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Geplante Reformen im Württembergischen Fußball-Verband (WFV) finden bei Funktionären wenig Zustimmung

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Die mögliche Aufteilung des Fußball-Bezirks Hohenlohe und die geplante Zusammenlegung von Teilen mit dem Unterland sorgen bei Vereins-Verantwortlichen für Bedenken. Doch warum?

 Foto: Berger, Mario

2019 stellte der Württembergische Fußballverband auf Regionalkonferenzen die Bezirks- und Spielklassenreform vor. Die Informationsveranstaltung für das Unterland, Hohenlohe, Stuttgart und Rems-Murr wurde in Frankenbach unter mäßiger Beteilung der Vereine durchgeführt. Jetzt kommt das Erwachen mit Reformen, die nur wenige befürworten. Im Unterland beklagen Funktionäre weite Auswärtsfahren bis Künzelsau und bis hinter Bad Mergentheim hinaus - das würde auch die Kreisligen A1 und A2 treffen, die ebenfalls aus Vereinen beider Bezirke zusammengesetzt werden würden.

Vereine am Rand befürchten unzumutbare Entfernungen

"Es ist ein Unding, wenn ich bis nach Künzelsau fahren soll, das ist Fans und Spielern nicht zumutbar", stellt sich Willi Doster (Funktionär SG Stetten-Kleingartach), gegen die geplanten Reformen, auch weil es dann deutlich weniger zuschauerträchtige Derbys gebe. "Die kleinen Vereine leben auch von den Zuschauern", weiß Doster, dass weite Anfahrtswege auch weniger Besucher auf dem Sportplatz bedeuten. "Da wurde an den Vereinen vorbeigeplant", ärgert sich Doster, der aufgrund der räumlichen Nähe zum Fußballkreis Sinsheim meint, man müsse "sich ernsthaft Gedanken machen" nach Baden zu wechseln.


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Werden Unterland und Teile Hohenlohes bald ein gemeinsamer Fußball-Bezirk?


Ich habe mit Spielern darüber gesprochen", berichtet Sinan Külüslü, Abteilungsleiter des Friedrichshaller SV, dass "kaum einer glücklich" darüber ist, deutlich weitere Strecken fahren, Zeit und Geld aufwenden zu müssen. Es sei in der heutigen Zeit zudem ein enormer Unterschied, ob ich sonntags drei Stunden für mein Hobby opfern muss, oder wegen weiterer Anfahrtswege deren fünf oder sechs, macht Külüslü deutlich und ist daher "gegen die Reformen", so wie sie umgesetzt werden sollen.

Die zukünftigen Fahrtstrecken würden teilweise über 100 Kilometer betragen - einfache Strecke

Im Unterland ist der TSV Botenheim in die Bezirksliga aufgestiegen, schafft die SGM Taubertal/Röttingen das bis zur Saison 2024/25 auch und beide Team treffen in einem Nachholspiel unter der Woche aufeinander, sind es nicht nur rund 120 Kilometer Anfahrt - das Sportgelände des an dieser SGM beteiligten TSV Röttingen liegt im Bundesland Bayern - die zu bewältigen sind. So mancher Spieler müsste einen halben Tag Urlaub nehmen, um pünktlich am Spielort zu sein. "Das ist eine Katastrophe", sagt Hagen Gärttner auch vor dem Hintergrund der immer teurer werdenden Mobilität und der Umweltproblematik.

Spielt Fabio Gebhard (links außen) von der SG Stetten-Kleingartach 2024/25 gegen die SGM Weikersheim und deren Torhüter Daniel Schober?
Fotos: Bertok/Schmerbeck
Spielt Fabio Gebhard (links außen) von der SG Stetten-Kleingartach 2024/25 gegen die SGM Weikersheim und deren Torhüter Daniel Schober? Fotos: Bertok/Schmerbeck  Foto: Herbert Schmerbeck

Reform-Diskussionen wurden lange unterschätzt

Auch stellt sich die Frage, ob die Spieler dann noch bereit sind, die erhöhten Fahrtkosten noch selbst zu tragen. Der Botenheimer Abteilungsleiter hatte im Vorfeld die Reform-Diskussion unterschätzt und gedacht, "das verläuft sich irgendwann im Sand".

Ähnlich erging es zu Beginn der Vorstellung auch vielen Hohenlohern. Zumal der WFV vor allem die Vorteile anpries und die Nachteile eher verschwieg oder lapidar abwiegelte. "Für den Bezirk Hohenlohe ist es eine Katastrophe", sagt Karlheinz Weidmann, Vorsitzender des FSV Hollenbach. Mit der zweiten Mannschaft in der Spielgemeinschaft mit Mulfingen wäre auch der FSV betroffen, der aktuell in der Verbandsliga spielt. "Ich verstehe es nicht ganz, dass ausgerechnet ein großer und gut funktionierender Bezirk aufgesplittet werden soll. Der Verband will da einfach sein System durchziehen. Es wird mit Sicherheit für einige Vereine noch schwerer, Spieler bei der Stange zu halten und ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden."

Es gibt nicht nur kritische Stimmen

Nicht alle stehen der Reform nur kritisch gegenüber. Thilo Baier, Abteilungsleiter der SG Sindringen/Ernsbach meint: "Wir müssen akzeptieren, was entschieden wird und nehmen es, wie es kommt. Für uns wird sich, was die Fahrtstrecken anbelangt, nicht viel ändern. Wir sind ja an der Grenze zum Unterland. Das könnte uns sogar mehr Derbys bringen." Aber er kann sich auch in die anderer Vereine hineinversetzen: "Ich verstehe den Ärger von den Vereinen, die am Rand liegen und von den Verantwortlichen, die im Bezirk gute Arbeit geleistet haben. Da habe ich volles Verständnis, wenn man den Ist-Zustand halten will. Und ich kann mir vorstellen, dass es für Vereine wie Creglingen hart wird."

Auch für den TSV Zweiflingen, der momentan in der A1 spielt, dürfte sich wenig ändern. Statt nach Schwäbisch Hall geht es eben ins Unterland. Aber es sind andere Dinge, die den Sportlichen Leiter Sebastian Nadig stören. "In Hohenlohe ist die Welt noch in Ordnung. Deshalb habe ich Bedenken, wenn ein funktionierender Bezirk, in dem jahrelang gute Arbeit geleistet wird, kaputt gemacht wird. Das Schöne am Fußball ist, dass man sich kennt und nach dem Spiel noch zusammensitzt. Über Jahre hinweg haben sich Freundschaften entwickelt." Und die zu den Vereinen aus dem Haller Bereich werden über kurz oder lang einschlafen. Und es wird dauern, bis sich die Unterländer und Hohenloher angenähert haben. "Für mich klingt das wie eine Bestrafung", sagt Nadig.

 
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