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Verbandsstrukturreform beschlossen: Für die Fußballer der Region wird sich in Zukunft einiges ändern

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Dreieinhalb Stunden wurde Ende Mai in der Stuttgarter Carl Benz Arena diskutiert und schließlich abgestimmt. Dann wurde die Verbandsstruktur- und Spielklassenreform beschlossen. Dies wird einige Auswirkungen für die Amateurfußballer der Region haben. Nicht nur positive.

Um 22.28 Uhr wurde am Mittwochabend das Ergebnis verkündet. Mit 226 Ja-Stimmen oder 79,3 Prozent wurde die geplante Verbandsstruktur- und Spielklassenreform des Württembergischen Fußball-Verbandes beschlossen. Nur 59 Delegierte aus den 16 Bezirken konnten sich zu einem „Nein“ durchringen. Unerwartet war das Ergebnis nicht, da sich in den meisten Bezirken nur wenig ändert. In Hohenlohe und dem Unterland ist dies anders.

Ralf Bantel, Vorsitzender des Fußball-Bezirks Hohenlohe bei einer Rede
Ralf Bantel, Vorsitzender des Fußball-Bezirks Hohenlohe bei einer Rede  Foto: Marc Schmerbeck

Hohenloher Verantwortlichen ist die Enttäuschung deutlich anzusehen

Die Enttäuschung war Ralf Bantel, dem Vorsitzenden des Fußballbezirks Hohenlohe, trotzdem deutlich anzumerken. „Ich kann nicht verstehen, dass gut funktionierende Strukturen auseinandergerissen werden“, meinte er. Denn genau das passiert. Ab der Saison 2024/25 gibt es keinen Bezirk Hohenlohe mehr. Ein Teil wird zusammen mit dem Unterland zu einem neuen Bezirk, ein anderer geht mit Rems-Murr zusammen. Der nach Anzahl der Mannschaften drittgrößte Bezirk in Württemberg ist dann Geschichte. Die Verantwortlichen hatten bis zum Schluss gegen die Reform gekämpft und am Ende doch verloren.

 Ein Kampf für die Vereine

 Den Kampf führten sie nicht für sich, sondern für die Vereine, die den Plänen skeptisch gegenüberstanden. „Es waren gewachsene Gemeinschaften“, sagte der Hohenloher Delegierte Michael Wülk, Abteilungsleiter des SV Gailenkirchen-Gottwollshausen. „Mit Neuhütten sind wir beispielsweise nach den Spielen gerne zusammengesessen. Jetzt haben wir zwei Jahre noch die Gelegenheit dazu, dann spielen die mit dem Unterland zusammen und wir mit Rems-Murr. Aber was will man machen, das ist Demokratie.“ Und die Hohenloher fühlen sich dabei als Verlierer. Freundschaften werden zerbrechen. Bis neue aufgebaut sind, wird dauern.  


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Auf die Vereine werden definitiv weitere Fahrten zukommen. In der Bezirksliga aber auch in den Kreisligen A, auch wenn der Verband immer behauptete, dass es auf diese keine Auswirkungen haben wird. Und genau dies droht auch den Unterländer Vereinen. Es drohen einfache Fahrten von mehr als 100 Kilometern. Aus dem bisher kompakten Bezirk wird ein lang gezogener Schlauch.

„Wir reden heutzutage immer über Nachhaltigkeit, aber was ist nachhaltig daran, wenn Jugendliche oder Erwachsene mehr als 100 Kilometer zu einem Fußballspiel fahren“, sagte Dirk Schlenker vom TSV Weikersheim. Es wird einer der nördlichsten Clubs im neuen Bezirk sein.

Gewisse Härten hat der Verband in Kauf genommen

Verbandsstrukturreform beschlossen: Für die Fußballer der Region wird sich in Zukunft einiges ändern
Verbandsstrukturreform beschlossen: Für die Fußballer der Region wird sich in Zukunft einiges ändern  Foto: Marc Schmerbeck

„Die Beratungen und Empfehlungen basieren auf sachlichen Argumenten. Es geht um die Frage, ob die Reform in Summe gut ist für den Fußball in Württemberg. Es kann dabei nicht ausbleiben, dass es zu Härten kommt“, sagte Steffen Jäger, Vorsitzender der Kommission, die die Pläne erarbeitete.

Seit 2015 wurde an der Reform gearbeitet. Nötig wurde sie wegen sinkender Mannschaftszahlen und weil der Verband befürchtete, dass das idealtypische Spielsystem mit einer Bezirksliga, drei A-Ligen und sechs B-Ligen nicht mehr lange aufrechterhalten werden kann. Die Frage ist, ob dies wirklich hätte sein müssen. Ein Blick zu den badischen Nachbarn (Kreis Sinsheim) zeigt, es geht auch mit einer Kreisliga (die der Bezirksliga entspricht), einer Kreisklasse A und zwei Kreisklassen B.

Verbandsgrenzen sollten aufgehoben werden

 „Das ist keine echte Reform. Ich sage, hebt die Verbandsgrenzen auf. Lasst uns da Fußball spielen, wo Mannschaften sind“, sagte Schlenker. Weikersheim liegt ganz in der Nähe zur badischen Verbandsgrenze. „Hebt die Verbandsgrenzen auf. Lasst uns da Fußball spielen, wo Mannschaften sind.“ Durchaus wahre Worte. Denn braucht es wirklich drei Verbände in einem Bundesland (Württemberg, Baden, Südbaden)? So stellten die Hohenloher schon länger den Antrag, dass der WFV einen Zusammenschluss der Verbände prüfen soll. Damit wurde auch begonnen. Dass es aber bald zu einer großen Lösung kommt, ist eher unwahrscheinlich.    

Nach drei Spielzeiten, die stark von der Corona-Pandemie beeinflusst wurden, folgt nun eine möglicherweise normale Runde. Und dann geht es für die Teams darum, sich zu positionieren. Denn der neue Bezirk wird deutlich mehr Mannschaften als bisher haben – deutlich über 200. Und diese müssen zum Start in der Saison 2024/25 gruppiert werden. Es wird also bald wieder eine besondere Saison anstehen – voraussichtlich mit vielen Absteigern.

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Kommentare

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Jakob Mettendorfer am 26.05.2022 20:20 Uhr

Der Wasserkopf bläst seine Entscheidung übers Land. Bin selbst VFB Mitglied und habe dies schwachsinnige Entscheidung deshalb unbewusst, durch Mitgliedsstärke und damit Stimmmajorität, mitbestimmt! Traurig aber wahr 🤦🏻‍♂️ Der ländliche, aber bestens funktionierende Raum leidet einmal mehr am Lobyismus 🤷🏻‍♂️

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