für ein idealtypisches Spielsystem mindestens 104 bis 190 Mannschaften geben. Dies könnte in einigen Jahren aber nicht mehr überall der Fall sein. Deshalb wurde ein neues Konzept erarbeitet. Angefangen wurde damit 2015. Durch die Corona-Pandemie wurde die Abstimmung, die eigentlich am 8. Mai 2021 stattfinden sollte, nach hinten geschoben.
Welche Änderungen sind geplant?
Momentan wird bei 16 Bezirken in Württemberg mit einer Verbandsliga, vier Landesligen, 16 Bezirksligen und den untergeordneten Kreisligen gespielt. Dies soll geändert werden. Eine Verbands- und vier Landesligen bleiben bestehen. Doch die Zahl der Bezirksligen - und damit auch die der Bezirke soll auf 12 reduziert werden. Und da trifft es nun Hohenlohe und auch das Unterland. Für die Beschlussfassung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig.
Welche Folgen hat die Reform für die Vereine der Region?
Nach den Plänen des Verbandes wird es in Zukunft keinen Fußball-Bezirk Hohenlohe mehr geben. Dieser wird geteilt. Die Bereiche Bad Mergentheim, Künzelsau, Öhringen verschmelzen mit dem Unterland zu einem neuen Bezirk. Die Bereiche Crailsheim und Schwäbisch Hall sollen mit Rems-Murr zusammenspielen. Und warum das? Weil die Reformkommission Schiedsrichtergruppen als kleinste Einheit zu Grunde legt und die Neueinteilung nach diesen vorgenommen hat. Das Problem dabei: Beim Zusammenschluss von Unterland und Hohenlohe entsteht ein lang gezogener Bezirk.
Würden die Ligen im aktuellen Zustand zusammengelegt, hätte beispielsweise der Unterländer Bezirksligist SG Stetten-Kleingartach einen Anfahrtsweg zur SGM Weikersheim/Schäftersheim/Laudenbach von rund 113 Kilometern bei einer Fahrtzeit von knapp eineinhalb Stunden. Einfache Strecke wohl gemerkt. Das sind zwar nur Einzelfälle, stößt aber natürlich nicht überall auf Zustimmung. Zumal beide Bezirk aktuell keine problematischen Zahlen haben. Ein weiteres Beispiel: Auf den Landesliga-Absteiger SV Leingarten würden nach Weikersheim 95 Kilometer zukommen - mehr als zu jedem Landesligaspiel.
Bleiben die anderen Ligen unangetastet?
So hieß es bisher. Doch nun dürfte es anders kommen. Zu den aktuellen drei A-Ligen im Unterland gesellen sich rund 20 Vereine aus den Hohenloher A-Ligen, was eine teilweise Vermischung von Teams beider Bezirke unvermeidbar macht. Und so wären auch in den A-Ligen deutlich weitere Wege erforderlich. Ob die Anzahl der A-Ligen erhöht werden kann, ist unklar. Im idealtypischen Spielsystem des WFV ist immer die Rede von einer Bezirksliga, drei A-Ligen und sechs B-Ligen.
Wie sehen es die Bezirks-Verantwortlichen?
Ralf Bantel (Vorsitzender Bezirk Hohenlohe) war von Anfang an verärgert über die Vorgehensweise. Ein Dialog, ein Austausch über die Folgen hat von Seiten der Kommission aus nie stattgefunden. Später signalisierte man vom Verband Gesprächs- und Kompromissbereitschaft. Aber es geschah wenig. "Jetzt sehen wir mal, was auf uns zukommt", sagt Bantel. Der Verband hat es nicht geschafft, die Verantwortlichen ins Boot zu holen, für eine klare Aufklärung zu sorgen und damit vielleicht Ängste zu nehmen. Bei der Delegierten-Versammlung vor einigen Wochen gab es nur Werbung für die Reform. "Das war nicht unerwartet, aber enttäuschend", sagt der Hohenloher Bezirksspielleiter Hartmut Megerle. "Man muss ja sehen, dass es ein Konzept ist, das vor Corona entstand. Aber es muss jetzt eine Entscheidung her, egal wie sie ausfällt."
Klar ist, die Hohenloher Verantwortlichen sind nicht von der Reform überzeugt. "Die Auswirkungen sind auf das Unterland noch größer", meint Megerle. "In Hohenlohe sind die Vereine weite Fahrten gewohnt. Im Unterland ist bisher alles sehr kompakt zusammen." "Wir können uns jetzt der Thematik freiwillig stellen, oder sie holt uns in ein paar Jahren sowieso ein", sieht Dirk Purucker, Vorsitzender des Fußballbezirks Unterland, Handlungsbedarf. "In mir schlagen zwei Herzen. Da gibt es unter anderem das Thema Fahrtkosten, da kommt was auf die Vereine zu. Aber aus Sicht des Spielbetriebs geraten wir in absolute Not, weil der Abwärtstrend bei den Mannschaftszahlen anhält. Und dann haben wir irgendwann Staffeln mit nur noch zehn Mannschaften, da kann man dann nicht mehr von einem wettbewerbsorientierten Fußballbetrieb sprechen."

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