Aus Hohenlohe und Unterland wird Franken: Neuer Name für Fußballbezirk
Eine Reform reduziert die Anzahl der Fußballbezirke in Baden-Württemberg. Der bisherige Bezirk Hohenlohe verschmilzt in Teilen mit dem Unterland zum Bezirk Franken – das könnte nicht jedem gefallen.
Die erste Spielzeit mit neuer Verbands- und Bezirksstruktur im Amateurfußball rückt näher. Nun ist auch klar, wie der neu zugeschnittene Bezirk heißt, in dem die Teams aus dem Unterland und Teilen Hohenlohes ab Sommer 2024 spielen. Der neue Bezirk drei nennt sich Franken. Das teilt der Württembergische Fußballverband mit. Der Bezirk Unterland ist dann Geschichte und Vergangenheit. Die Zukunft gehört Franken. Dies umfasst ab der Saison 2024/25 fußballerisch die Mannschaften aus den Gebieten Heilbronn, Kocher/Jagst, Künzelsau, Öhringen und Bad Mergentheim.
Auch der Bezirk zwölf setzt sich neu zusammen: Hier spielen in Kürze Vereine aus dem restlichen Hohenlohe (Schiedsrichtergruppen Hall und Crailsheim) sowie aus dem Rems-Murr-Kreis. Der Name lautet: Rems/Murr/Hall. Doch wie verlief jeweils die Namensfindung?
"Wir wollten, dass sich der komplette Bezirk mit dem neuen Namen identifizieren kann", sagt Gunter Korb, kommissarischer Vorsitzender des bisherigen Fußballbezirks Unterland. "Und wir wollten einen kurzen und prägnanten Namen haben, nichts zusammengebasteltes." Korb berichtet, dass es durchaus Diskussionen gegeben habe. Ein siebenköpfiges Gremium aus den bisherigen Bezirken Unterland und Hohenlohe habe sich um die Namensgebung für den neuen Bezirk drei gekümmert. Anlehnungen aus anderen Bereichen standen zur Debatte, etwa Heilbronn-Franken. "Es ist dann immer wieder der Tenor gewesen, dass es diese Namen schon gibt, etwa bei der AOK Heilbronn-Franken."
Neuer Fußballbezirk Franken: Passt das Vereinen aus dem Zabergäu?
Hinzu kommt, dass der Württembergische Fußballverband (WFV) eigentlich keine Stadtnamen in den Bezirksbezeichnungen haben wolle – und nach Möglichkeit auch keine Verbindungen zur alten Namensgebung. Das erwähnt Niko Schwarz, kommissarischer Vorsitzender des bisherigen Fußballbezirks Hohenlohe, der ebenfalls Teil des Gremiums war. "Wir haben ja mit Tauberrettersheim, Biberehren und Röttingen sogar drei Vereine dabei, die im bayerischen Franken liegen. Und Franken zieht sich nun einmal bis nach Heilbronn."
Aber gerade Vereinen aus dem Zabergäu, geografisch ganz im Süden des neuen Gebiets gelegen, könnte die Namensgebung sauer aufstoßen. Das ist auch den Funktionären bewusst. "Ich weiß nicht, ob sie sich dadurch gekränkt fühlen oder sich fragen, was sie mit Franken zu tun haben", sagt Schwarz. "Das Thema ist vielleicht kurzzeitig mal eines, aber eigentlich wollen doch alle nur eins: kicken." Dem WFV habe der neue Name jedenfalls "ganz gut gefallen". Der Vorschlag aus dem neuen Bezirk wurde von Verbandsseite bestätigt. Gunter Korb berichtet, dass es kurz eine Überlegung in Richtung "Zaber-Franken" gab. "Aber das klingt dann wieder so geschwollen. Der Großteil vom neuen Bezirk ist im gefundenen Namen involviert."
In der Facebookgruppe "Unterländer Fußballer" richten sich mehr Kommentare zum Thema gegen die Zusammenlegung als solche, weniger drehen sie sich um die Namensgebung. Auch wenn ein Diskussionsteilnehmer schreibt: "Hätte es doch wenigstens Heilbronn-Franken geheißen, wie bei der IHK. 'Franken' ist die totale Abschaffung einer Identität." Ein anderer schreibt: "Immer mehr Vereine müssen die Jugend abmelden. Darüber würde ich mir mal Gedanken machen, und nicht, ob wir jetzt Franken, Unterland oder sonst wie heißen."
Wichtiger als die Namensfindung ist ein funktionierender Spielbetrieb im Fußballbezirk
"Zwei Partner verbinden sich, das ist wie in einer Ehe und die trägt jetzt eben den Namen Franken", sagt Schwarz. "Und wie in einer guten Ehe muss jeder ein bisschen nachgeben." Wichtiger sei, dass man angesichts von weniger Schiedsrichtern, weniger Mannschaften und Ehrenamtlichen "einen gesunden Spielbetrieb hinkriegt". Über das Zusammenwachsen der Vereine aus dem neuen Bezirk drei macht sich Schwarz keine Sorgen. Eher schon beim neuen Bezirk zwölf Rems/Murr/Hall. Denn Vereine aus der Crailsheimer Gegend könnten sich nicht repräsentiert fühlen.
"Ich bin gespannt, was die Crailsheimer dazu sagen, ob denen das so gefällt", sagt der 51-Jährige. Andere Vorschläge seien Waiblingen/Hall oder Waiblingen/Kochertal gewesen. Schwarz weist aber auf eine ganz andere, mögliche Problematik hin. "Crailsheim und Hall, das sind ländliche Gegenden. Im Bereich Rems/Murr ist das bis Backnang auch der Fall." Aber dann kämen im Stuttgarter Speckgürtel die Stadtvereine wie Fellbach, Backnang, Waiblingen oder Schorndorf. "Stadtvereine denken ganz anders wie wir auf dem Land, da treffen unterschiedliche Charakter aufeinander. Sie ticken anders und wollen zum Beispiel andere Erfolge haben."
Neuer Fußballbezirk Rems/Murr/Hall: Passt das Vereinen aus dem Raum Crailsheim?
Volker Ehrmann ist bei der Spielvereinigung Gröningen-Satteldorf in einem Verein aus dem Crailsheimer Raum aktiv. In Bezug auf den neuen Bezirk zwölf sagt er, ohne freilich für alle Nachbarvereine sprechen zu können: "Ich denke, dass es für die Vereine aus dem Altkreis Crailsheim nicht sonderlich von Bedeutung ist, wie der neue Bezirk heißt." Mit Rems/Murr/Hall könne man leben, da man ja auch Teil des Landkreises Hall sei. "Etwas ganz Neues wird zusammengemischt, für das es keine Anknüpfungspunkte aus dem Verwaltungswesen oder anderen Bereichen gibt." Auch Ehrmann hebt hervor: "Wichtig ist, dass der Spielbetrieb funktioniert." Und das sei durch die neu entstanden Distanzen, "die nicht zu unterschätzen sind", eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Dies gelte umso mehr für den Frauen- und Jugendbereich, wo es weniger Mannschaften gibt als im Herrenbereich.
Volker Ehrmann ist auf Vereinsebene aktiv, im Bezirk hat er keine Funktion. Als klar war, dass der bisherige Bezirk Hohenlohe aufgespaltet werden soll, setzte er sich mit anderen dafür ein, "das Beste für den Altbezirk Hohenlohe herauszuholen". Trotz einem anderen Verständnis. "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Reform nicht richtig ist." Trotzdem gelte es nun, Ideen in der neuen Konstellation einzubringen.
Übrigens gab es auch teils kuriose Ideen bei den Namenssuchen der vergangenen Wochen. "Aus Spaß hat man mal von Holunder gesprochen", berichtet Niko Schwarz. Eine leicht schräge Zusammensetzung aus Hohenlohe und Unterland. "Aber man sollte nicht überdrehen. So ein Name bliebt ja vielleicht 40 Jahre oder länger bestehen." Ein anderes Vorhaben, um zusammenzuwachsen, lässt sich aber sicher angehen. "Das für Franken typische rollende R üben wir beim nächsten Lehrgang."


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